Die Dragqueen Candy Licious las in einer kleinen Buchhandlung in Mariahilf aus einem Kinderbuch vor
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Politik

Sonderlandtag: Drag-Queen-Shows für Kinder

Heute fand im Wiener Landtag eine von der FPÖ beantragte Sondersitzung statt. Sie wollte Drag-Queen Shows für Kinder künftig gesetzlich verbieten. Der Antrag fand keine Mehrheit. Aktueller Anlass war eine für April geplante Veranstaltung.

Die FPÖ versucht seit geraumer Zeit, Lesungen von Drag-Queens vor Kindern zum Thema zu machen. Am Freitag ließ sie im Rahmen eines Sonderlandtags darüber diskutieren. Parteichef Dominik Nepp ärgerte sich darüber, dass derartige Veranstaltungen mit Steuergeld beworben werden. Von der politischen Konkurrenz kam in der Debatte der Vorwurf, Angst zu verbreiten und für Drohungen gegen queere Menschen mitverantwortlich zu sein.

Sitzungssaal mit FPÖ-Chef Nepp am Rednerpult
ORF/ Birgit Pointner
Die Wiener FPÖ beantragte diese Sondersitzung

Nepp verwies darauf, dass es entsprechende Lesungen schon für Kinder ab fünf Jahren gebe. Männer in Frauengewand oder „Balletthosen“ hätten vor Kindern aber nichts zu suchen. Junge Menschen dürften keine „Sexualisierung aufgedrückt“ bekommen. Drag-Queens würden vor kleinen Kindern „ihre Lust ausleben“, mutmaßte der Wiener FPÖ-Chef.

Nepp warnte generell davor, dass „biologische Geschlechter ausradiert“ würden. Frauen könnten hier nach Ansicht des Wiener FPÖ-Chefs unter Druck kommen. Es bestünde zum Beispiel etwa die Gefahr, dass Männer, die sich als Frauen geben, Frauenquoten aushebeln. „Wer diese Transgenderagenda unterstützt, ist einfach nur frauenfeindlich“, befand Nepp.

Harsche Kritik an FPÖ

NEOS-Abgeordneter Thomas Weber konstatierte, dass die FPÖ das mache, was sie am besten könne: „Die Gesellschaft zu spalten und Hass zu säen.“ Homosexuelle und transsexuelle Menschen würden ohnehin zu den vulnerabelsten Gruppen gehören. Die FPÖ agiere „grauslig und gewissenlos“. Sie spiele mit dem Schmerz von queeren Menschen, die bereits jetzt oft angefeindet würden.

Grünen-Chef Peter Kraus ortete in den Ausführungen Nepps ebenfalls „Hass und Abfälligkeiten“. Queeren Jugendlichen richtete er aus, dass sie zur Stadt gehören würden und sicher hier leben könnten. Erstaunt zeigte er sich darüber, dass die FPÖ während der Energiekrise und der grassierenden Teuerung ausgerechnet einen Sonderlandtag zu einem solchen Thema mache.

SPÖ-Gemeinderat Stephan Auer-Stüger richtete sich zu Beginn seiner Rede an Menschen, die das Geschehen etwa via Live-Stream mitverfolgen: „Wien liebt dich so, wie du bist.“ Man solle niemanden vorschreiben, wie er zu leben habe, meinte er. Veranstaltungen wie jene, die von der FPÖ kritisiert würden, könnten dazu führen, dass aus Kindern tolerante und selbstbewusste Menschen werden. Auer-Stüger beklagte, dass es jetzt Drohungen gegen Veranstalter und Teilnehmer gebe.

ÖVP unterstützte FPÖ

Die ÖVP-Abgeordnete Caroline Hungerländer zeigte sich überzeugt: „Drag-Queen-Shows haben nichts vor fünfjährigen Kindern verloren.“ Dies sei auch deswegen so, weil, wie sie berichtete, dort neben Lesungen auch Tanz-Performances gezeigt würden. „Es gibt zwei biologische Geschlechter“, hielt sie fest. Jugendliche würden sich ohnehin in einer schwierigen Selbstfindungsphase befinden. Es sei falsch, Vereine zu fördern, die das Weltbild vermitteln würden, dass man sein Geschlecht einfach ändern könne.

Um ein weit verbreitetes Phänomen handelt es sich bei Auftritten von Drag-Queens vor jungen Menschen in Wien nicht. Zuletzt war eine Veranstaltungsreihe mit der Drag-Künstlerin „Candy Licious“ im Fokus gestanden. Aufgrund Drohungen rechter Gruppen war dabei bei einem Termin laut Berichten sogar Polizeischutz nötig.

Wer sich bei dem Event eine Darbietung in Balletthosen erwartet hatte, wurde aber ohnehin enttäuscht. Die Vorleserin trug ein wallendes buntes Kostüm. Ein Antrag auf Verbot solcher Veranstaltungen wurde im Landtag abgelehnt.