Chronik

Mehr Anfragen bei Kinderschutzzentrum

Seit der Berichterstattung über den Fall Florian Teichtmeister verzeichnet das Wiener Kinderschutzzentrum deutlich mehr Erstkontakte. Um Kinder vor Missbrauch zu schützen, empfiehlt die Leiterin des Zentrums Eltern etwa, immer Gesprächsbereitschaft zu zeigen.

Im Wiener Kinderschutzzentrum werden Tausende Beratungen pro Jahr durchgeführt. Die Betreuung ist kostenlos. Telefonische Beratung ist ohne Voranmeldung möglich, Termine für persönliche Gespräche werden je nach Dringlichkeit, insgesamt aber kurzfristig, vergeben, heißt es.

Dass nun insgesamt mehr über das Thema Kindesmissbrauch gesprochen wird, sei positiv, sagte die Leiterin des Zentrums, die Psychologin und Psychotherapeutin Anna Schwitzer im Interview mit „Wien heute“. „Ich denke, es ist immer gut, da hinzuschauen, weil dieses Wegschauen ja etwas ist, was sowieso passiert und was zu vermeiden ist.“

Kinder vor Missbrauch schützen

Wie können Kinder am besten gegen Missbrauch geschützt werden und wie sollen Erwachsene erkennen, wenn Kinder in Gefahr sind, die das aber nicht erzählen? Die Leiterin des Wiener Kinderschutzzentrums dazu im Gespräch bei „Wien heute“.

Kinder sollten Geschlechtsteile benennen können

Es sei wichtig, dem Kind zu vermitteln: „Wenn etwas brauchst, wenn du unsicher bist, wenn du in Nöten bist, rede mit mir. Ich nehm mir Zeit für dich, ich nehm das ernst, was du sagst.“ So könne man auch größere Sorgen erkennen, rät Schwitzer.

Grundsätzlich solle man auch das Selbstbewusstsein und die Kritikfähigkeit der Kinder fördern. Es sei wichtig, dass sie wissen: „Meine Gefühle sind gut, dass sie da sind, und ich kann ihnen trauen.“ So könnten Kinder auch bemerken, wenn etwas unangenehm sei, und sich auch einem Erwachsenen anvertrauen.

Auch eine altersentsprechende Aufklärung ist laut der Psychologin und Psychotherapeutin wichtig. „Kinder, die über ihren Körper Bescheid wissen, die ihre Körperteile, aber auch ihre Geschlechtsteile benennen können, können das besser einschätzen und können dann auch beschreiben, wenn etwas vorfällt“, so Schwitzer.

521 Beratungsgespräche bei Rat auf Draht

Auch Rat auf Draht gab am Donnerstag in einer Aussendung ähnliche Tipps, wie Eltern das Risiko für sexuellen Missbrauch zumindest deutlich senken können. „Einen hundertprozentigen Schutz davor gibt es leider nicht", sagte jedoch die Leiterin der Beratungsstelle, Birgit Satke.

Eltern sollten Kinder beispielsweise regelmäßig nach ihren Gefühlen fragen und diese auch ernst nehmen. „Je selbstverständlicher es für ein Kind ist, auf seine Emotionen zu hören, desto eher werden sie auch in gefährlichen Situationen als Hilfe herangezogen", so Satke. Auch die Vorbildfunktion der Eltern spiele eine Rolle – diese sollten vorleben, dass man Grenzen setzen, Gefühle zeigen und Nein sagen dürfe.

2022 wurden auf der Jugend- und Kindernotrufnummer 147 von Rat auf Draht über 521 Beratungsgespräche zum Themenbereich sexuelle Gewalt geführt. Auch die Website Elternseite.at von Rat auf Draht berät mindestens einmal pro Monat zu dem Thema.