Drei Lehrlinge bei ihrer Ausbildung mit Robotern am Schreibtisch
Graham Oliver
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Wirtschaft

WK: Lehrabschluss als Studienberechtigung

Aufgrund des Fachkräftemangels will die Wiener Wirtschaftskammer (WK), dass die Lehre aufgewertet wird. Die Lehrabschlussprüfung soll auch als Studienberechtigung dienen und ein facheinschlägiges Studium ermöglichen.

Nach aktueller Rechtslage sind für das Studium nach einem Lehrabschluss zusätzliche Prüfungen erforderlich. Wer an einer Universität oder Fachhochschule studieren will, braucht die Matura, eine Studienberechtigungsprüfung oder einen absolvierten akademischen Lehrgang zur beruflichen Weiterbildung mit Masterabschluss (etwa an den Berufsakademien des WIFI Wien). „Diese Möglichkeit läuft aber wegen einer Gesetzesänderung im September 2023 aus“, so die Wirtschaftskammer Wien.

WK: Gravierender Nachteil für Lehre

Um die Lehrausbildung attraktiver zu machen, will die Kammer, „dass Lehrabsolventinnen und -absolventen automatisch eine facheinschlägige Hochschulreife erlangen“. So könnte etwa der Lehrabschluss Metalltechnik mit Schwerpunkt Maschinenbautechnik zum Studium Maschinenbau an der Technischen Universität (TU) berechtigen. Ein Lehrabsolvent im Lehrberuf Informationstechnik mit Schwerpunkt Betriebstechnik solle mit der Lehrabschlussprüfung auch die Berechtigung für das Studium Technische Informatik erhalten.

In der gegenwärtig gültigen Regelung sieht WK-Wien-Präsident Walter Ruck einen „gravierenden Nachteil für den Bildungsweg Lehre, der viele Jugendliche dazu bewegt, sich eher für den schulischen Weg mit Maturaabschluss zu entscheiden – selbst dann, wenn ihre Stärken im praktischen Tun liegen und sie in einer Lehre am richtigen Platz wären“.

Fachkräftemangel fordert Maßnahmen

Welcher Lehrabschluss zu welchem Studium berechtigen könnte, wäre den Angaben zufolge in Abstimmung mit den Branchen sowie Universitäten und Fachhochschulen genau zu definieren und per Verordnung festzulegen. Zusätzlich müsste das Universitätsgesetz entsprechend angepasst werden.

„Angesichts des massiven Fachkräftemangels muss alles getan werden, um die Lehre so aufzuwerten, dass sie von den Nachwuchsgenerationen als gleichwertiger und attraktiver Bildungsweg wahrgenommen wird“, so Ruck.

Mehr Lehrlinge als im Vorjahr

Derzeit werden laut Wirtschaftskammer 13.934 Lehrlinge in Wien ausgebildet – knapp vier Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr stieg im Vergleich zum Vorjahr, das noch von der Pandemie geprägt war, um 17 Prozent auf 4.687. Weitere 3.582 Lehrlinge werden den Angaben zufolge in überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen ausgebildet.