Karl Welunschek auf einem Archivbild aus dem Jahr 2001
APA/Hans Klaus Techt
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Kultur

Karl Welunschek 67-jährig gestorben

Der Wiener Regisseur, Bühnenbildner und Theaterleiter Karl Welunschek ist tot. Wie der „Standard“ am Freitag berichtet, sei Welunschek laut Angaben seiner ehemaligen Lebensgefährtin, der Schauspielerin Brigitte Kren, in der Nacht auf Freitag unerwartet in Wien verstorben.

Der Gründer des Wiener Ensembles und ehemalige Leiter des Rabenhof-Theaters wurde 67 Jahre alt. Fast 40 Jahre lang war Welunschek im etablierten Kulturbetrieb ein Störfaktor im besten Sinne, vor einigen Jahren gab er seinen Rückzug bekannt und begab sich auf Reisen.

Immer wieder auch in Deutschland gearbeitet

Welunschek, geboren am 26. Mai 1955 in Wien, machte nach einer Lehre zum Buch-, Kunst- und Musikalienverleger eine Ausbildung an der Schauspielschule Krauss. In seinen Zwanzigern inszenierte er etwa Heinz Rudolf Ungers „Unten durch“ am Schauspielhaus Wien und Peter Turrinis „Der tollste Tag“ im Theater der Courage. Es folgten Arbeiten u. a. am Nationaltheater Mannheim (1982), bei den Wiener Festwochen (1986 mit der österreichischen Erstaufführung von Joshua Sobols „Weiningers Nacht“) und Nestroys „Talisman“ im Theater Der Kreis (1988).

Als „persönlichen Höhepunkt“ bezeichnete Welunschek die Gründung der freien Theatergruppe Wiener Ensemble (1986–1996) gemeinsam mit Beatrice Frey, Andrea Braunsteiner und Michael Zerz. Mit dem Ensemble bespielte er auch das damals noch zum Theater in der Josefstadt gehörende Rabenhof-Theater u. a. mit Wolfgang Bauer („Change“, 1992), Reinhard P. Gruber („Aus dem Leben des Hödlmosers“, 1993) und Samuel Beckett („Endspiel“, „Das letzte Band“ und „Glückliche Tage“, 1993).

Zwischen 2001 und 2003 Leiter des Rabenhof-Theaters

Ende der 1990er zog es den Theatermann nach Frankfurt, wo er Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“, Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ und Harold Pinters „Alte Zeiten“ inszenierte. Im Wiener Kabelwerk widmete er sich im Jahr 2000 Werner Schwab und inszenierte dessen „Volksvernichtung“. Seine Ära als künstlerischer Leiter des Rabenhofs begann er am 31. Dezember 2000 unter dem Motto „Wien ist unglaublich geil“. Er leitete das Theater bis 2003.

Eine seiner letzten Theaterarbeiten war Jean Genets „Les Negres. Clownerie“ auf der Studiobühne der Grazer Oper, das er gemeinsam mit seinem 2005 gegründeten austroafrikanischen Schauspielensemble realisierte. In der steirischen Landeshauptstadt fungierte Welunschek zu dieser Zeit (bis Mitte 2007) auch als Kurator im Stadtmuseum Graz, wo er sich dem Schwerpunkt „Living Museum“ widmete. 2007 gründete er die Wolfgang Bauer Foundation, die sich der „Förderung der internationalen Verbreitung des künstlerischen Werkes und des Andenkens an Wolfgang Bauer“ widmet.

Eines der „verrücktesten Theaterviecher“

„Du warst unter den verrückten Theaterviechern Deiner Generation wohl einer der schrägsten und verrücktesten“, richtete Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer dem Verstorbenen in Reaktion auf dessen Ableben aus. „Du hast Dich am klassischen Theaterkanon abgearbeitet, legendäre Uraufführungen gestemmt, stilbildende Inszenierungen verantwortet, unzähligen Talenten eine erste Chance gegeben und den Begriff ‚Trash‘ am Theater und speziell am Rabenhof Theater mit neuen, unerwarteten Impulsen aufgeladen – kurz, Du hast Wiener Theatergeschichte geschrieben“, huldigte er dem ehemaligen künstlerischen Leiter des Rabenhofs.