WIRTSCHAFT

Anstieg an Firmenpleiten in Wien

Die Zahl der Insolvenzen in Wien steigt weiter an. Damit setzt sich der Trend aus dem Vorjahr auch heuer fort. Ein Drittel aller Firmenpleiten in Österreich betrifft Wiener Unternehmen. Besonders betroffen sind Bauwirtschaft und Gastronomie.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat Wien mit 456 Insolvenzen den größten Zuwachs. Das sind im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres rund 40 Prozent mehr. Angestiegen sind auch die Verbindlichkeiten, und zwar auf 58 Millionen Euro – ein Plus von 29 Prozent. Damit setzt sich der bereits im Jahr 2022 beobachtete Trend an Firmenpleiten auch im heurigen Jahr fort.

Verschiedene Krisen und wirtschaftliche Herausforderungen würden sich jetzt auswirken, sagt Jürgen Gebauer vom Kreditschutzverband 1870. Von einer Pleitewelle will er aktuell nicht sprechen. Gebauer rechnet aber damit, dass es in den nächsten Monaten größere Insolvenzen geben wird. Es wäre für ihn nicht überraschend, wenn es bis Jahresende bis zu 2000 Insolvenzen in Wien geben würde.

Bauwirtschaft besonders betroffen

Größter Brocken bei den Insolvenzen in Wien betrifft die VIE Wohnimmobilien Geblergasse GmbH mit Passiva von 5,9 Millionen Euro. Es handelt sich hierbei um eine Beteiligungsgesellschaft der im Jahr 2022 insolvent gewordenen „CPI-Immobiliengruppe“. Pleite gemacht haben außerdem die „schilling Beiteiligungs GmbH“ und der Reiseveranstalter „Klug Touristik GmbH“.

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es in Wien im ersten Quartal 2023 im Bereich der Bauwirtschaft mit 112 Insolvenzfällen. Es folgt die Gastronomiebranche mit und der KFZ Handel sowie die KFZ-Werkstätten mit jeweils rund 70 Fällen. Das sind auch jene Bereiche, die bereits im Vorjahr die meisten Pleiten vorzuweisen hatten

Insolvenzanträge kommen zu spät

Von den 456 insolventen Unternehmen in Wien wurde bei rund 42 Prozent mangels Vorliegens von kostendeckendem Vermögen kein Insolvenzverfahren eröffnet. Die Entwicklung der vergangenen Monate und Jahre hält damit weiterhin an: Es wird nach wie vor zu oft zu lange zugewartet, bis ein Insolvenzantrag tatsächlich gestellt wird. Die Folgen sind, dass das jeweilige Unternehmen in weiterer Folge komplett geschlossen werden muss, die Mitarbeiter ihre Jobs verlieren und die Gläubiger in diesen Fällen keinen Euro mehr sehen.