Blühender Haselnussstrauch
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
Wissenschaft

Pollenwarndienst plant „Asthmawetter“

Der Pollenwarndienst der MedUni Wien informiert seit Jahrzehnten über die aktuelle Pollenbelastung – nicht nur in Wien. In Kürze wird das Angebot erweitert. Geplant ist unter anderem ein „Asthmawetter“, das Wettereinflüsse für Asthmabetroffene aufzeigt.

Das „Asthmawetter“ soll ähnlich funktionieren wie die Information zur aktuellen Pollenbelastung. In der Pollenwarndienst-App kann man sich also künftig anzeigen lassen, ob sich das Wetter im Wohnbezirk auf das Wohlbefinden als Asthmapatientin bzw. -patient auswirkt. Zudem ist eine Unwetterwarnung vorgesehen, „weil wir wissen, dass Blitzschlag zum Beispiel einen extrem negativen Einfluss auf das Asthma von Allergikern hat“, erklärt der Pollenwarndienst-Leiter Uwe Berger im Interview mit „Wien heute“.

Denn der Blitzschlag verändere die Pollenkörner und spalte sie auf. „Es kommt zu einem freien Allergen, und das wirkt dann intensiver am Patienten“, so Berger.

Asthmawetter in Pollenwarndienst-App
Pollenwarndienst
Der digitale Pollenwarndienst-Auftritt wird bald anders aussehen, wie ein ORF Wien vorliegender Screenshot zeigt: Neu sind „Asthmawetter“ und Unwetterwarnung

Nur eine Pollenfalle in Wien

Seit 1976 gibt es den Pollenwarndienst, angesiedelt an der MedUni Wien, seit 1989 ist Berger mit dabei. Begonnen hat es mit einem telefonischen Tonbanddienst, erzählt er. „Und mittlerweile sind wir europaweit, wenn nicht weltweit führend bei den Prognosemodellen.“ Seit 1997 existiert das Pollenwarndienst-Service im Internet mit aktuell über 3,5 Millionen Zugriffen im Jahr. Die App verzeichnet über eine Million Downloads. Nutzerinnen und Nutzer können sich die Beschwerden auch personalisiert vorhersagen lassen.

Mit Hilfe von Pollenfallen werden täglich aktuelle Daten erhoben. 27 derartige Fallen gibt es österreichweit. In Wien gibt es nur eine auf der Hohen Warte. Laut Berger ist das zu wenig: „Allein für Wien bräuchten wir zwei bis drei Pollenfallen. Zumindest eine über der Donau, um zu sehen, wie die Belastungen in den Randbezirken sind – und eine im Zentrum wäre natürlich optimal.“ Ausgaben, die derzeit nicht finanziert werden.

Pollensaison startet

Der Frühling naht und damit auch die Auswirkungen der Allergien. Jeder Dritte leidet in Wien daran.

Weniger Pollen, aber intensivere Reaktionen

Unabhängig vom Pollenflug werden auch Faktoren wie Luftverschmutzung, Ozon und Feinstaub in das Allergierisiko eingerechnet. Denn CO2 und andere Abgase lassen Pollen aggressiver werden. Die gute Nachricht heuer: Der Kätzchenbesatz der Pflanzen ist eher unterdurchschnittlich, es gibt also weniger Pollen.

Doch auch wenn die Pollenbelastung selbst heuer bisher nicht besonders stark war, scheinen die Menschen mehr zu leiden. Das kann an Stressallergenen liegen, die die Pflanzen aussenden, weil es durch die höheren Temperaturen auch für sie immer stressiger wird. Aber nicht nur. „Es ist tatsächlich weniger in der Luft. Wir sehen aber Patienten, die um vieles stärker reagieren auf die wenigen Allergene in der Luft“, sagte der Pollenwarndienst-Leiter. Die Gründe dafür sind noch nicht klar. Eine Vermutung sei, dass die Coronavirus-Maßnahmen Allergikerinnen und Allergiker sensibler gemacht haben könnten.

„Wir sind getrieben von unserem Leid“

Die beim Pollenwarndienst tätigen Fachleute sind übrigens durchwegs selbst Allergiebetroffene: „Wir sind natürlich getrieben von unserem Leid“, meinte Berger. Und das könnte demnächst zunehmen: Die von vielen gefürchtete Birkenpollensaison steht bevor. Für Wien wird die Blühbereitschaft der Birke am 22. März erwartet.