Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) während einer PK des Innenministeriums in Wien. (3.6.2022)
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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Wissenschaft

WU stellte Plagiatsverfahren gegen Karner ein

Die Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) hat das Plagiatsverfahren zur Diplomarbeit von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) eingestellt. Eine Täuschungsabsicht konnte laut der Universität nicht nachgewiesen werden.

Das Ermittlungsverfahren zu Karners 1995 eingereichter Abschlussarbeit „Entscheidungsfindung bzw. Entscheidungsverhalten bei der Wahl der Speziellen Betriebswirtschaftslehren an der Wirtschaftsuniversität Wien“ wurde eingeleitet, nachdem „Plagiatsjäger“ Stefan Weber darin öffentlich seitenweise Plagiate und einen fast zur Gänze abgekupferten Theorieteil geortet hatte.

Die WU bat daraufhin die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) um Nennung internationaler unabhängiger Sachverständige aus dem Fachgebiet von Karners Diplomarbeit und beauftragte diese mit einem Gutachten. „Auf Basis der nun an die WU übermittelten Ergebnisse wurde die Entscheidung, das Verfahren einzustellen, getroffen“, heißt es in der Aussendung.

Karner wies Anschuldigungen zurück

Karner hatte Webers Anschuldigungen von Beginn an zurückgewiesen und betont, er habe seine Diplomarbeit „nach guter wissenschaftlicher Praxis und nach bestem Wissen und Gewissen verfasst“. Weber hatte hingegen auch mit Blick auf die damals gültigen Zitierregeln ein Plagiat geortet. Karner habe aus dem Werk „Information und Kaufentscheidung“ von Alfred Kuß abgeschrieben, das aber „nicht oder völlig unzureichend“ ausgewiesen. Außerdem sah Weber starke Hinweise darauf, dass auch die ersten 30 Seiten ein „Amalgam aus nicht oder nicht ausreichend zitierten Fremdtexten“ seien.

Verfahren gegen Popper läuft noch

Weber hat bereits mehrfach Politikerinnen und Politiker des Plagiats in ihren wissenschaftlichen Abschlussarbeiten bezichtigt. 2017 entzog die Uni Graz nach Plagiatsvorwürfen dem damaligen steirischen Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) seinen Doktortitel, Buchmann trat in weiterer Folge zurück.

2021 erklärte die damalige Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) ihren Rücktritt, nachdem Weber ihr Plagiate in ihrer 2020 in Bratislava eingereichten Dissertation und ihrer Diplomarbeit an der FH Wiener Neustadt vorgeworfen hatte. Die FH verzichtete nach einer Überprüfung aber auf eine Aberkennung des Titels, auch ihren in der Slowakei erworbenen Titel durfte Aschbacher schließlich behalten.

Im Jänner 2022 hatte Weber die Dissertation von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wegen angeblicher Qualitätsmängel ins Visier genommen, die Uni Wien stellte das Verfahren ein. Zuletzt hat Weber bei Diplomarbeit und Dissertation des Simulationsforschers Niki Popper ein Plagiat geortet. Das Verfahren an der Technischen Universität Wien läuft noch.