Geschlossenes Geschäft
APA/Georg Hochmuth
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Wirtschaft

Hohe Nachfrage nach freien Geschäftslokalen

In Wien steigt wieder die Nachfrage nach freistehenden Geschäftslokalen. Nach dem Einbruch in der Pandemie haben die Anfragen im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um 60 Prozent zugenommen. Zu den beliebtesten Lagen zählen Mariahilf und Neubau.

Rund 300 Betriebe haben im Vorjahr auf Vermittlung der Wiener Wirtschaftskammer ein neues Geschäftslokal beziehen können. Es seie eine Aufbruchstimmung nach der Pandemie, sagt Margarete Gumprecht, Handelsobfrau in der Wirtschaftskammer Wien (WKW). „Was wir derzeit erleben ist: Mehr Nachfrage als Angebot, besonders in den innerstädtischen Bezirken. Viele Standortsuchende haben abgewartet und wollen jetzt gründen oder investieren.“

Die WKW bietet mit der Plattform „Freie Lokale“ eine Suchmaschine für leerstehende Geschäfte. Im Vorjahr hätten sich 2.500 Standortsuchende neu registriert, hieß es am Montag in einer Presseaussendung. Expertinnen und Experten der Kammer würden kostenlos Standortanalysen für Suchende erstellen. Diese enthalten etwa Passantenfrequenz oder Infrastruktur.

Plattform kennt 380 verfügbare Lokale

Aktuell finden sich rund 380 Objekte auf der Plattform. Die meisten Suchen kommen von Gastronomen und Händlern. Am beliebtesten sind mit Abstand die Bezirke Mariahilf und Neubau. Wer in Mariahilf nichts findet, weicht laut WKW etwa nach Rudolfsheim-Fünfhaus, vor allem in der Nähe des Westbahnhofs, aus. Auch die Leopoldstadt sei gut nachgefragt, es gebe nur wenige Leerstände.

Problematischer sieht die Lage auf der Landstraße aus. „Im 3. Bezirk stagnieren die Zahlen der freien Lokale seit Jahren auf hohem Niveau“, heißt es in der Pressemeldung. Der Bezirk sei relativ groß, vor allem in der Peripherie seien Lokale nur schwer zu vermitteln. In Meidling, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing gibt es ebenfalls mehr freie Lokale als Nachfrage.

Geschäftslokale werden kleiner

Als Trend zu beobachten ist vor allem die Suche nach kleineren Geschäftslokalen. Die meisten Standortsuchenden wollen ein Geschäftslokal zwischen 33 und 89 Quadratmetern. Im Jahr davor waren es noch Flächen zwischen 40 und 140 Quadratmetern und im Jahr 2017 wurden freie Geschäftslokale mit einer Größe von durchschnittlich 134 Quadratmetern gesucht. Die Wirtschaftskammer führt das auf eine Kombination von stationärem und Online-Handel zurück.

„Die hohen Energiekosten befeuern den Trend: je größer das Lokal, desto höher die Energiekosten“, so Gumprecht. Positiv bemerkt sie, dass der Weg von Stadt und Wirtschaftskammer, bestehende Gebiete zu beleben, statt auf der grünen Wiese zu errichten, offenbar von Erfolg gekrönt ist. „Diesen Kurs gilt es fortzusetzen. Denn modernisierte Erdgeschoßzonen sind nicht nur ein gesellschaftlicher Gewinn – Stichworte Aufenthaltsqualität und verlängerte Wohnzimmer – sondern auch ein volkswirtschaftlicher.“