Chronik

Auto „erschnüffelt“ Lecks im Gasnetz

In Wien ist seit Kurzem ein Auto mit spezieller Spürnase und der Aufschrift „Netz-Checker*in“ unterwegs. Es hat Lasertechnik an Bord und überprüft mittels Sonden, ob die Gasleitungen unter der Straße womöglich undichte Stellen haben.

Bisher wurden die Gasleitungen von sogenannten Gasspürern, wie die Berufsbezeichnung korrekt lautet, zu Fuß kontrolliert. Unterstützung kommt nun elektromotorisiert, aber vorläufig nur im Testbetrieb: Eine Firma aus Deutschland baute ein lasertechnisch gestütztes System in ein E-Auto ein und statt zu gehen wird jetzt im Schritttempo gefahren – mit maximal 20 km/h.

Sonden saugen Bodenluft ins Auto

Konkret saugt das Gasspürauto die Luft am Boden an. Das Auto hat dafür vorne und hinten einen Balken mit je acht Sonden montiert. Die Luft wird in eine Messkammer mit Lasertechnologie im Kofferraum gepumpt. Via Bluetooth werden die Messdaten dann in Echtzeit auf einen Laptop gespielt, der von einem Gasspürer am Beifahrersitz überwacht wird.

Gasspürauto Wiener Netze
ORF Wien
Ein Auto mit Spürnase: Das Fahrzeug hat eine Messtechnik an Bord, mit der die Gasleitungen unter der Straße untersucht werden

„Und da das alles jetzt mit Lasertechnologie funktioniert, ist das natürlich sehr schnell“, sagt Ferdinand Magditsch, Gruppenleiter der Gasspürer, im „Wien heute“-Interview. So kann die angesaugte Luft rasch auf eine mögliche Methangaskonzentration geprüft werden.

Löcher gebohrt und gerochen

Seit den 1960er Jahren werden die Gasleitungen überall in der Stadt systematisch überprüft. „Ganz früher, das war vor meiner Zeit, hat man Löcher in die Straße gebohrt und dann daran gerochen, ob es Gas ist oder nicht“, erzählt Magditsch lachend.

Längst gibt es dafür Geräte. Doch bis heute wird hauptsächlich noch zu Fuß kontrolliert. Die Gasspürer haben dabei ein Gasspürgerät wie einen Rucksack auf dem Rücken angeschnallt. Mit einer Teppichbodensonde – von den Gasspürern wegen seines Aussehens „Schlapfen“ genannt – rollen sie über den Asphalt: So wird die Luft eingesaugt und ebenfalls sofort gemessen. Auffällige Ergebnisse werden in einen mitgeführten Laptop eingetragen.

„Suchen Sie nach Gold oder nach Erdöl?“

„Die Leute fragen immer: Suchen Sie nach Gold oder suchen sie nach Erdöl oder irgendwas? Und dann sagen wir, wir überprüfen einfach nur die verlegten Gasleitungen auf die Dichtheit“, erzählt Andreas Lochmann, seines Zeichens Gasspürer und mit seinem Kollegen sowohl zu Fuß als auch mit dem neuen Auto unterwegs.

„Es hat beides seine Vorteile. Zu Fuß hat man mehr Bewegung und mit dem Auto schafft man mehr Distanz und kann mehr Gasnetz überprüfen“, ergänzt sein Kollege Patrick Lampl. Per pedes legen die beiden bis zu 14.000 Schritte am Tag zurück, erzählen sie. Insgesamt gibt es 23 Gasspürer im Team, aber keine „Netz-Checkerinnen“, wie auf dem gebrandeten Auto appliziert: „Bis jetzt noch nicht, leider. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Man freue sich über Bewerbungen.

„Netz-Checker*in“-Auto in Stadt unterwegs

In der Stadt ist seit einigen Wochen ein Auto mit der Aufschrift „Netz-Checker*in“ unterwegs. Es hat eine spezielle Lasertechnik an Bord, und überprüft, ob die Gasleitungen unter der Straße womöglich undichte Stellen haben.

50 bis 100 Lecks im Jahr

Reiht man alle Gasleitungen Wiens aneinander, kommt man auf eine Gesamtlänge von 4.500 Kilometer. Jedes Jahr werden 1.100 Kilometer überprüft. Das entspricht der Strecke Wien – Paris. Es gibt genaue Vorgaben, wie oft und in welchen Abständen die Gasleitungen überprüft werden müssen. Die Intervalle zwischen den Messungen betragen je nach Rohrmaterial, -alter und Druck zwischen zwei und sechs Jahren. „Je höher der Druck, umso öfter erfolgt die Überprüfung“, erklärt Magditsch.

Immer wieder werden die Gasspürer auch fündig: „Im Jahr zirka 50 bis 100 Fälle.“ Wenn irgendwo Gas austritt, werden die Gasspürer sofort aktiv, machen mehrere Bohrungen, um die undichte Stelle zu lokalisieren. Dann kommen die Kolleginnen und Kollegen für die Reparatur.

Gasnotrufnummer

Den Gasnotruf erreicht man unter der Nummer 128.

Doppelt hält besser

Man sei bisher immer zu Fuß unterwegs gewesen, weil der „Schlapfen“ eben nur mit Schrittgeschwindigkeit verlässlich Daten geliefert habe, heißt es von den Wiener Netzen. Bis erwiesen ist, ob das Gasspürauto ebenso verlässlich ist wie die „Schlapfen“, wird parallel mit der alten Methode überprüft, also doppelt. Erst wenn die Testphase erfolgreich abgeschlossen ist, werde das neue System in den Regelbetrieb übergehen, heißt es. Ein Datum gibt es dafür noch nicht.

Erschwerend kam in den letzten Wochen hinzu, dass das Gasspürauto wetterbedingt bisher kaum im Einsatz war. Es funktioniert nämlich nur auf trockener Fahrbahn, auf nasser kann es nichts „spüren“. „Das Wasser verschließt die Oberfläche und so kann nichts mehr gemessen werden“, erklärt Magditsch. Dennoch herrscht Zuversicht, dass die neue Methode eine gute ist – auch im Hinblick auf genauere Messanforderungen, die gerade von Seite der Gesetzgeber diskutiert werden, heißt es bei den Wiener Netzen.

Besondere Duftnote

Bemerkt man austretendes Gas, sollte jedenfalls unverzüglich die Rufnummer 128 kontaktiert werden: Ein Gasnotrufteam überprüft dann, ob wirklich Gas austritt und kann gegebenenfalls die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Austretendes Gas bemerkt man – vor allem in Innenräumen – in der Regel schnell, vorausgesetzt, man hat eine gute Nase: Ein extra bei den Wiener Netzen hinzugefügter unangenehmer Geruch sorgt nämlich dafür, dass das an sich geruchlose Gas nicht unbemerkt bleibt.