Fiaker am Stephansplatz in der Sonne
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Chronik

Fiaker gewinnen Prozess gegen Tierschützer

Jedes Jahr sorgt das Thema Hitze und Fiaker für heftige Diskussionen. Nun darf der Verein gegen Tierfabriken (VGT) laut einem rechtskräftigen Urteil des Oberlandesgerichts Wien unter anderem nicht mehr behaupten, dass in Wien aufgrund der Hitze Fiakerpferde kollabieren.

Seit vielen Jahren kämpfen Tierschützerinnen und Tierschützer gegen Fiaker. Das größte familiengeführte Traditionsunternehmen Fiaker Paul mit 80 Pferden im Stall wollte die Anschuldigungen und – laut eigenen Aussagen Hunderten – Anzeigen nicht mehr auf sich sitzen lassen und zog gegen den Verein gegen Tierfabriken vor Gericht. Der Verein macht regelmäßig gegen Fiaker mobil.

Die Tierschützer veröffentlichten Videos von Fiakerunfällen in Wien, Berichte über abgemagerte Pferde, die angeblich nicht artgerecht gehalten werden und die wegen der Hitze kollabieren würden. Wie das rechtskräftige Urteil des Oberlandesgerichts Wien nun besagt, darf der Verein diese Vorwürfe nicht mehr behaupten.

Tierschützerverein muss Aussage widerrufen

Im Urteil heißt es, dass der VGT die Verbreitung der Behauptung, dass in Wien „aufgrund der Hitze immer wieder Fiakerpferde kollabieren“, zu unterlassen hat. Ebenso muss der Verein gegenüber den „Empfängern der unwahren Behauptung, dass aufgrund der Hitze immer wieder Fiakerpferde kollabieren, diese Behauptung als unwahr“ widerrufen. „Das Urteil bestätigt das, was wir und Experten seit Jahren predigen: Die Pferde vertragen warme Temperaturen viel besser als wir Menschen“, so Johann Paul am Dienstag in einer Aussendung.

Das Oberlandesgericht Wien beruft sich bei dem Urteil auf das Wiener Veterinäramt. Im Urteilsspruch heißt es unter anderem, dass die überwiegende Mehrheit der Betriebe ihren Pferden mehr Bewegung, Auslauf und größere Boxen bietet als in der ersten Tierhaltungsverordnung vorgesehen sei. Die in tierärztlicher Betreuung befindlichen Pferde befinden sich laut Veterinäramt Wien in einem trainierten und guten Zustand.

Kontrollen „bisher immer ohne Beanstandungen“

Zusammengebrochen seien Pferde in den vergangen Monaten zwar schon, zuletzt im Oktober des Vorjahres, das sei auch von den Tierschützern dokumentiert worden, berichtete die Tageszeitung „Kurier“ am Wochenende. Allerdings sei laut dem Veterinäramt nicht Hitze die Ursache gewesen. Um die Tiere in der Hitze gut zu betreuen, setzen die Wiener Fiaker auf mehrere Maßnahmen, sagte Ursula Chytracek, Fiakersprecherin in der Wirtschaftskammer Wien, in einer Aussendung am Dienstag.

Jeder Standplatz sei mit Futter und Wasser ausgestattet und liege zur wärmsten Tageszeit im Schatten. Man spritze die Pferde auch immer wieder ab, um für Abkühlung zu sorgen. „Ab 30 Grad Lufttemperatur sind die Amtstierärzte der MA 60 und eine private Tierärztin unterwegs. Sie prüfen laufend den Gesundheitszustand unserer Pferde. Bisher immer ohne Beanstandungen.“ 2016 wurde das Wiener Fiaker- und Pferdemietwagengesetz novelliert. Seither dürfen Pferde ab 35 Grad, gemessen in der Innenstadt, nicht mehr im Einsatz sein.

Auch zweiten Prozess gewonnen

Auch das Bezirksgericht für Handelssachen Wien urteilte bereits gegen den Verein gegen Tierfabriken, wie es in der Aussendung des Fiakerunternehmens weiter heißt. Der Prozess, in dem es um die Behauptung ging, dass sich immer wieder für Menschen tödliche Unfälle mit Fiakern ereignen, sei in erster Instanz ebenfalls gewonnen worden.

In Wien gibt es 19 Fiakerbetriebe mit rund 1.200 Arbeitsplätzen sowie 324 registrierte Fiakerpferde. Die Pferde haben eine Viertagewoche. Man biete den Tieren im Umland von Wien Auslauf- und Erholungsflächen, wie es bei Fiaker Paul heißt. Durch das Veterinäramt werden laut dem Unternehmen jährlich rund 2.500 tierärztliche Kontrollen durchgeführt. Jedes Pferd werde durchschnittlich achtmal jährlich untersucht.