Medizinisches Personal legt auf einer Intensivstation des RKH Klinikum Ludwigsburg einem Covid-19-Patienten einen Zugang für die künstliche Beatmung
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Wissenschaft

Impfung hilft auch etwas bei beatmeten Patienten

Macht eine Covid-Impfung bei jenen Menschen einen Unterschied, die bereits einen sehr schweren Verlauf haben? Eine Studie von Wiener Wissenschaftlern zeigt: Wenn Ungeimpfte und Geimpfte im Spital Beatmung benötigten, hatten Geimpfte eine etwas höhere Überlebenschance.

Ob und wie sehr verabreichte Covid-19-Impfungen auch besonders vulnerable Menschen vor dem Ableben schützen, bei denen eine Infektion schon dazu geführt hat, dass sie eine Sauerstofftherapie benötigten, hat sich das internationale Team um David Gomez-Varela vom Department für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Wien anhand von Daten aus Spanien und Argentinien angesehen.

Bisher unterschiedliche Studien

In ihre Analyse gingen Informationen von knapp 21.500 solchen Patientinnen und Patienten ein, die in 148 Krankenhäusern (111 in Spanien, 37 in Argentinien) im Zeitraum zwischen Jänner 2020 und Mai 2022 aufgrund einer Covid-19-Erkrankung beatmet wurden, heißt es in der Arbeit.

Dass die mittlerweile in mehrfacher Ausführung erhältlichen Impfstoffe die Wahrscheinlichkeit, mit einer Coraonavirus-Infektion im Spital behandelt werden zu müssen, insgesamt sehr stark reduzieren und die Todesraten senken, ist vielfach dokumentiert. Bei Menschen, die aber aufgrund hohen Alters oder eines durch Vorerkrankungen angegriffenen Immunsystems insgesamt schon ein hohes Risiko tragen, einen schweren Verlauf zu haben, bzw. durch Impfungen kaum Immunschutz aufbauen können, ist die Datenlage aber weniger eindeutig, heißt es in einer Aussendung der Uni Wien.

Bisher fanden einige Studien, die sich damit beschäftigten, ob eine CoV-Impfung auch Menschen eine höhere Überlebenschance beschert, die einen schwereren Krankheitsverlauf haben, kaum Unterschiede zwischen den Gruppen. So zeigten einige Auswertungen hier keine bzw. teils sogar gegenteilige Effekte, was auch zu vielen Kontroversen rund um das hochemotionale Impfthema führte. Zu diesen Studien gebe es aber viele Fragezeichen, etwa was die Gruppengrößen und mögliche Selektionseffekte betrifft, wie die Wissenschaftler in ihrer Publikation anführen.

Drei Prozent der Patienten geimpft

Daher hielt sich die Gruppe unter Gomez-Varelas Leitung nun an einen möglichst großen Datensatz, den das Team rückwirkend auswertete. Unter den mehr als 21.000 Patienten, die Sauerstoff benötigten, waren im Untersuchungszeitraum lediglich etwas über drei Prozent zumindest einmal geimpft: 338 hatten eine Dosis eines Covid-19-Vakzins erhalten und 379 waren vollständig immunisiert.

Im direkten Vergleich der Gruppen zeigte sich auch in dieser Studie zunächst kein signifikanter Unterschied: So lag die Sterberate unter den Ungeimpften mit schwererem Verlauf sowie unter Geimpften jeweils sehr nahe beisammen bei rund 20 Prozent, wie die Forscher anführen.

In der Folge sahen sie sich an, welche Vorerkrankungen Personen aus beiden Gruppen bereits hatten und rechneten die Effekte heraus, die beispielsweise das Vorhandensein einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), eine Krebserkrankung, Diabetes, Herzerkrankungen, Asthma und andere Krankheiten hatten. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte lag die Mortalitätsrate in der geimpften Gruppe um 4,3 Prozentpunkte unter jener der Ungeimpften.

Studie: 22 Prozent der Todesfälle durch Impfung vermeidbar

Anders ausgedrückt: „22 Prozent aller Todesfälle bei hospitalisierten und sauerstoffpflichtigen Personen wären vermeidbar gewesen“, wenn alle Patientinnen und Patienten geimpft gewesen wären, so Gomez-Varela. Signifikant höher war der Schutz durch eine Impfung bei Personen unter 65 Jahren und Personen, die mehrere Impfdosen erhalten haben. Diese Erkenntnisse gelte es, in künftigen Impfplänen zu berücksichtigen, so die Wissenschaftler.