Die Römer gründeten gleichzeitig – ungefähr im Jahre 40 nach Christus – zwei befestigte Siedlungen im Wiener Becken südlich der Donau, nämlich Vindobona und Carnuntum, sagte Diana Hatzenbühler vom Institut für Geologie der Universität Wien auf der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. Carnuntum war für die Römer damals wichtiger und ist heute eine Ruine. Die andere Siedlung war zunächst weniger bedeutend, wurde aber zur Weltstadt. Das lag an der gemütlicheren Lage, so die Forscherin.

Carnuntum wurde quasi ein Opfer der Geopolitik, meinte sie am Donnerstag vor Journalisten auf der Fachkonferenz: Es war mehr im Fokus von Aufständen und militärischen Vorfällen als die kleine Schwester im Westen. Die Provinzhauptstadt Carnuntum war damals viel exponierter und hatte im Osten keine starke, schützende römische Befestigung.

Befestigung störte bei Wachstum
In Vindobona konnten die Römer ein etwas beschaulicheres Leben führen, so Hatzenbühler. Auch sauberes Wasser war dort besser verfügbar. Als Folge wurde Vindobona zum neuen Provinzmittelpunkt. Im fünften Jahrhundert hörte Carnuntum mehr oder weniger auf zu existieren, wohingegen der andere Ort als neues Zentrum florierte.
Im zehnten Jahrhundert (Mittelalter) wurde seine Befestigung forciert, die sich im 19. Jahrhundert als für das starke Wachstum störend herausstellte und entfernt wurde. Die recht unbändige Donau wurde reguliert, und im zwanzigsten Jahrhundert folgte eine „große Beschleunigung“: Wien wuchs und wuchs zur heutigen Weltstadt heran, so die Geologin.