Die Josefstadt ist einer der grünraumärmsten Bezirke Wiens. Ausgerechnet hier soll nun ein öffentlicher Garten verbaut werden. Der über 800 Quadratmeter große Garten in der Josefstädter Straße 79 besteht aus 15 Bäumen, Büschen, Blumenbeeten, Gemüseanbauten, Sitzplätzen und Spielmöglichkeiten für Kinder. Auch Kleintiere, Vögel und Insekten finden hier ihren Lebensraum. Nun hat der bisherige Hauseigentümer Wüstenrot die Liegenschaft an einen Immobilienentwickler weiterverkauft.
Plaketten an Bäumen befestigt
Der neue Besitzer hat die unverzügliche Räumung des Gartens angeordnet. Tatsächlich stand in früheren Zeiten im hinteren Teil des Gartens ein Werkstattgebäude. Dieser Bereich ist im Flächenwidmungsplan der Stadt Wien immer noch als Bauland (GB II) gewidmet. Statt der Grünoase soll dort ein mehrstöckiges Wohnhaus im Schnellverfahren entstehen und der Garten zubetoniert werden.
Künstlerinnen und Künstler setzen sich im Rahmen der Aktion für die Erhaltung des Parks ein und werden symbolische Baumpatinnen und Baumpaten. Mit dabei sind etwa Adele Neuhauser, Josef Hader, Dirk Stermann, Marco Wanda, Anja Plaschg und die Band Buntspecht. Neuhauser, Hader, Plaschg und Buntspecht befestigten am Samstag im Garten ihre Plaketten.
Hausverwaltung wollte Zugang zu Garten sperren
Die Hausbewohnerinnen und Hausbewohner haben den Garten seinerzeit auf eigene Kosten selber angelegt und in eine Grünoase umgestaltet. Im Jahr 2009 erhielt der Garten sogar eine Auszeichnung von der Stadt Wien (MA22) als eine der schönsten „Naturnahen Grün-Oase“ der Stadt. Der Garten sei ein Ort der Erholung, des Zusammenseins und des sozialen Austausches, ein Flecken Natur in der Wiener Innenstadt, hieß es in einer Aussendung von Freitag.

Viele der Hausbewohnerinnen und Hausbewohner haben ein im Mietvertrag verankertes Nutzungsrecht des Gartens. Ihnen den Zugang zu versperren wäre daher illegal. Bereits vor zwei Wochen versuchte die Hausverwaltung jedoch genau dies und wollte das Schloss des Gartentores tauschen, hieß es in einer weiteren Aussendung. Auch Fahrräder wollte die Hausverwaltung demnach entfernen. Nicht verhindert werden konnte, dass der Zugang zum Außen-Wasseranschluss abgesperrt und die Bewässerung der Pflanzen abgeschnitten wurde.
Petition und Baum-Patenschaft als Unterstützung
Inzwischen hat eine Unterschriften-Aktion auf „aufstehen.at“ mehr als 1.000 Unterschriften erreicht. Auch eine Petition der Stadt Wien kann per Handy-Signatur unterstützt werden. Zudem wurde eine Baum-Patenschaft ins Leben gerufen. „Die Wiener Innenstadt darf nicht weiteren Grünraum verlieren“, so Initiator Ioan Gavriel. Die Forderung: Gemeinschaftspark statt Betonwüste.