zwei Männer
Optics Division of the Metabolic Studio
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Kultur

Schau zu Fotografie als Klimasünde

Welche Folgen hat die Fotografie für den Klimawandel? Diesem Thema widmet sich die Ausstellung „Mining Photography: Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“ im Kunst Haus Wien.

Kunstgeschichte als Materialgeschichte, ein Blick auf ein künstlerisches Medium als Treiber für die fortschreitende Ausbeutung von Rohstoffen: Im Kunst Haus Wien werden ab Donnerstag die Folgen der Fotografie auf den Klimawandel in den Fokus genommen. In der Schau geht es nicht um die ureigentliche Funktion des Mediums, sondern um seine Kollateralschäden.

Hoher Energieverbrauch für Digitalfotos

„Die Fotografie bildet die Welt nicht nur ab, sie verändert sie auch“, so Kunst-Haus-Chefin Gerlinde Riedl bei der Präsentation der Schau. Schließlich werden jährlich rund 1,4 Billionen hauptsächlich digitale Aufnahmen gemacht. „Viele werden davon selten angesehen, und doch haben sie einen hohen Preis“, verwies Riedl auf den hohen Energieverbrauch und den Bedarf an seltenen Erden für die Digitalgeräte, die heute als Fotoapparate dienen.

Frau steht auf einem Feld
Tobias Zielony, Bildrecht Wien 2023
Wie hat die Fotografie die Welt verändert?

Das Kupfer für die Daguerreotypie, das Silber für die Silbergelatineabzüge, das Papier als Trägermaterial des Analogbildes – über seine gesamte Geschichte hinweg erwies sich die Fotografie als Ressourcenverschlinger. Entsprechend ist die Schau anhand von fünf Rohstoffen gegliedert, mit denen man diese Entwicklung nachvollzieht. „Es ging uns auch darum, vor der eigenen Haustür zu kehren“, so Kuratorin Esther Ruelfs, die die Schau im Vorjahr ursprünglich für Hamburg kreierte.

170 Arbeiten sind ausgestellt

Rund 170 Arbeiten – neue Positionen ebenso wie historische Aufnahmen aus dem Archiv – verdeutlichen die Parallelität zwischen Industrialisierung und der Entwicklung der Fotografie. Die sonst oftmals dominante dokumentarische Funktion von Fotografie mitsamt ihrer moralischen Positionierung als Mahner weicht dem Fokus auf den ökologischen Fußabdruck der Bildproduktion.

Silberbarren_im_Tresor_mit Polizist
Courtesy: Rare Books, Special Collections and Preservatio, University of Rochesterester
Alte sowie neue Fotos finden sich in der Schau

Nebst der ästhetischen Gestaltung der einzelnen Kapitel werden die Grundfragen auch mittels Experteninterviews abgehandelt. „Es ist vermutlich die erste Schau, die diesen Diskurs zusammenbringt“, freute sich Kokurator Boaz Levin über den ungewohnt selbstreflektiven Ansatz, der implizit einen bis dato im Dunkel des Unbewussten verborgenen Klimasünder belichtet: den Fotografierenden.