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Brunnen in Wien grün eingefärbt

Klimaaktivisten haben am Mittwoch das Wasser in mehreren Brunnen grün eingefärbt. Es ist eine weitere Protestaktion gegen die Europäische Gaskonferenz in Wien. Die Wasserwerke sprechen von mehreren tausend Euro Schaden.

Insgesamt sei das Wasser in sechs Brunnen eingefärbt worden, hieß es in einer Erklärung der Klimabewegung Extinction Rebellion am Mittwoch. Zusätzlich sei auch die Botschaft „Grünes Gas = dreckige Lüge“ hinterlassen worden. Die Polizei sprach von fünf eingefärbten Brunnen. Zudem seien beim Hochstrahlbrunnen drei Personen ertappt worden, als sie Farbe in das Wasser schütteten. Die beiden Männer und eine Frau aus Österreich und Deutschland sind wegen Ordnungsstörung angezeigt worden.

Brunnen in Wien grün eingefärbt

Klimaaktivisten haben heute das Wasser in mehreren Brunnen grün eingefärbt. Es ist eine weitere Protestaktion gegen die Europäische Gaskonferenz in Wien. Die Wasserwerke sprechen von mehreren tausend Euro Schaden.

Durch die Aktion solle auf die negativen Auswirkungen von Gasförderung und -nutzung aufmerksam gemacht werden, so Extinction Rebellion. Die Aktion sei verbunden mit der Forderung, dass Österreich und Europa das Verbrennen von Gas „schnellstmöglich“ eindämmen müssten, „um die eskalierende Klimakatastrophe einzudämmen“. Es sollten auch keine neuen Gasvorkommen mehr erschlossen werden.

"Die Gasindustrie blockiere systematisch den Umstieg auf erneuerbare Energien und auf eine Wirtschaft, die Energie spart“, hieß es weiter. Der Öffentlichkeit werde eingeredet, dass ohne Gas Katastrophen drohten und die Wirtschaft zusammenbrechen werde. Es werde ein schmutziges Produkt als saubere Übergangstechnologie verkauft. Unternehmen, die Gas verkaufen, hätten im Vorjahr Rekordgewinnen verzeichnet. Während Menschen sich kaum Heizkosten leisten könnten, werde noch mehr Geld in Gasinfrastruktur, Greenwashing und Desinformation investiert.

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Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Grün eingefärbte Brunnen als Protest gegen Gaskonferenz in Wien
Extinction Rebellion
Wasser im Hochstrahlbrunnen grün eingefärbt
ORF/Oliver Ortner
Vermählungsbrunnen leer
ORF
Der Vermählungsbrunnen wurde bereits entleert
Donnerbrunnen leer
ORF
Ebenso der Donnerbrunnen

Pro Brunnen tausende Euro Schaden

Paul Hellmeier von den Wiener Wasserwerken spricht von einem großen Ärgernis. Gerade erst seien 50 Monumental- und Denkmalbrunnen im Frühjahr in Betrieb gegangen. Jetzt sei man gezwungen, das gesamte Wasser wieder abzulassen, die Brunnen erneut zu reinigen und dann erneut in Betrieb zu gehen. Hellmeier spricht von mehreren tausend Euro Schaden pro Brunnen hauptsächlich durch Personalkosten. Die Wasserwerke kündigten an, Anzeige zu erstatten, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Laut Hellmeier werde es pro Brunnen etwa eine Woche dauern, bis das Wasser wieder klar sei. Welches Mittel für die Färbung verwendet wurde, sei noch unbekannt: „Aber wir werden das wahrscheinlich analysieren können und hoffen, dass es glimpflich ausgeht und dass die Reinigungsarbeiten gut möglich sind. Eventuell gibt es in dem Zusammenhang, was man jetzt medial auch mitbekommen hat, mit dem Donaukanal. Wenn dort dasselbe Mittel verwendet wurde, dann wissen wir wie wir darauf reagieren können.“

Grüne Farbe durch ungiftiges Mittel

Schon am vergangenen Samstag war der Donaukanal grün eingefärbt worden. Laut den Aktivistinnen und Aktivisten wurde dafür das Mittel Uranin verwendet. „Uranin ist ein zu 100 Prozent biologisch abbaubares und ungiftiges Mittel, welches sonst zur Ermittlung von Strömungen verwendet wird. Nach ein paar Stunden verschwindet der Effekt“, wurde versichert.

Wasserstoff als „Feigenblatt“

Aktivisten der Gruppe „Klimagerechtigkeit Kassel“ brachten außerdem am Mittwochvormittag ein Transparent mit der Aufschrift „Stop Gas, Stop NeoCO2lonialism“ am Wiener Rathaus an. Der dritte Tag der vom Energy Council ausgerichteten Konferenz steht unter dem Motto Wasserstoff. Die Kritiker der Gaskonferenz sprechen in Zusammenhang damit jedoch von einem „Feigenblatt“.

„Die Idee fossiles Gas in Zukunft einfach durch Wasserstoff zu ersetzen, geht nicht auf. Die Produktion von Wasserstoff ist extrem energieaufwendig und benötigt Unmengen an grünem Strom, der nicht zur Verfügung stehen wird“, sagte Greenpeace-Energie-Expertin Jasmin Duregger. Wasserstoff dürfe nicht als Ausrede für den Ausbau weiterer fossiler Infrastruktur verwendet werden, so Duregger.

Protestaktion bei Gala-Dinner

Am Dienstagabend kam es zudem zu weiteren Protestaktionen. Während eines Gala-Dinners im Wiener Palais Ferstl im Rahmen der Konferenz schlichen sich Protestierende als Teilnehmer getarnt in das Gebäude und störten das exklusive Abendessen. Das teilte eine Sprecherin von BlockGas mit. Laut Polizei wurden zwei Aktivisten vor dem Palais angehalten sowie zwei weitere im Inneren des Palais durch „die Innensicherung“. Bei den vier Aktivistinnen und Aktivisten handelt sich laut Polizei um drei britische Frauen und einen deutschen Mann.

Während des Abendessens seien dann unter anderem Banner gehisst worden, hieß es. „Die Aktivisten und Aktivistinnen unterbrachen lautstark das undemokratische Event und prangerten die Folgen eines korrupten Energiesystems an Neokolonialismus, in die Höhe schießende Lebenshaltungskosten und eine eskalierende Klimakatastrophe“, teilte BlockGas mit. „Die beiden, die die Störaktion im Inneren durchgeführt hatten, wurden angezeigt“, berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich. Zu weiteren nennenswerten Vorfällen sei es nicht gekommen.

Tausende bei Demonstration

Zuvor demonstrierten laut Organisator bereits rund 7.000 Menschen gegen das Treffen der europäischen Gas-Industrie. Die Demonstrantinnen und Demonstrantinnen zogen dabei vom Stephansplatz über die Rotenturmstraße, von dort am Tagungshotel vorbei und beendeten den Protest am Karlsplatz mit einer Schlusskundgebung. Die Polizei nannte vorerst noch keine Zahlen zur Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Auch am Dienstagvormittag war es vor dem Tagungshotel selbst und der Raffinerie der OMV in Schwechat zu Protesten gekommen. Die OMV, Österreichs größter Mineralöl- und Gaskonzern, fungiert als einer der Sponsoren des Meetings.

Stellungname von Energy Council

Das Energy Council übermittelte am Mittwoch eine Stellungnahme zu den Protesten: „Wir respektieren das Recht auf friedlichen Protest und Demonstration“, betonte Amy Miller, CEO des Energy Council.

„Diese Woche hat die Europäische Gas-Konferenz Führungskräfte aus ganz Europa zusammengebracht, die sich in wichtigen Debatten mit der Versorgung mit leistbarer, sicherer und sauberer Energie beschäftigt haben. Im Lichte der derzeitigen Herausforderungen bei der Energiesicherheit wegen des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine, setzte sich die Konferenz nicht nur mit der Sicherheit der Gasversorgung in Europa auseinander, sondern auch mit der Vielfalt des Energie-Mixes, inklusive eines ganzen Tages, bei dem man den Fokus auf die Rolle von Wasserstoff legte.“

Ob die Konferenz im kommenden Jahr wieder in Wien stattfindet und, wenn ja, wann, ließ Miller offen. „Ort und Daten der Europäischen Gas-Konferenz werden zu gegebener Zeit angekündigt“, so die Energy Council-CEO.