Chronik

Neues Zentrum für gewaltbetroffene Mädchen

In Wien-Rudolfsheim hat Österreichs erstes „Zentrum für Empowerment für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen“ eröffnet. Das neue „Bakhti“-Zentrum richtet sich an 14- bis 21-Jährige mit direkten oder indirekten Gewalterfahrungen.

Das Projekt wird vom Sozialministerium gefördert und vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser sowie der Wiener Interventionsstelle betrieben. Der Name des in der Flachgasse 30 angesiedelten Zentrums erinnert an eine junge Afghanin, die im Jahr 2017 in Wien von ihrem dafür später rechtskräftig wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilten Bruder getötet wurde.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) bezeichnete die Jugendliche bei einem Pressegespräch anlässlich der offiziellen Eröffnung am Donnerstag als „mutige, starke junge Frau, die sich nicht länger der patriarchalen Gewalt in der Familie aussetzen wollte“. Die Schülerin war in ein Krisenzentrum geflüchtet und hatte Anzeige erstattet. „Zum Tatzeitpunkt fand wegen mangelnder Kapazitäten aber keine Betreuung statt“, so Rauch, und so etwas dürfe nie wieder vorkommen. Auch deshalb sei das neue „Bakhti“ wichtig.

16 Mädchen in psychotherapeutischer Betreuung

Das Angebot beginnt beim „Mädchen*Café“, erstreckt sich über Workshops zu Gewaltprävention, Theater, Yoga und kreative Gestaltung, vor allem werden auch aber Beratungen und kostenlose Psychotherapie offeriert. Die Pforten öffneten sich schon vor einem Monat, worauf Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der Autonomen Frauenhäuser (AÖF) bereits positiv bilanzierte kann: „Das Programm wird angenommen, besonders die Psychotherapie, und täglich kommen neue Anfragen hinzu.“ Aktuell erhalten 16 Mädchen psychotherapeutische Betreuung.

Hilfe für Frauen

Frauenhelpline gegen Gewalt unter 0800 222 555, rund um die Uhr, anonym, kostenlos und mehrsprachig

Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, täglich 18.00-22.00 Uhr und jeden Freitag von 9.00-11.00 Uhr, mehrsprachig: Halt der Gewalt

Der Frauenhaus-Notruf ist unter 05 77 22 rund um die Uhr erreichbar. Die Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser ist untertags unter der Nummer 512 38 39 erreichbar. Bei unmittelbarer Gewalt sollen Betroffene aber immer die Polizei unter 133 rufen.

Auch Angebote für Burschen

Zudem gibt es Angebote für Burschen und junge Männer. Denn Prävention sei „der Hebel, den wir haben“, betonte Rauch. Ziel ist etwa, den jungen Männern künftig ebenfalls psychotherapeutische Betreuung zu ermöglichen, so Rösslhumer. Diese hätten in ihrem Umfeld oft gewalttätige Männer als Vorbilder und seien „in einem Kreislauf gefangen“, meinte Jan Obradovic, Koordinator für die Burschenarbeit. Die Zweitschiene „Empowerment gegen Gewalt. Angebote für Burschen“ setze daher auf die Vermittlung gleichberechtigter Geschlechterbilder.

Besonders im Fokus stehen Jugendliche mit Fluchterfahrung oder Migrationshintergrund, da diese oft mehrfach benachteiligt würden. „Wien hat viele Angebote für Jugendliche, aber kaum spezifische Einrichtungen für diese Zielgruppen“, sagte Rösslhumer. Oft werde übersehen, dass auch das Miterleben von Gewalt an nahen Bezugspersonen lang anhaltende Auswirkungen auf das spätere Leben von jungen Menschen hat, sagte Nicole Krejci, interimistische stellvertretende Geschäftsführerin der Interventionsstelle (künftig: Gewaltschutzzentrum Wien).