Andy Warhol
Mao Tse-tung, 1972
The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Bildrecht, Wien 2023
The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Bildrecht, Wien 2023
Kultur

Groß und bunt: Viel Warhol in der Albertina

Die Albertina setzt ihre Druckgrafikserie fort. Im Haupthaus läuft derzeit Teil eins, die Albertina modern präsentiert ab Freitag nun rund 70 Arbeiten ab den 1960ern. Die Ausstellung zeigt große, bunte Werke – viele davon von Andy Warhol.

Die Arbeiten sollen verdeutlichen, wie radikal sich das Genre ab diesem Zeitpunkt weiterentwickelt hat. Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder, der die Schau gemeinsam mit Constanze Malissa kuratiert hat, machte am Donnerstag bei einer Presseführung klar, dass er beide Teile zusammen betrachtet wissen möchte. Und dennoch ändere sich das Druckoeuvre in den Sixties einschneidend und sei mit dem, was fünfeinhalb Jahrhunderte davor geschaffen wurde, eigentlich nicht mehr vergleichbar.

Siebdruck aus der Textilindustrie übernommen

Die Grundlagen dieses künstlerischen Umsturzes, der wegführt vom lange Zeit schwarz-weiß-dominierten Kleinformat, sind technischer Natur: Fortschritte in der Papierproduktion ermöglichen plötzlich monumentale Prints. Dazu kommt die Entwicklung synthetischer Farben, wodurch es der Druck an Grell- und Buntheit nun plötzlich mit den Möglichkeiten der Malerei aufnehmen kann. Zusätzlich konnte die Siebdrucktechnik aus der Textilindustrie auch für Drucke eingesetzt werden.

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Andy Warhol
Electric Chair, 1971
Albertina Wien
Andy Warhol, „Electric Chair“, 1971
Jim Dine
Aus der Serie „Tool Box“: Ohne Titel, 1966
ALBERTINA, Wien
Jim Dine, aus der Serie „Tool Box“: Ohne Titel, 1966
Soviet / American Array IV, 1988-1990
ALBERTINA, Wien
Robert Rauschenberg, „Soviet / American Array IV“, 1988–1990
Markus Lüpertz
Judith 11, 1995
ALBERTINA, Wien
Markus Lüpertz, „Judith 11“, 1995
Das Werk La Sortie von Roy Lichtenstein
ALBERTINA, Wien
Roy Lichtenstein, „La Sortie“, 1990
Kiki Smith
Banshee Pearls, 1991
ALBERTINA, Wien
Kiki Smith, „Banshee Pearls“, 1991
Andy Warhol
Mao Tse-tung, 1972
The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Bildrecht, Wien 2023
Andy Warhol, „Mao Tse-tung“, 1972

Letztere hat vor allem Warhol geholfen. Ihm wird in der Dependance auf dem Karlsplatz großzügig Platz eingeräumt. Seine vielfärbigen und vervielfältigten Abzüge von Mao Zedong, eines elektrischen Stuhls und eines Formel-1-Rennwagens von Mercedes-Benz sind zugleich Beispiele für das Prinzip der Serialität, das Einzug in die Druckgrafik hält. „Der Künstler wird zur Maschine“, erläuterte Kokuratorin Malissa. Nicht zufällig nannte Warhol sein Atelier „Factory“.

Comicästhetik und Dosensuppe

Motivisch steht nicht mehr die unmittelbare Nachahmung der Natur im Vordergrund, sondern die Darstellung von Wirklichkeit über den Filter von Massenmedien und Werbung. Robert Rauschenberg arbeitete sich an einer mehrteiligen Zeitungscollagenserie („Soviet/American Array“) am Verhältnis der beiden Großmächte ab, Roy Lichtenstein erhob die Comicästhetik zur „High Art“, Warhol erklärte die Campbell-Dosensuppe zur Ikone.

Bunte Drucke von Warhol bis Hirst

Wer ein bisschen Farbe in die graue Jahreszeit bringen will, ist derzeit in der Albertina modern richtig aufgehoben: Dort werden knallbunte Drucke von Andy Warhol bis Damien Hirst gezeigt.

Es gibt aber auch Künstler wie Anselm Kiefer und Markus Lüpertz, die mit der althergebrachten Technik des Holzschnitts experimentieren. Christiane Baumgartner löst Filmstills in horizontale Linienraster auf, die aus der Ferne aussehen wie grob gepixelte Schwarz-Weiß-Zeitungsausrisse.

Kunst auch aus Österreich

Auch eine Handvoll heimischer Künstlerinnen und Künstler sind in der Schau zu finden: Arnulf Rainer ist mit seinen bekannten Kreuzmotiven vertreten, Herbert Brandl mit Variationen seiner Berglandschaften, und die weniger bekannte Michaela Konrad mit dem Zyklus „Can This Be Tomorrow?“, in der sie im Comicstil der 50er Jahre wenig erbauliche und dennoch humorvolle Zukunftsvisionen entwirft. Hermann Nitsch wiederum ist mit „Die Grablegung“ und auch mit seinem, durch die Verwendung mehrerer Druckplatten ins Unscharfe gerutschte Werk „Das letzte Abendmahl“ präsent.

Eine gleichnamige Arbeit gibt es im Übrigen auch von Damien Hirst in der Ausstellung. Dort sind die zwölf Apostel nur noch Imitate synthetischer Nahrungsmittel im üblichen Arzneimitteldesign. In der Mitte thront Jesus als Magic Mushroom. Der abschließende dritte Teil des Druckgrafikschwerpunkts ist wieder im Stammhaus zu sehen und dreht sich ab 17. März um Pablo Picasso, der anlässlich seines 50. Todestags gewürdigt wird.