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Dragqueen-Lesung unter Polizeischutz

Eine Kinderbuchlesung hat am Montag in Mariahilf für Aufregung gesorgt. Der Grund: Eine Dragqueen hat den Kindern vorgelesen. Die einen befürworten die Aktion als Zeichen der Vielfalt und Toleranz. Andere sehen die Entwicklung ihrer Kinder bedroht. Es war Polizeischutz nötig.

In High Heels und Perücke ragt Candy Licious mehr als zwei Meter in die Höhe. Die Dragqueen las im Rahmen der Aktion „Nachbarschaft on Tour“ in einer kleinen Buchhandlung aus Kinderbüchern vor.

„Die Storys, aus denen ich erzähle, die sind alle divers. Die machen Mut, die stärken die Vielfalt, und das ist auf jeden Fall der Mehrwert, dass die Kinder sehen, dass Kleidung auch nicht das Geschlecht ausmacht. Und dass sie so sein können, wie sie sind“, sagte die Dragqueen und Aktivistin.

Die Dragqueen Candy Licious las in einer kleinen Buchhandlung in Mariahilf aus einem Kinderbuch vor
ORF
Die Dragqueen Candy Licious las in einer kleinen Buchhandlung in Mariahilf aus einem Kinderbuch vor

Rund 15 Beamtinnen und Beamte im Einsatz

Doch die Aktion sorgte nicht nur für Jubelstimmung. Anfeindungen und Beschimpfungen waren und sind keine Seltenheit, vor allem im Internet. Um Störaktionen zu vermeiden, war die Polizei mit einem Aufgebot von rund 15 Beamtinnen und Beamten an Ort und Stelle. Vier Kleinbusse der Polizei waren rund um die Buchhandlung abgestellt.

„Im Ursprung solcher Anfeindungen liegt Unwissen und Angst. Dass die Menschen nicht wissen, was eine Dragkünstlerin ist und wie solche Lesungen aussehen. Sie waren ja noch nie bei einer Lesung und nehmen an, dass da Dinge gemacht werden, die man vor Kindern nicht machen sollte“, sagte die Aktivistin.

Dragqueen-Lesung unter Polizeischutz

Eine Kinderbuchlesung hat am Montag in Mariahilf für Aufregung gesorgt. Der Grund: Eine Dragqueen hat den Kindern vorgelesen. Die einen befürworten die Aktion als Zeichen der Vielfalt und Toleranz. Andere sehen die Entwicklung ihrer Kinder bedroht. Es war Polizeischutz nötig.

SPÖ-Bezirksvorsteher unterstützte Lesung

„Es geht darum, dass ihnen hier etwas erklärt oder erzählt wird, in Märchen verpackt, was ihnen vielleicht nicht erzählt werden soll, laut mancher Meinung“, sagte der Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ).

Die Kunstfigur Candy erzählte es trotzdem. Sie wünscht sich für die Zukunft, dass ihre Lesungen ohne Anfeindungen und Polizeipräsenz möglich sind. Die Aktionen und Auftritte von Dragqueens erreichen ein zunehmendes Publikum. Und um sie ist ein Kulturkampf entbrannt, der allmählich auch nach Österreich schwappt.

Einladung an FPÖ

Auf einer Seite stehen Dragqueens und Unterstützende, die andere Seite führt hierzulande die FPÖ an – mehr dazu in FPÖ: „Dragqueen-Shows für Kinder verbieten“. „Abgeschaut haben sich die Freiheitlichen das von den USA, präziser: Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp hat sich bei den Republikanern während seines jüngsten Aufenthalts in Washington, D. C., Anleihen genommen“, schreibt der „Standard“. Im März hat Tennessee als erster Bundesstaat derartige Shows gesetzlich verboten, zumindest dann, wenn sie auch für Kinder zugänglich sind. 13 weitere Bundesstaaten wollen nachziehen.

In Wien hatte Nepp die Absage der Lesung von Candy Licious gefordert. Er behauptet, dass Kinder durch diese „Sexualisierungspropaganda“ zu einer bestimmten sexuellen Orientierung hin gedrängt und dadurch geschädigt würden.

Candy Licious selbst machte den Freiheitlichen bereits im Vorfeld der Lesung am Montag das Angebot, dieser selbst beizuwohnen. Auf Instagram lud die Dragqueen Nepp und Co. ein, „Fragen zu stellen, mit mir in den Dialog zu kommen“ und „zu hören, dass ich nichts Böses vorhabe und aus Büchern lesen werde, die ihren Kindern gefallen werden“.