Beim Meinl am Graben in der Wiener City sind Reste eines Stadttors aus der Römerzeit freigelegt worden. Die gefundenen Steine stammen vom ehemals südlichen Tor des Legionslagers Vindobona
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Wissenschaft

Warum Vindobona zur Weltstadt wurde

Warum ist Carnuntum zur Ruine und Vindobona zur Weltstadt Wien geworden? Dieser Frage wurde bei einer Fachkonferenz in Wien nachgegangen. Die Gründe lagen laut einer Wissenschaftlerin an der „gemütlicheren Lage“ und am sauberen Wasser.

Die Römer gründeten gleichzeitig – ungefähr im Jahre 40 nach Christus – zwei befestigte Siedlungen im Wiener Becken südlich der Donau, nämlich Vindobona und Carnuntum, sagte Diana Hatzenbühler vom Institut für Geologie der Universität Wien auf der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien. Carnuntum war für die Römer damals wichtiger und ist heute eine Ruine. Die andere Siedlung war zunächst weniger bedeutend, wurde aber zur Weltstadt. Das lag an der gemütlicheren Lage, so die Forscherin.

Das Heidentor etwa 900 m südlich der Zivilstadt von Carnuntum
APA / Helmut Fohringer
Das Heidentor etwa 900 Meter südlich der Zivilstadt von Carnuntum

Carnuntum wurde quasi ein Opfer der Geopolitik, meinte sie am Donnerstag vor Journalisten auf der Fachkonferenz: Es war mehr im Fokus von Aufständen und militärischen Vorfällen als die kleine Schwester im Westen. Die Provinzhauptstadt Carnuntum war damals viel exponierter und hatte im Osten keine starke, schützende römische Befestigung.

Ein aus dem Jahr 1706 entdeckter Wien Plan zeigt die erst kurz zuvor finalisierte Stadtmauer .
APA / Gerald Mackinger
Ein aus dem Jahr 1706 entdeckter Wien-Plan zeigt die erst kurz zuvor finalisierte Stadtmauer

Befestigung störte bei Wachstum

In Vindobona konnten die Römer ein etwas beschaulicheres Leben führen, so Hatzenbühler. Auch sauberes Wasser war dort besser verfügbar. Als Folge wurde Vindobona zum neuen Provinzmittelpunkt. Im fünften Jahrhundert hörte Carnuntum mehr oder weniger auf zu existieren, wohingegen der andere Ort als neues Zentrum florierte.

Im zehnten Jahrhundert (Mittelalter) wurde seine Befestigung forciert, die sich im 19. Jahrhundert als für das starke Wachstum störend herausstellte und entfernt wurde. Die recht unbändige Donau wurde reguliert, und im zwanzigsten Jahrhundert folgte eine „große Beschleunigung“: Wien wuchs und wuchs zur heutigen Weltstadt heran, so die Geologin.