Gustav Klima Am Attersee hängt schief
APA/Leopold Museum/Andreas Jakwerth
APA/Leopold Museum/Andreas Jakwerth
Umwelt & Klima

Leopold Museum: Schiefe Gemälde fürs Klima

Am Tag der Warnung des Weltklimarats (IPCC) hat sich das Wiener Leopold Museum mit der Aktion „A Few Degrees More“ an die Öffentlichkeit gewandt. Um zu veranschaulichen, wie viel Effekt wenige Grade verursachen, wurden 15 Landschaftsgemälde bewusst in Schräglage versetzt.

In Kooperation mit dem Klimaforschungsnetzwerk Climate Change Centre Austria (CCCA) wurden die Bilder um genau jenen Gradwert geneigt, um welchen die Temperatur in den gezeigten Gebieten steigen könnte, wenn nicht rechtzeitig tiefgreifende Gegenmaßnahmen gesetzt werden.

„A Few Degrees More (Will Turn the World into an Uncomfortable Place)“ will damit anhand der von Gustav Klimt, Koloman Moser, Egon Schiele, Gustave Courbet und Tina Blau gemalten Landschaften wie der Attersee-Region, den Voralpen und der Atlantikküste zeigen, dass bald alles aus dem Lot geraten könnte. Naturlandschaften, die vor mehr als hundert Jahren verewigt wurden, könnten in ihrer vertrauten Form bald verschwunden sein. Zusatztexte sollen die Aktion erklären und dazu auffordern, Maßnahmen gegen diese Entwicklungen zu setzen.

Konstruktiver Zugang statt Klimaaktivismus

Im November hatten Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ das Schutzglas vor dem Gemälde „Tod und Leben“ von Gustav Klimt mit schwarzer Farbe überschüttet. Leopold-Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger hatte damals die Anliegen der Klimaaktivisten für berechtigt erklärt, jedoch gemeint: „Der Angriff auf Kunstwerke ist definitiv der falsche Weg.“

Egon Schiele, Versinkende Sonne, 1913. hängt schief
APA/Leopold Museum/Andreas Jakwerth
Die schiefen Bilder sollen zeigen, wie viel Grad die gezeigten Orte wärmer werden könnten

Nun hat das Museum selbst einen anderen Weg eingeschlagen: „Mit A Few Degrees More wollen wir proaktiv einen konstruktiven Beitrag liefern, in der Hoffnung, dass sich andere Museen und Galerien dieser Bewegung anschließen, indem sie mit einem behutsamen Eingriff auch ihre Kunst- und Kulturschätze zu Klimabotschafter*innen machen“, ließ Wipplinger in einer Aussendung wissen.

Museen mit nachhaltiger Rolle

„Museen nehmen per se eine nachhaltige Rolle in der Gesellschaft ein, indem sie das kulturelle Erbe für die nächsten Generationen bewahren und vermitteln. Sie verstehen sich als Räume der Inspiration und Reflexion über unser Dasein und haben das Potenzial, unser zukünftiges Handeln durch das Bewusstmachen gesellschaftlicher Phänomene positiv zu beeinflussen. In diesem Sinne erklären wir uns solidarisch mit den Bestrebungen der Klimabewegung“, so der Museumschef weiter.

Die Auseinandersetzung mit den drängendsten Problemen der Gesellschaft sei dem Leopold Museum „als Bildungs- und Vermittlungsinstitution ein zentrales Anliegen“. Für CCCA-Vorstandsmitglied und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ist die Aktion ein gelungener Versuch, abstrakte Daten intuitiv begreifbar zu machen: „Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler*innen vor einem vom Menschen verursachten globalen Temperaturanstieg um mehr als 1,5 Grad mit enormen Folgen für die Menschheit. Aber diese Daten sind schwer zu fassen. Wir wollen zeigen, was für einen Unterschied ein paar Grad mehr machen.“

Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger und Claudia Michl, Leiterin der Climate Change Centre Austria (CCCA) Geschäftsstelle neben dem Gemälde Egon Schiele, Häuser am Meer, 1914.
APA/Leopold Museum/Andreas Jakwerth
Wipplinger und Claudia Michl von CCCA arbeiteten für die Installationen zusammen

Bis Juni zu sehen

Die Intervention ist von Mittwoch bis 26. Juni im Rahmen der Ausstellung „Wien 1900. Aufbruch in die Moderne“ im Leopold Museum zu sehen. Dazu werden an jedem Sonntag um 14.00 Uhr kostenlose Sonderführungen und außerdem kostenlose Schüler- und Schülerinnenführungen gegen Voranmeldung angeboten. Die Sendung „kulturMontag“ auf ORF2 wird noch heute Abend einen Beitrag über die Aktion bringen.