Wohnhaus in Wien-Mariahilf
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Chronik

Anklage nach Doppelmord liegt vor

Die Staatsanwaltschaft Wien hat einen 49-jährigen Mann angeklagt, der im August des Vorjahres seine Lebensgefährtin und deren Tochter ermordet haben soll. Der Mann war einige Wochen nach der Tat in Frankreich festgenommen worden.

Was genau in der Nacht auf den 4. August in der Mollardgasse in Mariahilf geschah, ist bis heute nicht geklärt. Fest steht, dass der Frau mit einem Klebeband der Mund verklebt wurde und sie dann erwürgt wurde. Danach soll er die 15-jährige Tochter der Frau getötet haben. Das sollen die beiden sieben und neun Jahre alten Brüder zumindest teilweise mitbekommen haben.

Die Buben blieben bis zum Morgen im Kinderzimmer und gingen am nächsten Tag zu einer Ärztin. Als diese in ihrer Ordination die Mutter telefonisch nicht erreichen konnte, verständigte sie die Polizei. Polizeibeamte hielten in der Wohnung Nachschau und entdeckten die beiden Leichen. Der Mann war nach Frankreich geflüchtet. Das Bundeskriminalamt kam ihm auf die Spur, er wurde am 13. September bei Brest festgenommen.

Laut psychiatrischem Gutachten zurechnungsfähig

Nach seiner Auslieferung und Überstellung in die Justizanstalt Wien-Josefstadt machte der gebürtige Tunesier bisher keine Angaben zu den ihm vorgeworfenen Tathandlungen und einem Motiv. Er machte von seinem Recht, die Aussage zu verweigern, Gebrauch und erklärte, er wolle sich erst in der Hauptverhandlung äußern. Nun klagte die Staatsanwaltschaft Wien ihn wegen Doppelmordes an.

Einem von der Justiz eingeholten psychiatrischen Gutachten zufolge war der 49-Jährige im Tatzeitpunkt voll zurechnungsfähig. Es liege „psychiatrisch keine manifeste Störung“ vor, heißt es dazu in der Anklage. Es finde sich auch „neurologisch keine forensisch relevante Störung“. Im Fall eines anklagekonformen Schuldspruchs drohen dem Mann bei der anstehenden Gerichtsverhandlung zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.