Rendering des Projekts Seilbahn auf den Kahlenberg mit Seilbahn über der Donauinsel
Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH
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Chronik

Nudisten gegen Kahlenberg-Seilbahn

Seit Jahren wird über das Projekt einer Seilbahn auf den Kahlenberg diskutiert. Politisch findet das Projekt nur wenige Befürworter. Jetzt wächst auch der Widerstand in der Bevölkerung. So fürchten etwa Nudisten um ihre Privatsphäre auf der Donauinsel.

Die Seilbahntrasse verläuft teilweise entlang der FKK-Zone auf der nördlichen Donauinsel und kreuzt diese auf 200 Metern auch. Die Nudisten sehen dadurch ihren Bereich in Gefahr und fürchten Eingriffe in ihre Privatsphäre: „Seit es Handykameras gibt, ist mir das nicht mehr wurscht. Ich will nicht, dass ich im Internet lande“, sagte Naturistin Barbara Hausjell der APA.

Die bekennende Naturistin holt sich im Sommer regelmäßig nahtlose Bräune im FKK-Bereich auf der Donauinsel, Höhe Strebersdorf. Eine Seilbahn lehnt sie ab: „Auf so einer großen Strecke über und entlang der Donauinsel zu fahren, ist ja fast eine Einladung, die Kamera auszupacken“, so die 72-Jährige. „Da ist die Intimsphäre der Menschen schwer gestört.“ Die Zone zu verkleinern, fände sie bedauerlich.

Karte zeigt Verlauf der geplanten Kahlenberg-Seilbahn
Grafik: APA/ORF; Quelle: seilbahn-kahlenberg.at

Technische Lösung gegen Gaffer

Laut Projektentwickler Hannes Dejaco wäre es auch gar nicht notwendig, die Zone zu verkleinern. Der Bereich, wo sich die Seilbahnstrecke und die FKK-Zone kreuzen würden, sei nur ein sehr kleiner: „Wir tangieren nur einen kurzen Ausschnitt in der Länge von 200 Metern.“ Für Schnappschüsse reicht das aber allemal. Laut Dejaco kann das Fotografieren aber mit einer technischen Lösung verhindert werden.

„Um Erholungssuchende auf der Donauinsel und hier besonders im FKK-Bereich vor Blicken der Fahrgäste zu schützen, können die Fenster der Kabinen bei Bedarf mit einer automatischen Milchglasschaltung versehen werden“, hieß es von dem Unternehmer. Wenn die Kabinen über bestimmte Bereiche gondeln, würde der untere Teil der Gondeln automatisch undurchsichtig gestaltet. Bedenken zum Abschnitt von Jedlesee nach Strebersdorf habe er nicht. Denn hier seien Einblicke in den FKK-Bereich auch von einem Radweg aus möglich.

Politisch fast einhellig abgelehnt

Die Grünen in Floridsdorf wissen von den Bedenken der Nudisten. Es sei jedenfalls eine Beeinträchtigung, hieß es, wobei es mehr als nur dieses eine Argument gegen die Seilbahn gibt. In Jedlesee und Schwarzlackenau formierte sich vor Kurzem eine weitere Bürgerinitiative gegen das Projekt. Den Anrainern in Floridsdorf gehe es grundsätzlich um „den Erhalt der Lebensqualität“, so Initiatorin Marion Scharnreithner.

Unabhängig davon verabschiedete die Bezirksvertretung Floridsdorf erst vor Kurzem eine parteiübergreifende Resolution von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grünen, Initiative Wiener Bürger (IWB), Team HC Strache und Bierpartei gegen das Projekt.