Sommerurlaub
APA/dpa-Zentralbild/Jens BŸttner
APA/dpa-Zentralbild/Jens BŸttner
wirtschaft

Großteil will trotz Teuerung in den Urlaub

Die Preise steigen und werden es wohl noch weiter. 9,8 Prozent beträgt die Inflationsrate im April. Dennoch: 87 Prozent der Wienerinnen und Wiener wollen auch heuer auf Urlaub fahren. Angetrieben wird die Teuerung vor allem durch die gestiegenen Lohnkosten.

Eine Woche Sommerurlaub auf Kreta, sieben Tage in einem Vier-Sterne-Hotel, eine Familie mit zwei Kindern, all inclusive: Zu haben laut Reisebüro um rund 6.000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen wesentlichen Preisanstieg, bestätigt Andrea Hansal, Sprecherin der Verkehrsbüro-Gruppe: „Was wir beobachtet haben ist, dass die Pauschalreisen im Schnitt bis zu zehn Prozent teurer sind als noch 2022, natürlich gibt es aber auch Ausreiser nach oben.“ In manchen Bereichen könnte der Preis sogar um 20 Prozent steigen.

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass Reisen teurer geworden ist. Laut Gregor Kadanka vom Reisebüro Monidal sind das zunächst die gestiegenen Erzeugerpreise, also gerade jene Preise, die für den Tourismus bedeutend seien, das seien Löhne und Gehälter, Energie sowie Kreditkosten. Auch Flugtickets seien im Moment um 45 Prozent teurer als im Vorjahr.

Lieber in Urlaub fahren als Ausgehen

Dennoch wollen laut Umfragen 87 Prozent der Wiener heuer auf Urlaub fahren und planen für den Haupturlaub im Schnitt 14 Tage ein. Die beliebtesten Sommer-Reiseländer sind nach wie vor Griechenland, Italien oder Kroatien. Viele würden eher im Alltag sparen, beim Einkaufen, beim Ausgehen als beim Urlaub, zeigt man sich in der Branche überzeugt.

Um an halbwegs leistbare Urlaubsangebote zu kommen, empfehlen die Reiseexperten vor allem eines: Flexibilität. Wer zeitlich flexibel sei, wer von der Destination her flexibel ist, könne durchaus billiger davonkommen. Die Zeit billiger Last-Minute-Angebote ist derzeit jedenfalls vorbei.

Es dreht sich um die Lohnkosten

Auch WIFO-Experte Josef Baumgartner vermutete im „Wien heute“-Gespräch Dienstleistungen, vor allem Reisen und Unterhaltung, als Grund für den Anstieg der Teuerung. Statistisch belegt sei das aber noch nicht, weil die Daten noch fehlen würden. Die Lohnkosten seien aber der wichtigste Kostenfaktor. Im Vorjahr habe es in Österreich deutlich höhere Lohnabschlüsse gegeben als in anderen Euroländern. Das bedeute, „diese höheren Löhne werden sich mittlerweile auch bemerkbar machen als höhere Arbeitskosten, die dann aber auch wieder auf die Preise weitergegeben werden“.

Die Menschen zu entlasten sei nicht einfach, weil „wir jetzt schon sehr weit fortgeschritten sind in diesem ´Preis-Überwälzungs-Zyklus´“, so Baumgartner: „Wir haben durch den Schock der hohen Energiepreise stärkere Preissteigerungen durch diese sozusagen teureren Vorprodukte auch bei Waren und mittlerweile durch die hohe Inflation und höhere Löhne auch bei den Dienstleistungspreisen die Überwälzung der höheren Lohnkosten.“ Das jetzt wieder einzufangen sei extrem schwierig, weil diese Kosten sind entstanden und sind zum Teil schon an die Kunden weitergegeben worden.

Möglichkeiten bei Energie und Lebensmitteln

Den inflationsdämpfenden Beitrag bei Energie könnte man insofern verstärken, indem die Eigentümer auf ihre Geschäftsführer einwirken müssten, Preissenkungen stärker ausfallen zu lassen und sich am unteren Ende des Preisniveaus am Markt anzusiedeln. Baumgartner betonte, dass viele der großen Energieversorger in Österreich sich im Eigentum der öffentlichen Hand befänden und nannte Wien Energie als Beispiel.

Eine weitere Möglichkeit sieht Baumgartner bei mehr Transparenz für wichtige Grundnahrungsmittel, „wo sozusagen die einzelnen Handelsketten verglichen werden, was das jeweilige Produkt dort kostet, damit es für die Konsumenten leichter ist, sozusagen das billige Produkt auch tatsächlich zu finden“. Das würde die Konzerne auch ein bisschen dazu zwingen, mit den Preisen nach unten zu gehen, um keine Kunden zu verlieren.