Pfleger schiebt alte Frau im Rollstuhl
ORF.at/Zita Klimek
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gesundheit

WIGEV: Prämie für Springerdienste

Der Personalmangel im Gesundheitssystem ist ein Dauerthema. Mit finanziellen Anreizen wird versucht, den Mangel auszugleichen. Seit April zahlt der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) Geld, um Diensträder in Hotspot-Stationen aufrechtzuerhalten.

Kurz zusammengefasst: Springt eine Pflegerin oder ein Pfleger auf einer anderen Station kurzfristig ein, gibt es 500 Euro Prämie. 16 Stationen in den Kliniken Donaustadt, Favoriten, Hietzing, Ottakring und im AKH hat der WIGEV derzeit als versorgungskritische Bereiche definiert. Im AKH ist die Urologie eine dieser Hotspot-Stationen, sagte Wolfgang Hofer, der Vorsitzende Personalvertreter im AKH, gegenüber dem ORF-Radio.

Es gebe aber auch Bereiche bei Operationen und der Chirurgie, die solche Hotspot-Stationen sind. Hofer: „Das konkrete Angebot ist, dass hausweit ausgeschrieben wird, dass Dienste hier zur Verfügung stehen, die mit einer besonderen Prämie bedacht sind, und alle Mitarbeiter, die fachlich dafür geeignet sind, diese Dienste übernehmen können und dafür eine Prämie von 500 Euro pro Dienst bekommen.“

750 Euro pro Dienst

Interessierte können sich bei der jeweiligen Pflegedirektion melden. Sie werden dann von den Stationen kontaktiert. Das Personal hätte wegen der Höhe der Prämie überrascht reagiert, so Hofer: „500 Euro ist in dem Bereich für Gesundheitsberufe grundsätzlich eine schon relativ große Menge Geld, wenn man rechnet, dass man so zwischen 2.200 und 2.500 Euro netto verdient.“ Zur Prämie dazu kommen noch die Überstunden. Laut Hofer sind das 750 Euro pro Dienst, nämlich 500 Euro Prämie und 250 Euro Überstunden.

Pilotprojekt bis Ende Juni

Beim WIGEV hieß es, dass es sich bei den Prämienzahlungen um ein Pilotprojekt handle, das vorerst bis Ende Juni laufen soll. In den ersten drei Wochen des Projekt sind demnach 290 Prämiendienste übernommen worden. Mehr als 930 Pflegerinnen und Pfleger hätten sich für die sogenannten Pooldienste gemeldet. Derzeit gibt es das System nur für diplomiertes Pflegepersonal. Die Kosten können aus dem Personalbudget gedeckt werden, da Dienstposten vakant sind, hieß es beim WIGEV.

Personalvertreter Hofer sieht die Maßnahme auch kritisch: „Das ist natürlich eine Akutmaßnahme, um in kurzer Zeit Abhilfe zu schaffen. Aber langfristig oder mittelfristig ist der Personalbedarf oder der Personalmangel dadurch nicht behoben.“ Langfristig müsse es gelingen, dass Dienstpläne halten und sich nicht nahezu täglich verändern. Auch an der Bezahlung könne man generell schrauben. Attraktive Rahmenbedingungen seien der entscheidende Faktor, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen.