An den ersten Tage gab es noch einen großen Andrang vor dem Konsulat in Hietzing. Mittlerweile hat er nachgelassen. Erdogan soll bleiben, sagen einige bei einem „Wien heute“-Lokalaugenschein. Rund 108.000 türkische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind in Österreich wahlberechtigt, davon zirka 40 Prozent in Wien. Beim letzten Mal war die Zustimmung für Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine islamisch-konservative AKP im Ausland überdurchschnittlich hoch. In Österreich haben 72 Prozent für Erdogan gestimmt.
Wahlwerbung online und in Vereinen
„Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Parteien hier zwar aktiv sind. Die Wahlwerbung findet aber nicht lautstark statt. Sie findet in den Vereinen statt, je nachdem, ob sie AKP-nahe sind oder der Opposition oder der kurdischen Bewegung“, sagt Migrationsforscher Kenan Güngör. Der Wahlkampf findet vor allem im Internet statt. Die Opposition thematisiert die hohe Inflation und spricht von Missmanagement im Zusammenhang mit dem Erdbeben mit zehntausenden Toten im Februar.
Für Güngör ist der Wahlausgang noch komplett offen. „Wie sich das in der Wahl niederschlagen wird, werden wir sehen. Tatsache ist, dass Erdogan den Wahlkampf, weil er eine katastrophale Wirtschaftslage vorzuweisen hat, diesen Kampf unheimlich stark ideologisiert. Und er sagt: Ihr seid für mich oder gegen mich und kriminalisiert eigentlich die ganze Opposition und stellt eine Wahlniederlage als Putschversuch dar.“ Die Wahl in der Türkei findet am 14. Mai statt, im Generalkonsulat in Hietzing kann noch bis Dienstag gewählt werden.