Bewohnerinnen der WG Melange sitzen auf einer Couch
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Soziales

WG gegen Einsamkeit für über 55-Jährige

Die Caritas Wien hat ein neues Projekt gegen Einsamkeit gestartet. In der Seestadt gibt es eine Wohngemeinschaft (WG) für Menschen über 55. Auf 455 Quadratmetern finden insgesamt acht Personen Platz.

Seit vier Wochen wohnt Liselotte in der Seestadt. Sie ist eine der ersten Bewohnerinnen in der „WG Melange“. Sie ist von Oberösterreich nach Wien gezogen, wollte aber nicht mehr alleine leben. „Ich mache das – nach einem Jahr alleine wohnen – als Sozialexperiment und schaue, wie das ist, mit anderen Menschen meines Alters, meiner Interessenslage zusammenzuwohnen.“

Kleine Wohnung als Rückzugsort

Bislang wohnen vier Frauen in der WG. In der Gemeinschaftsküche ist Zeit zum gemeinsamen Kochen und Plaudern. Man kann sich aber auch zurückziehen, denn jede Wohneinheit ist eine kleine Wohnung für sich. „Mir war sehr wichtig, einen Rückzugsort zu haben. Ich habe wirklich eine Wohnung, wo ich alleine sein kann. Wenn ich möchte, komme ich raus und schau, ob jemand da ist.“

Doris wohnt seit eineinhalb Monaten in der Wohngemeinschaft. „Ich bin mir im Klaren, dass Leute in der Stadt sehr schnell vereinsamen, wenn sie alleine wohnen. Und als ältere Frau bin ich mir im Klaren, dass man nicht so leicht mehr Anschluss findet.“

Bewohnerin der WG Melange stellt einen Karton auf ein Bett
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Alle Bewohnerinnen und Bewohner haben eine eigene Wohnung als Rückzugsfläche

Investition in die Gesundheit

Die Wohneinheiten sind unterschiedlich groß, 30 Quadratmeter kosten 560 Euro, 46 Quadratmeter kosten 760 Euro pro Monat, die Energiekosten kommen noch dazu. Nicht billig, aber eine gute Investition in die eigene Gesundheit, heißt es.

Die Pandemie habe gezeigt, dass Menschen soziale Nähe brauchen, sagt Projektleiterin Anna Winklehner von der Caritas. „Es gibt einem Sicherheit und es hilft und trägt letztendlich auch zur psychosozialen und körperlichen Gesundheit bei. Und eigentlich ist es ein Vorbauen von der Caritas. Dass eben die Leute, die hier wohnen, länger keine mobile Pflege brauchen, weil sie sich bei Kleinigkeiten noch im Alltag helfen können.“

„WG Melange“ gegen Einsamkeit

Heute ist der sogenannte „Blue Monday“, der Blaue Montag und angeblich der deprimierendste Tag des Jahres. Blau steht für traurig und kalt und der dritte Montag im Jänner soll laut Berechnungen eines Psychologen angeblich der Tag sein, an dem unsere Stimmung am Tiefpunkt ist. Besonders betroffen: Menschen, die alleine leben und einsam sind. Ein neues Wohnprojekt will dagegen jetzt vorgehen. denn in der „WG Melange“ wohnen Menschen ab 55 Jahren gemeinsam unter einem Dach.

Die „WG Melange“ in der Seestadt ist kein betreutes Wohnen. Das Wohnprojekt richtet sich an Menschen ab 55, die voll im Leben stehen. Wer hier wohnen möchte, darf beim Einzug noch keinen Pflegebedarf haben. Gesucht werden noch vier weitere Mitbewohnerinnen und Mitbewohner.