Karl Mahrer
APA/Eva Manhart
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Politik

Kritik nach Mahrers Favoriten-Video

Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer sorgt mit einem weiteren Video über ein von ihm als „Brennpunkt“ in Wien bezeichnetes Grätzl – in Favoriten – für Kritik. Zu Wort kommende besorgte Passanten auf der Straße entpuppten sich als ÖVP-Funktionäre.

Nachdem er bereits vor rund einer Woche die Herkunft der Wirtschaftstreibenden auf dem Wiener Brunnenmarkt kritisch kommentiert hatte, ortet er nun auch das Gebiet rund um die Favoritenstraße als Problemzone. Dass er gar Sorge vor einer „No-Go-Zone“ äußerte, sorgte für scharfe Kritik u. a. der Wiener Grünen.

„Anfänge sogenannter No-Go-Zonen“

„Hinschauen statt wegschauen: Ein weiterer #Brennpunkt in Wien ist das Viertel zwischen Reumannplatz, Favoritenstraße und Viktor-Adler-Markt“, schrieb Mahrer zu einem von ihm bereits am Mittwoch via Twitter veröffentlichten Video. „Die Empfindungen der Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sind geprägt von Unsicherheit und dem Gefühl, zur Minderheit im Viertel zu zählen.“

Mittlerweile würden Menschen ohne Migrationshintergrund dort die Minderheit darstellen. „Sie wurden durch Gewalt, Kriminalität sowie die Abschottung ethnischer Communities abgeschreckt und verdrängt“, schrieb Mahrer. „Genau dies sind Anfänge sogenannter No-Go-Zonen, die es in anderen europäischen Großstädten bereits gibt.“

„Empfindungen von zwei ÖVP-Funktionären“

Der „Standard“ machte darauf aufmerksam, dass es sich bei zwei der Gesprächspartner Mahrers um Parteikollegen handelt – nämlich um den Wiener ÖVP-Bezirksrat Daniel Soudek sowie den Vizebezirksobmann des ÖVP-Seniorenbundes in Favoriten. Kritik kam von den Wiener Grünen und NEOS Wien: „Die ‚Empfindungen der Menschen‘ sind die Empfindungen von zwei ÖVP-Funktionären (…) Ich dachte, nach dem Brunnenmarktvideo gehts nicht mehr tiefer. How low can you go, @oevpwien“, twitterte die Wiener Grünen-Parteivorsitzende, Judith Pühringer.

Ähnlich äußerte sich die NEOS-Stadtpartei: „Ist halt besonders einfach seine Hetze weiter zu verbreiten, wenn man dazu seine eigenen Funktionäre auf der Straße befragt.“

SPÖ-Videopeplik: „Hackeln statt Hetzen“

Und der SPÖ-Bundesrat Sascha Obrecht veröffentlichte am Mittwoch – noch als Reaktion auf das Brunnenmarkt-Video Mahrers – einen eigenen Clip, in dem er auf dem Wiener Viktor-Adler-Markt beim Marktaufbau aushalf: „Hackeln statt Hetzen! Ich hab einen Tag am Victor-Adler-Markt ausgeholfen: Aufbau um 5.00 Uhr und Marktschreien inklusive. Eine richtige Knochnhockn! Die Standler verdienen sich dafür Anerkennung und nicht rassistische Hetze, @KarlMahrer u @oevpwien“, schrieb Obrecht dazu.

Favoriten gerät immer wieder in den Fokus der Oppositionskritik. Anfang 2021 sorgten etwa Ausschreitungen in der Silvesternacht für Aufsehen, wobei es später für einige Verantwortliche Haftstrafen setzte. Bereits damals wurden „Parallelgesellschaften“ kritisiert. Allerdings ist der zehnte Gemeindebezirk für die Opposition auch politisch ein schwieriges Pflaster. Mit fast 48 Prozent erreichte die SPÖ 2020 dort bei der Bezirksvertretungswahl ihr bestes Bezirksergebnis.

Aufregung nach Brunnenmarkt-Video

Mahrer hatte sich jüngst auch dem Bezirk Ottakring gewidmet. Äußerungen zum Brunnenmarkt („Syrer, Afghanen, Araber haben die Macht über den Brunnenmarkt übernommen“) sorgten bereits vor einer Woche seitens der SPÖ für Forderungen nach einer Entschuldigung. „Rassismus ist keine Meinung. Die rassistischen Verbalattacken sind ein Frontalangriff auf arbeitende Menschen in Wien“, erklärte etwa SPÖ-Klubchef Josef Taucher. Kritik kam damals auch von NEOS und den Grünen.