Außenansicht der Staatsoper Wien; aufgenommen im Februar 2015
APA/Georg Hochmuth
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Kultur

Staatsoper zeigt elf Premieren

Kaufmännisch geht es der Wiener Staatsoper ausgezeichnet, die Auslastung liegt bereits fast auf Vor-Coronavirus-Niveau. Künstlerisch geht man den eingeschlagenen Weg weiter: Elf Premieren, darunter sechs Opernneuproduktionen, sind in der kommenden Spielzeit geplant.

Alle Bilder des präsentierten und in einer Auflage von 90.000 Stück aufgelegten Spielzeitheftes für 2023/24 wurden von der KI Stable diffusion generiert, am schwersten habe sie sich bei „Lohengrin“ getan, erzählte Staatsoperndirektor Bogdan Roscic, dessen Vertrag bis 2030 verlängert wurde und der programmatisch weiter der Frage nachgeht, „was im Kernrepertoire fehlt in diesem Haus – oder was als solches betrachtet werden soll“.

Zwei Puccini-Neuproduktionen

Giacomo Puccini sind gleich zwei der sechs Opernneuproduktionen gewidmet: „Il Trittico“, inszeniert von Hausdebütantin Tatjana Gürbaca, mit unterschiedlich besetzten Hauptrollen der drei Einzelteile, sowie „Turandot“ mit Franz Welser-Möst auf dem Pult (Regie: Claus Guth).

An der Staatsoper bekommt man in der kommenden Saison auch „Le Grand Macabre“, die einzige Oper György Ligetis, zu sehen, ebenso das mittlerweile in Amsterdam uraufgeführte Auftragswerk „Animal Farm“ von Alexander Raskatow, der auch Gast in der sonntägigen Spielplanpräsentation vor Live- und TV-Publikum (11.30 Uhr) sein wird. Ebenso gezeigt wird Wagners „Lohengrin“ (Christian Thielemann dirigiert die Koproduktion mit den Salzburger Festspielen) sowie der Abschluss der von Barrie Kosky inszenierten Da-Ponte-Trilogie mit „Cosi fan tutte“.

Staatsoperndirektor Bogdan Roscic bei der Pressekonferenz zur Spielzeit 2022/23 der Wiener Staatsoper
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Staatsoperndirektor Bogdan Roscic, dessen Vertrag bis 2030 verlängert wurde

Sechs zentrale Mozart-Werke

„In der nächsten Saison stehen sechs zentrale Mozart-Werke auf dem Spielplan“, freute sich der Staatsoperndirektor, der auch auf neun Wiederaufnahmen („Das Allermeiste davon ist hier viele Jahre nicht erklungen“) und auf die Tatsache hinwies, dass in der nächsten Saison insgesamt 50 verschiedene Werke geboten würden.

Barocchissimo heißt ein Festival im Juli 2024, bei dem Cecilia Bartoli mit der von ihr geleiteten Opera de Monte-Carlo zum zweiten Mal für ein Gastspiel an das Haus auf dem Ring zurückkehrt. Händels „Giulio Cesare in Egitto“ wertete Roscic dabei als „unsere siebente Premiere“. Dazu kommt „Their Master’s Voice. Ein Genderduell zwischen John Malkovich und Cecilia Bartoli“, inszeniert von Michael Sturminger, sowie das Galakonzert „Farinelli & Friends“. Rund um das Gastspiel soll sich ein Symposium dem Thema Oper und Gender widmen.

Zwei Uraufführungen gibt es im Bereich der Kinder- und Jugendoper. „Das verfluchte Geisterschiff“ von Richard Wagner und Gerald Resch als erneut von Nina Blum inszeniertes Stationentheater durch das Haus, sowie „Elektrische Fische“ von der jungen österreichischen Komponistin Hannah Eisendle als 50-minütige mobile Jugendoper für drei Instrumente und zwei Stimmen, die an österreichischen Schulen gastieren soll.

Neue Spielstätte im Zeitplan

Bei der Adaption des Französischen Saals im Künstlerhaus als Spielstätte liege man im Zeitplan, Anfang der Saison 2024/25 könne man die Location beziehen, vor Weihnachten 2024 sei die festliche Eröffnung geplant, so der Direktor. Nicht nur Kinder- und Jugendprojekte sollen dort stattfinden. „Das ist ein einziges Instrument der Publikumsentwicklung, des Anziehens und Einbindens jüngerer Publika. Das wird auch so bleiben.“

Nicht bleiben wird dagegen Ballettdirektor Martin Schläpfer, wie gestern bekannt wurde. Er habe nach seiner eigenen Vertragsverlängerung den von ihm sehr geschätzten Schweizer („Er ist Mitglied einer extrem kleinen Gruppe der weltbesten Choreografen, ein Meister“) eingeladen, ebenfalls einen weiteren Vertrag zu unterschreiben, sagte Roscic.

„Ich musste keine fünf Sekunden nachdenken. Er hat zu meinem Leidwesen abgelehnt.“ Schläpfers Abschied sei „keine Reaktion auf Publikumsunzufriedenheit, das ist Unsinn. Das geben die Zahlen einfach nicht her.“ Die sind nämlich laut der kaufmännischen Geschäftsführerin Petra Bohuslav „erfreulich“. In der ersten Post-Coronavirus-Saison ohne Einschränkungen liege man derzeit bei „fast 98,5 Prozent Sitzplatzauslastung“, es habe auch Monate mit 99,8 Prozent gegeben: „Wir sind sehr, sehr gut unterwegs. Es beginnt, die Normalität wieder einzuziehen in der Staatsoper.“

Publikum kauft Karten öfter online

Geändert habe sich das Kaufverhalten (online wurden früher 41 Prozent der Karten gebucht, jetzt liege man bei fast 73 Prozent), das Publikum aus Japan, Korea und Russland (früher unter den Top-fünf-Herkunftsländern) lasse noch ziemlich aus. Ändern werden sich auch die Preise, die nicht in allen Kategorien, aber durchschnittlich um knapp vier Prozent erhöht werden. Laut Roscic gab es im September 2018 die letzte Preiserhöhung, seitdem betrage die kulminierte Inflation 19 Prozent. „Da können Sie sehen, wie zurückhaltend die knapp vier Prozent sind.“

Nicht zurückhaltend ist dagegen der gewachsene Freundeskreis der Staatsoper. Dieser sei mit 1,5 Mio. Euro (zweckgebunden für Nachwuchsarbeit) der größte Einzelsponsor der Staatsoper: „Das ist eine bemerkenswerte Euro-Anzahl.“ Genau zwei beträgt die Anzahl der Premieren des Wiener Staatsballetts in der Staatsoper in der kommenden Saison. Zu den Details soll es eine eigene Pressekonferenz geben.