Schüler sitzen während des Unterrichts in ihrem Klassenzimmer
APA/dpa/Philipp von Ditfurth
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Bildung

ChatGPT: Wiener Schulen sehen keine Gefahr

Der Chatbot ChatGPT kann komplette Texte erstellen, auch Hausübungen. Einerseits würde die KI-Lösung dadurch das Schummeln in den Schulen fördern, andererseits sei es eine Chance, den Unterricht zukunftssicher und moderner zu gestalten, meinen Experten.

Das System ChatGPT ist in der Lage eine Art Zusammenfassung von einer ganzen Palette an Informationen und Daten, die im Internet vorhandenen sind, zu erstellen. Dieser Text klinge zunächst einmal plausibel und authentisch. Es sei manchmal kaum von Menschen geschriebenen Texten zu unterscheiden, erklärte Tobias Kohn von der TU Wien im Interview. Es stelle sich daher die Frage: „Woher wissen wir, dass sie das selbst geschrieben haben und dass es nicht von diesem ChatGPT kommt?“

Wiener Schulen und Bildungsdirektor sehen Chance

In den Wiener Schulen bemerkt man durch ChatGPT keine Probleme. Jörg Hopfgartner, Direktor der BHAK/BHAS Wien im 10. Bezirk: „Das ist eine ethische und eine Haltungsfrage. In jeder Generation hat es irgendwelche Schummelversuche oder Alternativmöglichkeiten gegeben, das muss jeder mit sich selbst vereinbaren.“ Pädagogisch könne man gut darauf antworten. „Es geht um kompetenzorientierte Fragestellungen, um Haltung und Reflexion und dafür braucht es den Mensch“, erklärte Hopfgartner.

Trotzdem haben einige Bildungseinrichtungen in Europa bereits medienwirksam ihren Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten die Verwendung von derartiger Software untersagt. Seitens der Bildungsdirektion in Wien denkt man derzeit nicht an ein vergleichbares Vorgehen.

Hausaufgaben mit Hilfe von ChatGPT

Im November ist die künstliche Intelligenz ChatGPT veröffentlicht worden. Mittels der Software können Texte automatisch erstellt werden, was an den Schulen nun zu Debatten bezüglich der schriftlichen Hausaufgaben führt.

„Es ist sinnvoll, neuen Technologien mit Offenheit und Neugierde zu begegnen und ein Verbot, Künstliche Intelligenz zu nutzen, ist sicher nicht der richtige Weg“, hieß es in einem Statement des Wiener Bildungsdirektors Heinrich Himmer. Man müsse die Jugendlichen coachen, damit sie richtig mit der Software umgehen. „Pädagog:innen kennen ihre Schüler:innen in der Regel sehr gut und wissen, wann ein Text zu gut ist, um selbst geschrieben zu sein“, so Himmer.

Umstellung des „Systems Hausaufgaben“

„Gerade einfache Aufgabenstellungen können sehr leicht von ChatGPT erledigt werden“, sagte ein Schüler der BHAK/BHAS Wien 10. Diese „einfacheren“ Aufgabenstellungen müsse man laut ihm schon in komplexere umschreiben. Laut Alexander Sigmund, einem Lehrer der Schule, werden Schularbeiten weiter ohne KI geschrieben. Auch mündliche Mitarbeit oder Portfolieaufgaben seien wichtig.

„Das heißt nicht, dass wir nurmehr noch mit der Hand schreiben, dass wir zurückkehren in die ‚pädagogische Kreidezeit‘. Viel mehr muss man kreativer werden und KI sinnvoll einsetzen“, bekräftige Sigmund. Die neue Technologie mag somit weniger Hilfe bei einem leichteren Schulleben, sondern Unterstützung sein, den Unterricht in den Schulen modern und zukunftssicher zu gestalten.