Retro Plattengeschäft mit Schallplatten und Musikkassetten
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Wirtschaft

Plattenverkäufe auf 30-Jahres-Hoch

Schallplatten werden wieder beliebter. Der Trend ist kein neuer, aber die Verkaufszahlen sind so hoch wie zuletzt vor 30 Jahren. Auch die Anzahl der Plattengeschäfte nimmt in Wien wieder zu.

Wer das Tonträger-Geschäft für tot erklärt hat, lag falsch. Die Vinyl-Schallplatte entwickelt sich aktuell vom Nischenprodukt wieder zurück zum verlässlichen Marktsegment. Richard Winter, Sprecher der Wiener Tonträgerhändler der Wirtschaftskammer Wien sieht mit dem Aufwärtstrend Chancen für seine Branche: „Mit dem Revival der Vinyl-Schallplatten wurden einige neue ‚Record-Stores‘ eröffnet und beleben den Wiener Markt. Die Verkaufszahlen von Schallplatten sind mittlerweile wieder auf dem Niveau der 1990er Jahre.“

Plattenläden damals und heute

Über 30 Tonträger-Geschäfte gibt es mittlerweile wieder in Wien. Das ist zwar bei weitem nicht so viel wie zu den Hochzeiten in den 60er Jahren, damals waren es in Wien etwa 480, allerdings hat sich auch die Funktion des klassischen Plattenhändlers geändert. Damals dienten Plattengeschäfte als musikalischer Nahversorger. Ihre Aufgabe war es, Musik in physischer Form schnell und spontan zur Verfügung zu stellen.

Heute sind sie ein Ort für Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber. Mit neuen Konzepten laden sie zum Verweilen ein. In Concept Stores, wie es immer mehr Plattenläden sind, wird ein All-inclusive-Einkaufserlebnis geboten. Neben dem Durchstöbern von Platten wird den Kundinnen und Kunden auch beispielsweise Kaffee oder Mode angeboten.

Platte auf Rekordhoch

Über zehn Millionen Euro wurden 2021 mit dem Verkauf von Platten erwirtschaftet. Das bedeutet ein neues Rekordhoch. 2011 waren es hingegen nur 1,5 Millionen Euro. Damit erzielt die Schallplatte mittlerweile einen Marktanteil von 6,4 Prozent. Im Vergleich mit anderen Musik-Medien, physisch wie digital, liegt die Platte im Mittelfeld. Spitzenreiter ist mit großem Vorsprung das Streaming, Schlusslicht sind die Musik-DVDs.

Von Klassik bis Pop

Im Klassik-Genre hat es die Platte nach wie vor schwer. Grund dafür sind die technisch eingeschränkten Möglichkeiten, die man auf Vinyl hat. Das Hörerlebnis, vor allem bei längeren Stücken wie Sinfonien, wird durch das häufige Umdrehen der Platte gestört. Außerdem ist die Platte im Vergleich zur CD unpräziser und die Soundqualität somit schlechter, so Winter.

Deutlich besser schneiden die Genres Jazz, Pop und Hip-Hop ab. Vor allem junge Menschen zwischen 15 und 35 Jahren entwickeln durch diese Genres eine Affinität zum Medium und tragen so zur positiven Entwicklung der Schallplatte bei.