Daniel Gunz bei Budgen
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Betroffener über Missbrauch und die Folgen

Als Jugendlicher ist Daniel Gunz selbst Opfer von sexueller Gewalt geworden. „Bei Budgen“ erzählt Gunz über den langen Prozess, dieses Trauma zu verarbeiten – und warum er sich mittlerweile nicht mehr als „Opfer“, sondern als „Betroffener“ von Missbrauch sieht.

„Bei mir hat sich das Ganze ereignet, als ich 13 Jahre alt war. Das war bei uns in der Ortschaft der Leiter des örtlichen Jugendtreffs“, so Gunz im Interview mit ORF-Moderator Patrick Budgen. Der Leiter habe sich als Freund angeboten und „so ist es dann ganz langsam und schleichend dazu gekommen, dass Missbrauch stattgefunden hat.“ Erst mit 25 Jahren vertraute sich Gunz seiner Freundin an, zwei Jahre später machte er eine Anzeige. Der Mann wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

Daniel Gunz „Bei Budgen“

Daniel Gunz „Bei Budgen“

Gunz ist es wichtig, nicht als „Opfer“, sondern als „Betroffener“ bezeichnet zu werden. Das sei ein Unterschied. „Also zum Zeitpunkt, wie das passiert ist, ist man natürlich ein Opfer, weil man kann einfach nichts dafür.“ Über die Jahre aber würde der negative Begriff suggerieren, dass man „immer noch eine gewisse Schwäche hat, dass der Täter eine Macht über einen selbst hat. Und das kann man mit der Zeit hinter sich lassen.“

Angst, selbst zum Täter zu werden

Gunz kritisiert, dass immer wieder betont wird, dass mutmaßliche Täter als Kinder selbst oft Missbrauchsopfer waren. „Mich hat das sehr lange begleitet, und ich habe immer die Angst gehabt, dass mir das auch passieren könnte, dass ich eines Tages vielleicht auch zum Täter werde.“

Die Angst ging so weit, dass er nicht mit seinem Neffen allein sein wollte. „Weil ich mich einfach nicht getraut habe. Nicht, dass irgendwann mal etwas gesagt werden könnte, dass ich irgendwas falsch machen könnte, dass da ein Zusammenhang gesehen werden würde“, so Gunz.