Ringstraße in Wien
ORF.at/Kaja Stepien
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Klima

Stadtbäume leiden unter Trockenheit

Bäume sollen die Hitze in der Stadt erträglicher machen. Nicht nur in Parks, sondern immer öfter auch in Straßen und auf Plätzen. Doch auch die Schattenspender haben mit dem Klimawandel und der damit verbundenen Trockenheit zu kämpfen.

500.000 Bäume in Parks und an den Straßen betreuen die Wiener Stadtgärten. Aufgrund des trockenen Winters und des fehlenden Regens fehlt dem Erdreich die Feuchtigkeit. Die Folge: Schon jetzt, Ende März, müssen die Bäume bewässert werden. Das passiert mit automatischen Anlagen, rund 1.000 gibt es derzeit in Wien. Pro Jahr sollen bis zu 60 Anlagen dazukommen. Als Ersatz werden in Wien seit über zehn Jahren vornehmlich hitzeresistentere Baumsorten gewählt. Zum Beispiel der Zürgelbaum.

Trockenheit setzt Bäumen zu

Auch in Wien setzt die Trockenheit den Bäumen immer mehr zu. Der Klimawandel macht die Bäume anfälliger für Schädlinge und Krankheiten

Neu gepflanzte Jungbäume müssen auf Grund des Regenmangels statt wie früher drei Jahre, nun fünf bis acht Jahre lang bewässert werden. Bewässerung wurde in das neue Parkleitbild aufgenommen. Das bedeutet laut dem Direktor der Wiener Stadtgärten, Rainer Weisgram, „dass es ohne automatische Bewässerung in den Straßen nicht mehr geht. Dadurch ist das jetzt Standard und deswegen ist das jetzt auch ein Projekt, das stark forciert wird und was eine Selbstverständlichkeit in jedem Straßenprojekt wird“.

Bäume werden anfälliger für Krankheiten

Insgesamt ist die Baumpflege durch die klimatischen Veränderungen aufwendiger geworden. Es fallen mehr Totäste an, die im Frühjahr aus Sicherheitsgründen händisch entfernt werden müssen. Die Trockenheit ist laut Stadtgärten auch an den Blättern zu erkennen, die nicht mehr so saftig grün wie früher sind.

Rund 20.000 Alleebäume und fast 30.000 Waldbäume wachsen allein in Schönbrunn. Deren Abwehrsystem ist durch die Trockenheit geschwächt. Schädlinge und Krankheiten haben es leichter, den Baum zu befallen: von der Miniermotte über Pilzbefall bis hin zum Bakterium pseudomonas reicht da die Bandbreite. Besonders betroffen sind da aktuell die Kastanien, die unter bakteriellem Baumkrebs leiden, der dafür sorgt, dass die Bäume innerhalb weniger Jahre absterben.

Defizit von rund 40 Prozent bei Niederschlagsmenge

Die vielerorts spürbare Trockenheit ist deutlich messbar. Bei der Wetterstation auf der Hohen Warte wurde ein Niederschlagsdefizit von fast 40 Prozent seit Oktober registriert. Die Winterhalbjahressumme von Oktober 2022 bis März 2023 beträgt laut GeoSphere Austria 172 mm. Das ist ein Niederschlagsdefizit von 37 Prozent oder 102 mm. Das ist der fünfzehn niedrigste Wert der Messgeschichte seit Messbeginn 1841. Das vergangene (2021/2022) Winterhalbjahr brachte mit 187 mm um 32 Prozent weniger Niederschlag, also ähnlich wenig wie heuer.

Trotz allem lässt sich daraus aber kein Trend zu immer weniger Niederschlag in den Winterhalbjahren ableiten, so GeoSphere. Aktuell problematisch sei, dass auch die beiden vergangenen Sommerhalbjahre 2021 und 2022 um 23 bzw. fünf Prozent weniger Niederschlag gebracht haben. Aber auch die Niederschlagsmengen des Sommerhalbjahres zeigen keinen langfristigen negativen Trend.

Allerdings spiele neben dem Niederschlag bei der Trockenheit auch die Temperatur eine wichtige Rolle: Durch die zunehmend höheren Temperaturen nehme einerseits die Verdunstung zu (je wärmer die Luft ist, desto mehr mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen) und andererseits würden sich Pflanzen früher entwickeln- Beides zusammen entziehe dem Boden Wasser.