Planungsstadträtin Ulli Sima und Finanzstadtrat Peter Hanke (beide SPÖ) bei der Präsentation des neuen Stadtentwicklungsgebiets Rothneusiedl
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Chronik

Stadtteil in Rothneusiedl für 21.000 Menschen

In Rothneusiedl im Süden Favoritens entsteht das nächste große Stadtentwicklungsgebiet. 21.000 Menschen sollen dort künftig wohnen. Die Stadt hat heute den offiziellen Startschuss für die Planung gegeben. Die tatsächliche Umsetzung soll frühestens 2030 starten.

Noch erstrecken sich auf dem 124 Hektar großen Areal vor allem Wiesen und Felder. Ein Drittel des Gebietes soll weiterhin Grün- und Freifläche bleiben, wie Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) beteuerte. Sie verwies auch auf die etwas längere Vorgeschichte. Die Fläche in Rothneusiedl war bereits 1994 als Kandidat für die Stadterweiterung genannt worden.

Im Lauf der Jahre wurden zahlreiche Ideen ventiliert. Spekuliert wurde etwa damit, dass Magna-Gründer und Ex-Politiker Frank Stronach dort ein Stadion errichten könnte. Auch von einem Einkaufszentrum war die Rede. Diese Pläne sind inzwischen aber in diversen Schubladen verschwunden. Kommen sollen nun Wohnungen, Gewerbe- und Parkflächen. Der Baubeginn, der etappenweise erfolgt, wurde mit 2030 angegeben.

Plan des Stadtentwicklungsgbiets Rothneusiedl
Stadt Wien
Der neue Stadtteil ist an die S1 angebunden

U1 wird ausgebaut, S1 in unmittelbarer Nähe

4.000 Bäume werden neu gepflanzt, wie Sima ausführte. Außerdem soll sich ein bis zu 100 Meter breiter Grünkorridor durch das Gebiet ziehen. Die Energieversorgung wird unter anderem mittels Luft-Wärmetauschern oder Photovoltaik erfolgen. Auch ein Konzept zum Regenwassermanagement wurde angekündigt. Die Frage der Anbindung an den Individualverkehr, wie in der Seestadt Aspern, stellt sich nicht: Die Südumfahrung (S1) ist schon in der Nähe.

Mit den „Öffis“ kann das Stadtentwicklungsgebiet in Zukunft mit der U-Bahnlinie U1 erreicht werden. Die Voraussetzung für die Errichtung gibt es schon länger, wobei auch hier die Pläne geändert wurden. Schon vor 20 Jahren wurde überlegt, die U1 nach Rothneusiedl zu führen. Die Verlängerung der roten Linie gibt es inzwischen, sie endet nun jedoch in Oberlaa. Allerdings wurde baulich die Voraussetzung dafür geschaffen, dass man mittels Abzweigung bei der Station Alaudagasse eine Seitentrasse auch nach Rothneusiedl verlegen kann.

Dies soll nun umgesetzt werden: Auf einer Länge von 2,5 Kilometern sind zwei neue Stationen vorgesehen. Wie Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) betonte, gibt es zwar noch keine fixe Finanzierung für die Strecke, der Abschnitt wurde aber bereits im jüngsten Pakt zwischen der Stadt und dem Bund in Form einer „Präambel“ erwähnt. Laut Hanke ist jedenfalls geplant, dass die U-Bahn dort schon fährt sobald die erste Bewohner einziehen.

„Zukunftsteam Rothneusiedl“ wird ins Leben gerufen

Unumstritten war die Bebauung nie. Darum ist ein umfangreicher Planungs- und Beteilungsprozess vorgesehen. Laut Bernhard Steger, Abteilungsleiter der Magistratsabteilung 21A (Stadtteilplanung), wird zunächst das städtebauliche Leitbild entwickelt, zu dem es auch einen internationalen Wettbewerb geben wird. Zudem wurden Veranstaltungen für Anrainer bzw. Online-Befragungen angekündigt.

Außerdem wird ein „Zukunftsteam Rothneusiedl“ ins Leben gerufen, das an der Gestaltung mitwirken soll. Zusammensetzen wird sich das Gremium aus 14 ausgelosten Bürgerinnen bzw. Bürger sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Landwirtschaft und Bürgerinitiativen.

Stadtteil in Rothneusiedl für 21.000 Menschen

In Rothneusiedl im Süden Favoritens entsteht das nächste große Stadtentwicklungsgebiet. 21.000 Menschen sollen dort künftig wohnen. Die Stadt hat heute den offiziellen Startschuss für die Planung gegeben. Die tatsächliche Umsetzung soll frühestens 2030 starten.

Zentrale Anlaufstelle wird dabei ein ehemaliger Gutshof im Norden der Fläche. Der ehemalige Haschahof firmiert inzwischen unter „Zukunftshof“. Er beherbergt Projekte der Stadtlandwirtschaft, auch die erste Dialogveranstaltung am 10. und 11. März wird dort stattfinden.

ÖVP: „Schlag ins Gesicht“

Kritik kam auch am Freitag, und zwar von der ÖVP. Diese sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ der Bewohnerinnen und Bewohner im Süden Favoritens. Dort, wo jetzt noch Äcker und Felder am Rande Wiens zur Landwirtschaft der größten Stadt Österreichs beitragen würden, solle aus dem beschaulichen Stadtrand ein städtebauliches Riesenprojekt werden, wurde via Aussendung beklagt.

Die türkise Bezirks-Klubobfrau Nadine Koch zeigte sich verärgert: „Während die Oberlaaerinnen und Oberlaaer ihre dörfliche Idylle gegen diverse Projekte und Flächenwidmungen verteidigen, plant die SPÖ schon den nächsten Angriff. Die Seestadt Aspern ist noch nicht einmal fertig umgesetzt und hier in Favoriten soll schon die nächste Monster-Satellitenstadt umgesetzt werden.“