Das Gruppentraining wird als Ausdauersport auf stationären Fahrrädern („Indoorbikes“ oder „Spinbikes“) ausgeführt. Viele Anbieterinnen und Anbieter von Indoor-Cycling in Wien verdichten derzeit dank steigender Nachfrage ihr Angebot. „Durch die Musik und die Trainingsleitung fühl ich mich, auch wenn es anstrengend ist, richtig gut. Ich bin motiviert durchzuhalten. Nach dem Kurs habe ich immer gute Laune, obwohl ich erschöpft bin“, erzählte Luise über die Cycling-Klassen, die sie besucht.
Cycling als Workout sei zudem nicht mit Klischees behaftet, erläuterte Carolin Hobler, Cycling-Trainerin und Verantwortliche für Kurse bei John Reed. Nicht nur bei Frauen gäbe es demnach einen hohen Andrang. Rainer Bräuer, Fitnesstrainer und Coach bei John Harris, berichtete sogar von einer höheren Nachfrage bei Männern. Zudem wären Teilnehmende überrascht, wie intensiv das Training ist und wie schnell die Zeit vergeht. Neben gesundheitlichen Vorteilen lässt sich der Cycling-Trend auch durch psychologische Komponenten erklären.

Gruppensetting steigert Zugehörigkeitsgefühl
Laut Peter Gröpel, Leitung des Bereichs der Sportpsychologie der Universität Wien, gäbe es beim Indoor-Cycling vier große Motivatoren. Erstens: die Gruppe. Markus Steinacher, Gesundheits- und Fitnesstrainer und Gründer des Online-Portals sport-oesterreich.at, stellte zwar fest, dass viele den Sport schlicht wegen der Abwechslung wählen oder die Zugehörigkeit brauchen, da ihnen die Motivation sonst generell fehle.
Nichtsdestotrotz seien für viele Menschen aber Zugehörigkeits-, Sozialisierungs- und Anschlussgefühl starke Motive, so Gröpel. Diese würden durch das Gruppensetting beim Indoor-Cycling befriedigt werden. Es könne sich weiter ein Commitment gegenüber der Gruppe entwickeln, was das sportliche Engagement noch mehr unterstütze. Auch Carolin Hobler ist sich sicher, dass nichts motivierender sei, als eine Gruppe in Aktion.
„Wenn alle um dich herum im Takt fahren, ist es fast unmöglich nicht im Takt zu fahren“, sagte Hobler dazu. Wenn eine Gruppe sich synchron im Rhythmus zur Musik bewegt, entstehe eine „unglaubliche positive Energie, die alle darin erfasst“ und ein „emotionale Erlebnis“ schafft. Auch Rainer Bräuer meinte dazu: „Es geht darum, in der Gruppe unterzugehen, für sich zu arbeiten, aber trotzdem die Motivation und die Energie der anderen zu spüren.“

Kursleitung kann Community-Gefühl stärken
Als weiteren Motivator nannte Gröpel die Trainingsleitung. Diese kann sehr motivierend wirken, falls jene das Training „gut und angenehm gestaltet beziehungsweise von Teilnehmenden als attraktiv/kompetent wahrgenommen wird“. Laut Hobler brauche es dazu vor allem extrovertierte Persönlichkeiten. Zusätzlich sei Kompetenz die Basis für Vertrauen, damit eine Verbindung zwischen Kursleitung und Gruppe entsteht. „Die Teilnehmenden fühlen das, ob sich ein Coach für ihre Sicherheit und ihren Trainingserfolg interessiert oder nicht“, so Hobler.
Gröpl, Hobler und Steinacher sind sich einig, dass die Trainerin oder der Trainer keine Leistungsvergleiche zwischen den Teilnehmenden anfeuern sollte. Eine Wettbewerbssituation entstehe nur, wenn die Kursleitung diese erzeugt. Lediglich ein „gesunder Konkurrenzkampf“, bei dem sich die Teilnehmenden gegenseitig unterstützen, sei förderlich. Generell soll der Fokus also nicht zu sehr auf die Leistung gerichtet sein, außer er zielt auf den eigenen Leistungsfortschritt ab. Dieser trage nämlich sehr wohl zum persönlichen Trainingseffekt bei.
Eigener Leistungsfortschritt im Vordergrund
Da eben der eigene Leistungserfolg so motiviert, zählt Gröpel auch diesen als Motivator. Besonders bei Neulingen kann die Wahrnehmung des Fortschritts sehr anspornend wirken. Beim Indoor-Cycling sind Erfolge größer und schneller erreichbar. Das liege daran, dass die Trainingsintensität skalierbar und Cycling für jedes Fitnesslevel geeignet ist, so Carolin Hobler. Neulinge trainieren neben Erfahrenen, aber die Bedürfnisse von jeder und jedem wären trotzdem erfüllt. „Mehr Widerstand“ liege hier im eigenen Ermessen, so Rainer Bräuer.

Manche Einrichtungen wollen das „auf sich selbst konzentrieren“ fördern, indem die Radelnden in einem dunklen Raum sitzen, der lediglich mit Diskolichtern ausgestattet ist. Musik spielt jedoch während Cycling-Klassen überall eine tragende Rolle. Diese ist auch, laut Peter Gröpel, der letzte Motivator. Die Anbietenden nutzen Musik als größten Motivationshebel, passen das Workout an die Musik und den jeweiligen Song an. So wechselt der Intensitäts-Fokus bei jedem Lied. Und: Es entstehe sogar ein gewisser „Party-Charakter“.
Herz-Kreislauf-System stärken und Kalorien verbrennen
Abgesehen von den psychologischen Aspekten, hat der Sport natürlich viele gesundheitliche Vorteile. Indoor-Cycling ist ein Kalorienverbrenner (etwa 500 bis 700 Kalorien pro Stunde) und Ganzkörpertraining, das vor allem das Herz-Kreislauf-System stärkt und bis zu einem gewissen Teil Kraftausdauertraining inkludiert. Die Ausdauer wird verbessert, Durchblutung gefördert und Stress abgebaut. Cycling ist koordinativ einfach und gelenksschonend. Ist das Bike optimal eingestellt, sei hier die Verletzungsgefahr gleich null.
Eine Stunde etwa 16 bis 24 Euro
In Wien finden sich neben Cycling-Studios wie SuperCycle oder soundcycle auch Indoor-Cycling Kurse in Fitnessstudios wie John Reed oder John Harris. Teilweise wird im Dunkeln mit Diskobeleuchtung geradelt, bei anderen bleibt es heller. Aber: Immer zu Musik.
Manche Indoor-Cycling Kurse werden in englischer Sprache abgehalten. Zudem lassen sich Einheiten für verschiedene Fitness-Levels finden. Im Sommer bieten manche Einrichtungen dazu Cycling auf Dachterrassen an. Cycling-Studios operieren zumeist nach dem „Pay per Ride“-Prinzip. Kostenpunkt: 16 bis 24 Euro (12 bis 13 Euro zum Probieren).