Veranstaltet wurde das Fest der Freude vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Ursprünglich sollte es einen Burschenschafteraufmarsch verhindern. Neben Wecker spielten auch die Wiener Symphoniker. Nach Angaben des MKÖ waren rund 8.000 Menschen beim Fest der Freude dabei.
Inhaltlich widmete sich das Fest der Freude heuer dem Schwerpunkt Zivilcourage. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi und Bundespräsident Alexander Van der Bellen eröffneten den Festakt, Katharina Stemberger moderierte. Mernyi begüßte traditionell nur eine Gruppe unter den Gästen: die Zeitzeugen: „Ihr seid Vorbild, Mahnerinnen und Mahner“, sagte er nicht nur zu den anwesenden Überlebenden des Holocaust. „Ihr steht für das ‚Niemals wieder‘ und das ‚Niemals vergessen‘.“
„Zivilcourage ist heute gefragt“
Es gebe „immer noch die Sehnsucht nach dem starken Mann, die Verachtung für die liberale Demokratie westlicher Prägung und die Angst vor einer vielfältigen Gesellschaft“, sagte Van der Bellen bei der Eröffnung. Das seien Ansichten. „Haltung ist das nicht.“ Haltung beweisen sei mit dem heutigen Motto Zivilcourage gemeint.
Der Bundespräsident erinnerte – ohne Namen zu nennen – auch daran, dass immer wieder grundlegende demokratische Werte infrage gestellt würden – „nicht verklausuliert, sondern offen und medienwirksam“. Es sei nicht genug, solchen Reden keine Beachtung zu schenken, denn: „Sprachliche Attacken sind der Vorschlaghammer, mit dem die Mauer des Humanismus mürbe geschlagen wird.“ Zivilcourage sei heute gefragt, „nicht erst, wenn es wahren Heldenmut benötigt“.

Zeitzeugin: „Wir lebten drei Monate in Angst“
Die Zeitzeugin Anna Hackl erzählte, wie ihre Familie, vor allem auf Drängen ihrer Mutter, drei Monate lang zwei aus dem Konzentrationslager geflüchtete sowjetische Soldaten im Haus vor der SS versteckte. Es sei in der Zeit von Anfang Februar 1945 bis zur Befreiung vom Nationalsozialismus immer wieder zu brenzligen Situationen gekommen.

„Wir lebten drei Monate in Angst.“ Aber bei den Durchsuchungen seien die Versteckten nie gefunden worden. Heute erzählt die Oberösterreicherin regelmäßig in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen von ihren Erlebnissen. Sie appelliere bei diesen Besuchen an Schüler und Schülerinnen, wachsam zu sein. „Wir leben in einem schönen Land“, so Hackl. Sie wünsche ihnen, dass das so bleibt.
Wecker mit Widerstandsliedern
Wecker will mit seinen Widerstandsliedern aufrütteln. Eines hat er der Münchnerin Sophie Scholl gewidmet, die gemeinsam mit ihrem Bruder Hans als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ hingerichtet wurde. „Ich habe an der Universität studiert, an der die ‚Weiße Rose‘ ihre Widerstandszettel verteilt hat“, erzählte Wecker im „Wien heute“-Interview.
Er habe sich sehr intensiv mit Scholl beschäftigt: „Das ist eine unglaublich mutige, tapfere Frau gewesen, die kann und muss für lange Zeit ein Vorbild sein.“ Vorbild waren für Wecker auch seine Eltern, die als junge Erwachsene das NS-Regime erlebt haben. „Meine Eltern waren keine Nazis, meine Eltern waren nicht im Widerstand, aber sie widerstanden in ihrem Herzen und in ihrem Humanismus.“
Gedenken im Bundeskanzleramt
Vor 78 Jahren ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte bedingungslos. Österreich wurde vom Nationalsozialismus befreit. Die Bundesregierung hat dessen am Montag in einem Festakt im Bundeskanzleramt gedacht.
Seinen Abschluss fand das Fest der Freude auch dieses Jahr mit der „Ode an die Freude“ aus der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.