Chronik

Dragqueen-Lesung: Protest und Solidarität

Hunderte Menschen haben Sonntagvormittag vor der Türkis Rosa Lila Villa an der Linken Wienzeile demonstriert. Die einen gegen eine Dragqueen-Lesung, die anderen dafür. Dazwischen stand die Polizei, drinnen fand die Lesung wie geplant statt.

„Es kann nicht die Konsequenz sein, dass die Einschüchterung funktioniert“, sagte eine Mutter gegenüber der APA. Wie ursprünglich geplant waren rund 40 Personen zu der Veranstaltung gekommen. Einzige Änderung war deren Verlegung in den ersten Stock der Villa. Dragqueen Freya van Kant inszenierte im roten Glitzertüllkleid und auftoupierter blonder Perücke eine Märchengeschichte, klassisches Erlebniskindertheater samt Tanzeinheit und Fechtrunde mit Schwimmnudeln.

Anders als sonst üblich war nur, dass die Prinzessin den vom Drachen verschleppten Prinzen retten musste. „Hier wird nicht über Sex gesprochen. Hier geht es um Lieblingsfarben, um Lieblingskleidung und darüber, was es bedeutet, einzigartig zu sein“, betonte Stephane Magloire, Organisator des Queens-Brunch und der insgesamt dritten Dragqueen-Lesung in der Villa Vida, im APA-Gespräch.

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Kundgebung antifaschistischer Gruppen vor Villa
APA/Eva Manhart
DEMO GEGEN DRAG QUEEN LESUNG VOR DER VILLA VIDA
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Kundgebung antifaschistischer Gruppen vor Villa
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Demo gegen Drag Queen Lesung vor der Villa Vida
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LESUNG "DRAG STORYTIME 4 KIDS: FREYA VAN KANT
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Kundgebung antifaschistischer Gruppen vor Villa
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LESUNG "DRAG STORYTIME 4 KIDS: FREYA VAN KANT
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DEMO GEGEN DRAG QUEEN LESUNG VOR DER VILLA VIDA
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Kundgebung antifaschistischer Gruppen vor Villa
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DEMO GEGEN DRAG QUEEN LESUNG VOR DER VILLA VIDA
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DEMO GEGEN DRAG QUEEN LESUNG VOR DER VILLA VIDA
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LESUNG "DRAG STORYTIME 4 KIDS: FREYA VAN KANT
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DEMO GEGEN DRAG QUEEN LESUNG VOR DER VILLA VIDA
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DEMO GEGEN DRAG QUEEN LESUNG VOR DER VILLA VIDA
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LESUNG "DRAG STORYTIME 4 KIDS: FREYA VAN KANT
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LESUNG "DRAG STORYTIME 4 KIDS
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LESUNG "DRAG STORYTIME 4 KIDS: FREYA VAN KANT
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„Kinderschutz kein Verbrechen“

Draußen hatten sich laut APA geschätzte 100 Personen direkt vor dem Haus versammelt. Sie protestierten unter anderem zu den Klängen des Radetzky-Marsches gegen die Lesung. Darunter waren Vertreter der FPÖ, der Identitären um Martin Sellner und Personen aus dem Hooligan-Umfeld. Auch christliche Fundamentalisten waren erwartet worden, zu sehen war auch ein Demonstrant mit Kreuz.

Auf Bannern war zu lesen „Kinder schützen ist kein Verbrechen“ oder „Keine Genderindoktrination mit meinen Steuern“. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp wiederholte am Sonntag, dass es nicht in Ordnung sei, wenn als Frauen verkleidete Männer versuchen, Kinder in ihrer Geschlechtsidentität zu verunsichern. Diese Auftritte gehörten untersagt. Anfang März hatte die FPÖ in einer Sondersitzung des Wiener Landtags ein generelles Verbot von Dragqueen-Shows für Kinder gefordert.

„Drag ist kein Verbrechen“

Getrennt von einem großen Polizeiaufgebot und Sperrgittern standen den Gegnern die Befürworterinnen gegenüber. Auch sie waren nicht zu überhören, machten sich für die Rechte der LGBTIQ+-Community stark. Zu den Klängen von Nummern wie „I will survive“ schwenkten sie Regenbogenfahnen. Die geschätzten 400 bis 500 Teilnehmenden skandierten etwa „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“. Geplant war auch noch eine Solidaritätskundgebung unter dem Motto „Wien ist queer! Drag is not a crime“, zu der etwa auch Conchita Wurst erwartet wurde.

„Tolerant und bunt“

Bei den Dragqueen-Lesungen würden Geschichten vorgelesen, in denen es darum gehe, man selbst zu sein und zu einem glücklichen Menschen zu werden, erklärte van Kant. „Das sind Geschichten, die jedem Kind guttun“, es gehe darin um Menschenwürde und auch um christliche Werte wie Nächstenliebe. Es sei sehr befremdlich, dass ein „rechter Mob“, dessen einziges Ziel es sei, Zwietracht zu sähen und Angst zu verbreiten, gegen Derartiges mobilisiere.

Van Kant hatte im Vorfeld angesichts der Gewaltdrohungen im Internet und von Medienberichten, in denen gegen die Community polemisiert worden sei, kurz über eine Absage der Veranstaltung nachgedacht. Es sei aber schnell klar gewesen, dass es hier um etwas Wichtiges gehe. „Die Angstmachertaktik hat nicht gefruchtet.“

Auch die zur Veranstaltung angemeldeten Eltern hätten einhellig rückgemeldet, dass es ihnen trotz der Demo wichtig sei, zur Veranstaltung zu kommen. „Wir stehen auf als Community“, so Magloire. Van Kant zeigte sich nach der Veranstaltung mit Blick auf die Solidaritätsveranstaltung zufrieden. „Am heutigen Tag hat die Wiener Gesellschaft gezeigt, wie tolerant und bunt sie ist.“