Schülerin Tala und Lehrer Christoph Heher bei der Aufnahme des Podcasts „nur drei Dinge“
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Chronik

Schüler erzählen Fluchtgeschichten in Podcast

Zu der Biografie vieler Schülerinnen und Schüler zählt eine Fluchtgeschichte – so auch im Josef-Haydn-Realgymnasium in Wien-Margareten. Der Lehrer Christoph Heher gibt diesen Geschichten nun mit einem Podcast eine Plattform.

In seinen 13 Jahren als Lehrer im Joseph-Haydn-Realgymnasium, an dem 95 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben, hörte Christoph Heher schon viele außergewöhnliche Geschichten. Vergangenes Jahr startete er dann in seiner Freizeit das Podcast-Projekt „Nur drei Dinge“.

Der Titel ist auch Programm. Die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner bringen jeweils etwas mit, das für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steht. Tala, eine Schülerin, die vor sechs Jahren nach Wien kam, hatte beispielsweise ein Notizbuch dabei. „Das hatte ich in Syrien gekauft, und ich wollte, dass ich’s halt mitnehme und den Weg und alles reinschreibe, aber daraus ist nichts geworden leider“, erklärte das Mädchen.

Podcast über Migranten und Lehrer

Der Lehrer Christoph Heher lädt jeden Monat eine Schülerin oder einen Schüler ein, um Themen zu besprechen, die die jungen Menschen bewegen. Darunter sind Themen wie Herkunft, Familie und Flucht. Der Podcast trägt den Titel „Nur drei Dinge“.

Klischees abbauen und das Erlebte erzählen

Als ihr Deutschlehrer sie fragte, ob sie im Podcast ihre Geschichte erzählen möchte, überlegte Tala nicht lange. Sie war mit zehn Jahren mit ihren Eltern aus Syrien geflüchtet. „Viele Leute wissen vielleicht noch nicht genau was da (bei der Flucht, Anm.) passiert, was die Leute dabei erleben und welche Schwierigkeiten sie dabei haben“, sagte Tala.

Arghavan, eine weitere Schülerin, kommt aus dem Iran. Sie spricht im Podcast vor allem über ihre beiden Leidenschaften – Film und Musik. So wie ihr Lehrer findet auch sie die Multikulturalität in Wien besonders spannend. „Wien ist sehr international, es sind viele Leute mit verschiedenen Herkünften, und ich finde das gut so. Ich mag das – weil man lernt auch draus“, erklärte Arghavan.

Schülerin Tala und Lehrer Christoph Heher bei der Aufnahme des Podcasts „nur drei Dinge“
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Schülerin Tala und Lehrer Christoph Heher bei der Aufnahme des Podcasts „nur drei Dinge“

„Ich hab das Gefühl gehabt, dass mehr Leute hören sollten, womit Schülerinnen und Schüler sich noch beschäftigen müssen. Was die noch so im Hinterkopf haben, während wir nur Schulprüfungen und alles mögliche von ihnen verlangen“, so Heher zu seiner Idee. Seine Ziele sind, Klischees abzubauen und jungen Menschen eine Plattform zu bieten, das Erlebte erzählen zu können. Monatlich erscheint eine neue Folge des Podcasts, immer mit einer anderen Schülerin oder einem anderen Schüler als Gast.