Ein Einsatzfahrzeug der Polizei, aufgenommen am Stephansplatz in Wien. –
APA/Tobias Steinmaurer
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Chronik

Warnung vor Terrorgefahr weiter aufrecht

Die Warnung der Polizei vor einer Anschlagsgefahr gegen religiöse Einrichtungen in Wien bleibt vorerst weiter aufrecht. Das erklärte ein Polizeisprecher am späten Mittwochnachmittag. Die Polizei führte am Mittwoch mehrere Einsätze in der Stadt durch.

Man könne die Dauer nicht abschätzen, hieß es seitens der Polizei gegenüber der APA. „Der Verfassungsschutz hat nachrichtendienstliche Informationen erhalten, wonach ein islamistisch motivierter Anschlag in Wien geplant sein soll“, sagte Markus Dittrich im Interview mit „Wien heute“. „Man hat eine Gefährdungseinschätzung durchgeführt und im Zuge dessen als Vorsichtsmaßnahme Polizistinnen und Polizisten mit Sonderausrüstung in Wien mit Überwachungstätigkeiten betraut.“

Eine unmittelbare Gefahr bestehe nicht, betonte man bei der Polizei weiter, es gebe keinen Grund zur Panik. Sollte eine konkrete Gefahr für die Bevölkerung bestehen, werde man sofort über alle verfügbaren Kanäle informieren.

Warnung vor Anschlag

Vor der Möglichkeit eines islamistischen Terror-Anschlags hat die Wiener Polizei gewarnt. Nach einem Hinweis durch den Verfassungsschutz sind neuralgische Punkte, wie etwa Kirchen, besonders bewacht worden.

Kirchen weiter geöffnet

Als mögliche Anschlagsziele nannte Dittrich Kirchen. Diese blieben am Mittwoch jedoch geöffnet, auch der Stephansdom. Die Gefahr sei nicht so evident, dass eine Schließung der Kirchen notwendig wäre, erklärte Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien. Aktuell ändere sich am Ablauf von Messen nichts, man sei in engem Austausch mit der Polizei. „Ich haben mich selbst versichert, dass die Lage unter Kontrolle ist und bin sehr, sehr froh, dass wir unter Schutz und Schirm der Polizei stehen“, meinte Dompfarrer Toni Faber gegenüber „Wien heute“.

ORF-Analyse: Anschlagsgefahr in Wien

Die Polizei hat über eine erhöhte Anschlagsgefahr in Wien informiert. Es läuft daher ein Großeinsatz mit Einsatzkräften in der Bundeshauptstadt. ORF-Reporter Florian Sekira berichtet vom Stephansplatz.

Durchsuchung bei TU Wien

Laut Polizei fanden mehrere Durchsuchungen statt, unter anderem von Fahrzeugen und der Garage der Technischen Universität (TU). Das blieb aber ohne Ergebnis, so Polizeisprecher Dittrich gegenüber der APA. Durchsuchungen von Wohnungen hatten nicht stattgefunden, auch Festnahmen gab es vorerst nicht.

Informationen zufolge könnten sich die Anschlagspläne gegen Einrichtungen der syrisch-christlichen Diaspora in der Bundeshauptstadt richten. Seitens der Polizei bzw. des Innenministeriums wurde dies aber nicht bestätigt. Ebenso wenig wurden Gerüchte kommentiert, dass nach einem weißen SUV gesucht werde und dass eine Person darin Schusswunden hätte. Wann der Einsatz begonnen hatte, sagte Dittrich nicht. „Der Einsatz startete, nachdem wir Kenntnis von den Hinweisen auf die Anschlagspläne erhalten haben.“

 Ein Einsatzfahrzeug der Polizei, aufgenommen am Stubenring in Wien. –
APA/Tobias Steinmaurer
Es gibt bis auf Weiteres verstärkten Objektschutz

In anderen europäischen Großstädten gebe es öfter, meist unveröffentlichte Anschlagsdrohungen, so Terrorismusexperte Nicolas Stockhammer. Die schnelle Kommunikation der Polizei überraschte ihn. „Die Kommunikation über diesen Vorfall war auf jeden Fall aus meiner Sicht relativ offen und nicht so üblich in der Vergangenheit gewesen in dieser Konstellation", sagte Stockhammer zu „Wien heute“.

Polizei bei syrisch-orthodoxer Kirche in Favoriten

Der Gründer der syrisch-orthodoxen Kirche in Österreich, Emanuel Aydin, berichtete, Beamte seien in der Umgebung seiner Kirche in Favoriten gewesen und hätten mit Mitgliedern der Gemeinde gesprochen. Das Gotteshaus sei weiterhin geöffnet.

Bischof Anba Gabriel von der koptisch-orthodoxen Kirche bestätigte gegenüber dem Ö1-„Mittagsjournal“, man sei über eine Bedrohungslage informiert worden. Tarafa Baghajati, Obmann der „Initiative Muslimischer Österreicherinnen und Österreicher“ (IMO), zeigte sich im Gespräch mit der APA betroffen und schockiert über die möglichen Anschlagspläne.

Vorsichtsmaßnahmen in Diakonie-Kindergärten

Die Kindergärten der Diakonie trafen am Mittwoch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Wie Diakonie-Sprecherin Roberta Rastl-Kircher bestätigte, seien alle Ausflüge in Kindergärten in der Nähe von Kirchen abgesagt worden. „Die Maßnahme gilt bis Entwarnung gegeben wird“, sagte Rastl-Kircher. Es wurden „Vorsichtsmaßnahmen im eigenen Umfeld getroffen“, erläuterte Dittrich dazu, das sei keine Vorgabe der Polizei gewesen.

Derzeit handle es sich um eine „abstrakte Gefährdungslage“, hieß es seitens der Stadt Wien auf APA-Anfrage zu etwaigen Maßnahmen für Kindergärten und Schulen. Die Stadt sei daher nicht von der Exekutive wegen eventuell zu treffender Vorkehrungen kontaktiert worden.

Bundesheer „sensibilisiert“

Die verstärkte Polizeipräsenz in der Stadt wäre vielleicht gar nicht aufgefallen, hätte die Polizei am Mittwochvormittag nicht vor der Möglichkeit eines islamistisch motivierten Anschlags gewarnt. „Aktuell werden Sie im Stadtgebiet vermehrt Polizeikräfte tw. mit Sonderausrüstung wahrnehmen“, hatte die Wiener Polizei auf ihrem Twitter-Account informiert. Die Bevölkerung wurde auch aufgerufen, keine Gerüchte zu verbreiten, bzw. Fotos oder Videos vom Polizeieinsatz anzufertigen und zu teilen.

Das Bundesheer wurde unterdessen zunächst nicht zur Assistenz herangezogen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer, der APA. „Unsere Kräfte, die routinemäßig die Botschaften bewachen, sind sensibilisiert.“