Das Community-Zentrum von „Train of Hope“ im 15. Bezirk. Im Bild: Gesflüchtete Menschen aus der Ukraine
ORF
ORF
CHRONIK

NGO: Ukraine-Vertriebene in Geldnot

Die private Hilfsorganisation „Train of Hope“ verzeichnet einen Anstieg der Ukraine-Geflüchteten in ihrem Community Center in Rudolfsheim-Fünfhaus. 300 bis 500 Personen zähle man pro Tag. Viele kämen in das Gemeinschaftszentrum, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten könnten.

Wenn das Community Center in der Pfeiffergasse um 12.00 Uhr aufsperrt, warten oft schon viele Menschen. Darunter sind alle Altersklassen, von jungen Familien bis zu Seniorinnen und Senioren aus der Ukraine, die jetzt in Wien leben. Der Zustrom steige, so Nina Andresen, die Leiterin des Community Centers. „Viele berichten uns leider auch, dass die Energiekosten ihre Zuschüsse aus der Grundversorgung zu einem großen Teil auffressen, sodass sie immer mehr und mehr auf Hilfe angewiesen sind“, so Andresen gegenüber „Wien heute“.

NGO: Geflüchtete aus der Ukraine in Geldnot

Die private Hilfsorganisation „Train of Hope“ verzeichnet einen Anstieg der Ukraine-Geflüchteten in ihrem Community Center im 15. Bezirk. Viele der mehr als 21.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Wiener Grundversorgung haben nicht genug zum Leben hier.

In dem früheren Bürogebäude bietet die Hilfsorganisation auf mehreren Ebenen Hilfe an. Ein Speisesaal wurde eingerichtet, in dem Vertriebene aus der Ukraine zu Mittag und am Abend warme Mahlzeiten erhalten. Es gibt Aufenthaltsräume und Spielzimmer für Kinder. Die ukrainische Journalistin Natalia kommt fast jeden Tag mit ihren drei kleinen Kindern. „Ich bin sehr dankbar, und wir können so ein bisschen ein normales Leben führen. Wenn es das nicht gäbe, wäre unser Leben ganz anders“, sagt Natalia aus Saporischschja im Interview.

Das Community-Zentrum von „Train of Hope“ im 15. Bezirk
ORF
Das Community Center von „Train of Hope“

Prekäre Lebenssituation

Rund 21.450 Ukrainerinnen und Ukrainer sind aktuell laut Fonds Soziales Wien (FSW) in der Wiener Grundversorgung. Zu Jahresbeginn seien es noch 23.530 Menschen gewesen. Die überwiegende Mehrheit ist privat untergebracht, nämlich 85 Prozent, heißt es vom FSW. In der Grundversorgung erhalten die Menschen zusätzlich zum Mietzuschuss ein monatliches Verpflegungsgeld: Erwachsene maximal 260 Euro, Minderjährige 145 Euro. Prekär ist die Lebenssituation vieler Vertriebener wohl auch, weil die Zuverdienstgrenze in der Grundversorgung beschränkt ist.

„Sie sollen keine Raketen mehr einschlagen hören“

Einige Eltern im Community Center berichten von psychischen Problemen ihrer Kinder als Folge der Kriegserlebnisse. Natalia entschloss sich erst im Februar dazu, mit ihren Kleinkindern die Ukraine zu verlassen. „Damit die Kinder keinen Krieg mehr sehen, damit sie in Sicherheit bleiben. Und sie sollen keine Raketen mehr einschlagen hören, sie sollen gar nicht wissen, was Krieg ist.“ Bei „Train of Hope“ wird auch ehrenamtliche Beratung angeboten. Um auf andere Gedanken zu kommen, kann die ukrainische Community hier Kurse abhalten und an Kursen teilnehmen, von Sprachkursen bis Yoga.

Das Community-Zentrum von „Train of Hope“ im 15. Bezirk. Im Bild: Eine geflüchtete Mutter mit ihren Kindern
ORF
Geflüchtete Mutter: „Die Kinder sollen gar nicht wissen, was Krieg ist“

Hilfsorganisation selbst in Not

Die kostenlose Kleiderausgabe des Community Centers wird buchstäblich gestürmt, wenn sie am Nachmittag öffnet. Der große Saal wirkt gut bestückt mit Kleidungsstücken, doch es fehle vieles, sagt die Leiterin des Community Centers. „Spenden benötigen wir nach wie vor ganz dringend. Zum einen Kleidung für die wärmere Jahreszeit, zum anderen aber auch ganz dringend Babyprodukte, Windeln, Milchpulver und Tiernahrung“, sagte Andresen.

Sendungshinweis:
„Wien heute“, 21. Mai 2023

Die private Hilfsorganisation registriert ein Nachlassen der Spendenbereitschaft. „Wir merken bei unseren SpenderInnen, dass die Inflation Wirkung zeigt und leider die privaten Geldspenden massiv eingebrochen sind“, klagt Andresen. „Das heißt, wenn sich die Spendensituation so weiterentwickelt, wird es uns finanziell nicht möglich sein, das Angebot aufrechtzuerhalten.“
Die private Flüchtlingshilfe „Train of hope“ verhandelt seit einiger Zeit mit dem Fonds Soziales Wien über öffentliche Förderungen.