Wissenschaft

Mit Nachbarn Wissenschaft anders erleben

Wissenschaft in die Randbezirke bringen: Das will ein neues Projekt mit dem Titel „Und mittendrin, die Wissenschaft“. Dabei sollen in Floridsdorf und der Donaustadt lebende Menschen mit Forscherinnen und Forschern aus den Bezirken zusammengebracht werden.

Bei dem Vermittlungsprojekt des ScienceCenter-Netzwerks sollen nicht Wissenschafter bzw. Kommunikatoren entscheiden, was interessant ist, sondern die Teilnehmer von Workshops etwa in Jugendzentren oder Pensionistenklubs. Sie sollen dann ins Gespräch mit Forscherinnen und Forschern aus den Bezirken kommen, ihre Ideen in einem temporären Wissensraum münden.

„Zuhören, welche Themen für die Menschen relevant sind“

Einer Studie der Wissenschaftsforscherin Ulrike Felt von der Universität Wien zufolge gibt es zwar bereits Aktivitäten zur Wissenschaftsvermittlung in Wien, die meisten jedoch in Stadtteilen, in denen tendenziell mehr wissenschaftsaffine Menschen leben. Man habe sich deshalb bewusst für Floridsdorf und Donaustadt entschieden, wo es eine Unterversorgung solcher Angebote gebe, erklärte Projektleiter Michael Schöppl vom ScienceCenter-Netzwerk gegenüber der APA.

Das Projekt wird gemeinsam mit dem Kommunikationsbüro Plansinn umgesetzt, das auch den Klimarat begleitet hat. Ziel sei es, ein besseres Verständnis davon zu ermöglichen, wie Wissenschaft funktioniert, und mögliche Vorurteile auf lokaler Ebene abzubauen. Dazu sollen Möglichkeiten für einen Austausch zwischen Nachbarn – Laien und Wissenschaftern – geschaffen werden. „Gleichzeitig wollen wir zuhören, welche Themen für die Menschen relevant sind und einen Perspektivenwechsel anregen, was ihr Leben, ihr Alltag, ihre Umgebung mit Wissenschaft zu tun hat, was Wissenschaft ist und sie leisten kann“, betonte Schöppl.

Ein „Wissensraum“ des Science Center Netzwerks
Science Center Netzwerk
Auch im 21. und 22. Bezirk sind sogenannte „Wissensräume"für Treffen geplant

Zu Beginn gibt es Workshops

Im ersten Projektteil werden gemeinsam mit Community-Partnern wie Jugendzentren, Pensionistenklubs oder Nachbarschaftstreffs bis Mitte Mai rund ein Dutzend Workshops organisiert. „Wir wollen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei erzählen, was sie im Alltag beschäftigt und welche Themen für sie relevant sind. Und wir schlagen dabei immer wieder die Brücke zur Wissenschaft, wo sie bei den genannten Themen eine Rolle spielt“, so Schöppl.

Parallel dazu wird Forscherinnen und Forschern, die in den beiden Bezirken leben und damit quasi Nachbarn sind, ein Training in Wissenschaftskommunikation und -vermittlung geboten. Das Projektteam würde sich freuen, wenn sich noch Forschende aus diesen Bezirken melden.

Im zweiten Schritt kommen dann „Wissensräume“

Die Workshop-Teilnehmer und ihre Wissenschafter-Nachbarn sind dann zu einer „Open Space“ genannten Austausch- und Vernetzungsveranstaltung am 23. Juni im Karl-Seitz-Hof in Floridsdorf eingeladen. Dort soll den von den Jugendlichen, Pensionisten, etc. genannten Themen Raum gegeben und Gespräche mit den Forschern ermöglicht werden. „Außerdem hoffe ich, dass da auch Ideen sprudeln, wie wir Themen in einem temporären Mini-Wissensraum umsetzen können“, sagte der Projektleiter.

Solche „Wissensraum“ genannte kleine, lokale Wissenschafts-Zentren richtet das ScienceCenter-Netzwerk seit Jahren für einige Wochen in leer stehenden Geschäften ein. Im Herbst soll dann der temporäre Wissensraum im 21. oder 22. Bezirk aufpoppen und über mehrere Wochen Vermittlungsaktivitäten bieten. „Die Idee solcher Community-basierter Wissensräume ist bereits in verschiedenen Städten ausprobiert worden. Uns interessiert, wie gut das funktioniert, wie man Themen bei der Bevölkerung abholen und sie involvieren kann“, betonte Schöppl.