Wohnung, Miete, Immobilien
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Drittel hat beim Wohnen Zahlungsprobleme

Immer mehr Menschen haben durch steigende Wohn- und Energiekosten Zahlungsprobleme warnen Arbeiterkammer (AK) und Volkshilfe Wien. Schon 30 Prozent der 16- bis 69-Jährigen fürchten, dass sie ihre Wohnkosten nicht mehr stemmen können.

Allein in dieser Altersgruppe seien das 1,9 Millionen Betroffene, sagte AK-Experte Thomas Ritt bei einem Pressegespräch. Hilfen seien gut und wichtig, Wohnen gehöre aber endlich reguliert, etwa durch eine Deckelung der Mieten.

Die neuen Daten aus der Krisenfolgenbeobachtung der Statistik Austria – die sich auf das dritte Quartal 2022 beziehen – seien dramatisch, warnte Ritt: Im vierten Quartal 2021 hatten erst zwölf Prozent Zahlungsprobleme bei den Wohnkosten befürchtet. Mieter und Mieterinnen seien noch stärker betroffen: In privaten Mietwohnungen rechneten demnach 37 Prozent mit Schwierigkeiten im nächsten Jahresviertel, in Gemeindewohnungen sogar 40 Prozent.

Drittel hat beim Wohnen Zahlungsprobleme

Immer mehr Menschen haben durch steigende Wohn- und Energiekosten Zahlungsprobleme warnen Arbeiterkammer (AK) und Volkshilfe Wien. Schon 30 Prozent der 16- bis 69-Jährigen fürchten, dass sie ihre Wohnkosten nicht mehr stemmen können.

Elf Prozent können nicht mehr ausreichend heizen

Elf Prozent gaben an, bereits nicht mehr ausreichend heizen zu können, laut Ritt fast eine Verdoppelung zum vierten Quartal 2021. „Zahlen, die einen sprachlos machen“, so der Leiter der Abteilung Kommunal & Wohnen der AK Wien.

Hilfeangebote wie der „Wohnschirm“ des Sozialministeriums, mit dem z.B. Mietschulden oder Energierechnungen übernommen werden, seien wichtig. Trotzdem könne Sozialpolitik die Wohnpolitik nicht ersetzen. Das Regierungsprogramm enthalte 45 Maßnahmen zum Thema Wohnen. AK und Volkshilfe fordern neben einem Mietdeckel die alsbaldige Umsetzung von fünf davon. Dadurch sollen Mieterinnen und Mieter sofort entlastet werden.

Mietexperte zu hohen Mieten

Mietexperte Thomas Ritt von der Arbeiterkammer im Gespräch zu hohen Mieten, Zahlungsproblemen der Mieter und kurz- aber auch langfristigen Lösungen.

Bestellerprinzip habe „Hintertüren“

Bei der seit Juli 2022 neugeregelten Maklerprovision gebe es noch „Hintertüren“ zur Umgebung des Bestellerprinzips, die geschlossen gehörten. Bundesgrundstücke sollen nur mehr mit geförderten Wohnungen bebaut werden dürfen. Derzeit werde zwar viel gebaut, aber „im unleistbaren Bereich“.

Zudem müssten eine wirksame bundesgesetzliche Leerstandsabgabe her und eine Einschränkung der Kurzzeitvermietungen. Weil die geforderte Reform des Mietrechts mit wirksamen Obergrenzen nicht schnell genug umsetzbar sei, sollten nicht zuletzt befristete Mietverträge abgeschafft werden, das gehe „gleich“.

Wohnschirm schützt vor Delogierungen

Der bereits aufgespannte „Wohnschirm“ hat laut Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, 5.200 Menschen vor Wohnungslosigkeit bewahrt: „Seit März 2022 konnten 2.300 Wohnungen österreichweit gehalten werden.“ Sieben Millionen Euro wurden ausbezahlt und fast 400 Delogierungstermine verhindert. Bei der Hälfte der betroffenen Haushalte habe es sich um Alleinerziehende gehandelt. Die meisten seien Frauen mit Kindern gewesen.

Die AK hat die Gesamtkosten berechnet, die im Schnitt durch eine Delogierung entstehen. Ausgelöst durch Mietrückstände in Höhe von schätzungsweise 2.500 Euro, würden Folgekosten von mindestens 31.000 Euro anfallen, für den Mieter bzw. die Mieterin, Vermieter bzw. Vermieterin und den Sozialstaat. Enthalten sind beispielsweise Gerichts- und Räumungskosten, Leerstand sowie die jährlichen Aufwendungen für die anderweitige Unterbringung, etwa in einem Heim für Wohnungslose, und Betreuung durch Sozialarbeit.

Die Probleme seien bereits jetzt groß, „und es droht schon wieder eine fast neunprozentige Mieterhöhung im April bei den Altbaumieten“, warnte Ritt. „Der Wohnschirm kann nicht alles auffangen.“