Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) Oskar Deutsch und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP)
REGINA AIGNER
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Religion

Politik offen für Schoah-Zentrum

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) steht der Errichtung eines Schoah-Zentrums in Wien offen gegenüber. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, hatte sich einen solchen Gedenkort auch in Österreich gewünscht.

Bei der Präsentation des zweiten Umsetzungsberichts der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus zeigte sich Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) „gesprächsbereit“. Oskar Deutsch begründete die Notwendigkeit eines Schoah-Zentrums in Wien damit, dass es immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gebe. Gekommen ist ihm die Idee beim Besuch des Holocaust Museum in Los Angeles, wo Überlebende des Holocaust über Hologramme mit jüngeren Besuchern in Kontakt treten.

„Ja, es gibt immer weniger Zeitzeugen“, meinte auch Edtstadler. Daher müsse man auch darüber nachdenken, wie man in Zukunft alternative Gedenkformen auf die Beine stelle. Konkrete Gespräche hat es zum Vorschlag aus der IKG noch keine gegeben. Deutsch wurde eben erst als Präsident der IKG Wien vom Kultusvorstand wiedergewählt und will sich in seiner aktuellen Amtszeit verstärkt diesem Projekt widmen, wie er erst letztens bei einem Holocaust-Gedenken betont hatte.

Gemeldete antisemitische Vorfälle gehen zurück

Anlass für den Auftritt Edtstadlers gemeinsam mit Deutsch als Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft war der zweite Umsetzungsbericht der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus im Bundeskanzleramt. Zwar sei die Zahl der gemeldeten antisemitischen Vorfälle zuletzt um ein Drittel zurückgegangen, was die Ministerin als erfreulich bezeichnete. Einen „Grund, die Hände in den Schoß zu legen“, sieht sie aber nicht. Gerade bei Jugendlichen sei nämlich ein Anstieg zu verzeichnen.

Mit der Nationalen Strategie sei Österreich ein Vorreiter und Impulsgeber in Europa, betonte die Ministerin abermals, auch Deutsch bestätigte das. Mittlerweile seien 15 EU-Staaten diesem Vorbild gefolgt, so Edtstadler. In Österreich seien von 38 geplanten Maßnahmen 26 zur Gänze umgesetzt, alle anderen in Arbeit. Als Beispiele nannte sie das österreichisch-jüdische Kulturerbegesetz sowie Maßnahmen im Bereich der Schulung von Sicherheitsbehörden, Justiz, Bundesheer und im Integrationsbereich.