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Bildung

Kleinere Gruppen in Kindergärten gefordert

Am Tag der Elementarbildung fordern Praktikerinnen etwa kleinere Gruppen in den Kindergärten, Elementarbildung soll der Schulbildung gleichgesetzt werden. In Wien sind Kindergärten und Horte geschlossen.

Die im Netzwerk Elementarer Bildung Österreichs (NEBÖ) vereinigten Praktikerinnen haben am Dienstag neben kleineren Gruppengrößen auch ein einheitliches Dienstrechtgefordert. Das NEBÖ ist aus dem Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen hervorgegangen und umfasst nun auch Berufsgruppen wie Assistenzen und Tageseltern.

Grundproblem der Kindergärten, die unter anderem mit Personalmangel kämpfen, ist laut NEBÖ-Vorsitzender Natascha Taslimi das Ignorieren der Veränderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen durch die Politik. „Elementarbildung muss gleichwertig der Schulbildung angesehen werden“, so Taslimi bei einer Pressekonferenz. „Das ist noch nicht in der Politik angekommen.“

Personalmangel in der Elementarpädagogik

Auch in den Kinderkrippen und Kindergärten macht sich ein enormer Personalmangel bemerkbar. Laut einer Studie fehlt es an 1.800 Fachkräften. Das Netzwerk Elementare Bildung fordert die Politik auf, endlich etwas daran zu ändern.

Zusätzliche Aufgaben schrecken ab

Mittlerweile müssten die Beschäftigten die Kinder nicht nur in ihrer Entwicklung begleiten, meinte Taslimi. Dazu kämen noch Aufgaben wie verpflichtende Sprachstandserhebungen, gezielte Beobachtungen, die Beratung der Eltern, Team – sowie Standortentwicklung. Dadurch sowie durch die schlechten Betreuungsverhältnisse würden aber vor allem Absolventinnen und Absolventen der Bildungsanstalten für Elementarpädagogik, die unmittelbar nach der Schule in den Kindergarten wechseln, abgeschreckt.

Viele dieser Personen würden aber vermutlich in den Beruf gehen bzw. dort verbleiben, wenn der Betreuungsschlüssel verbessert würde, vermutet Taslimi. Derzeit ist dieser je nach Bundesland unterschiedlich – anzustreben wäre eine Fachkraft pro acht Kindern bzw. eine Fachkraft pro sechs Kindern bis zum Alter von drei Jahren. Es sei nicht einzusehen, warum für ein Kind in Vorarlberg andere Bedingungen gelten sollten als im Burgenland.

Für die Erreichung des angestrebten Betreuungsschlüssels wären laut Taslimi rund 13.000 zusätzliche Personen nötig. Dazu brauche man auch zusätzliches Geld. Die in der jüngsten 15a-Vereinbarung festgehaltene Streckung von einer Milliarde Euro über mehrere Jahre sei zu wenig – die gleiche Summe müsse pro Jahr aufgewendet werden.

Modelle zu Quereinstieg eingerichtet

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verwies in Sachen Personalmangel auf die bereits initiierte Ermöglichung von Quereinstiegsmodellen sowie die Ausbildungsinitiativen an Kollegs. Im Kindergartenbereich seien die Kompetenzen aber zwischen Bund, Ländern und Gemeinden geteilt: „Aufgrund der großen Zersplitterung der Zuständigkeiten in diesem Bereich, können nachhaltige Lösungen nur gemeinsam mit allen relevanten Akteur/inn/en gelingen“, so Polaschek in einer Aussendung.

NEOS sieht Dänemark als Vorbild

NEOS nutzte den Tag der Elementarbildung, um noch einmal ihre Forderung nach einem flächendeckenden Kinderbetreuungsangebot ab dem ersten Geburtstag zu erheben. Als Musterbeispiel nannte Parteichefin Beate Meinl-Reisinger Dänemark. Überhaupt würde in skandinavischen Ländern wesentlich mehr Geld in die Bildung investiert. Die NEOS-Obfrau sieht in einem Rechtsanspruch nicht nur Chancen für die Bildung selbst, sondern auch für die Wirtschaft, hätten Eltern doch auch Wahlfreiheit.

Die Grünen wollen die Zuständigkeit für die Elementarbildung in einer Hand vereinigt wissen – am besten beim Bund, so Bildungssprecherin Sibylle Hamann in einer Aussendung. „Ich finde es unerträglich, dass die Zersplitterung der Kompetenzen im Kindergartenbereich große, wichtige Reformen verhindert, und jeder dem anderen die Verantwortung zuschieben kann.“

Die SPÖ wiederum will die 15a-Vereinbarung neu verhandelt wissen, um so eine Milliarde Euro pro Jahr in den bundesweiten Ausbau der Kinderbetreuung investieren zu können. „Mit der vorliegenden Vereinbarung wird nichts weitergehen. Auch in fünf Jahren werden wir dem Ziel eines Rechtsanspruchs kaum nähergekommen sein“, meinte Bildungssprecherin Petra Tanzler. Auch die Wiener ÖVP will kleinere Gruppen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, eine adäquate Vorbereitungszeit sowie ausreichendes Supportpersonal. Als Adressat sieht sie aber nicht den Bund, sondern die Stadt Wien.

Erster gemeinsamer pädagogischer Tag in Wien

In Wien findet erstmals ein gemeinsamer pädagogischer Tag von Kindergärten und Horten statt, die knapp 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich mit dem Thema Kinderschutz beschäftigen – in Wien müssen ja nach dem jüngsten Bekanntwerden mehrerer Missbrauchsverdachtsfälle alle Kindergärten Schutzkonzepte erstellen und Kinderschutzbeauftragte einsetzen.

Unter dem Titel „Let’s get loud“ sind diesmal u. a. Diskussionsveranstaltungen im Wiener Rathaus und in der Pädagogischen Hochschule Wien angekündigt. Außerdem sind Kindergärten und Ausbildungseinrichtungen aufgerufen, mit Aktionen im digitalen oder öffentlichen Raum zu zeigen, was Elementarbildung ist, kann und braucht. Das Image der Elementarpädagogik müsse aufgewertet werden, die Kindergärten müssten aus den Negativschlagzeilen.

Die Gewerkschaft younion sieht in dem Schließtag ein politisches Signal Wiens an die Bundespolitik, die die Verantwortung auf die (verfassungsmäßig für die Kindergärten zuständigen) Länder abwälze. Um den Personalmangel zu bekämpfen, brauche es eine bundesweite Ausbildungsoffensive, forderte der Vorsitzende Christian Meidlinger.

Zu wenig Fokus auf Kinder

Zuletzt ist bei den Kindergärten etwas in Bewegung gekommen, Bund und Länder haben Initiativen für bessere Rahmenbedingungen angekündigt. Treiber ist hier der zunehmende Fachkräftemangel – immerhin fehlen laut einer Studie für das Bildungsministerium schon jetzt rund 1.800 Fachkräfte, bis 2030 könnten es bis zu 13.700 sein. Gleichzeitig wird der Ausbau von Plätzen politisch vorangetrieben, die Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.

Geht es nach Kindergartenträgern, liegt aber zu wenig Fokus auf den Kindern selbst. „An erster Stelle sollte stehen, was brauchen Kinder in Österreich, um gesund aufwachsen zu können und damit sie gut in ihre Bildungslaufbahn starten können“, forderte etwa der Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, Elmar Walter. Das sei der Auftrag des Kindergartens, und deshalb brauche es dringend bessere Rahmenbedingungen.