Ein Polizist präsentiert ein Fahrrad mit Blaulicht und Folgetonhorn der Wiener Fahrradpolizei
APA/Eva Manhart
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Chronik

Radpolizei verfolgt Rotlichtsünder

170 Fahrradpolizistinnen und -polizisten gibt es bereits in Wien. Im Fokus ihrer Kontrollen stehen E-Scooter-Fahrer und Radler, die etwa das Rotlicht missachten, betrunken fahren oder auch ihre Gefährte illegal getunt haben.

14 Beamte sind ausschließlich für den Fahrraddienst tätig, 160 weitere machen auch klassischen Polizeidienst. Derzeit ist man in 21 Bezirken auf dem Rad unterwegs, mit Ausnahme von Favoriten und Simmering. Aber auch da laufen bereits Gespräche.

Allein bei Schwerpunktaktionen wurden im Vorjahr 1.420 Radlerinnen und Radler und 158 Personen auf E-Scootern erwischt, die das Rotlicht missachtet haben, berichtete Oberstleutnant Gabriel Berkes als Landeskoordinator des Fahrraddienstes. Bei einem gleich zu zahlenden Organmandat sind dann 70 Euro fällig. Ist eine Anzeige nötig, etwa weil zusätzlich Passanten gefährdet wurden, dann sind teils empfindlich höhere Strafen möglich. „Wir machen im Monat circa acht Schwerpunkte – vier bis fünf am Tag und drei bis vier in der Nacht“, erläuterte Berkes.

Nun auch mit Blaulicht und Sirene ausgestattet

Rund 80 Zweiradfahrer hatten 2022 ihre elektrischen Gefährte illegal aufgemotzt, sodass die Motoren schneller als 25 km/h Höchstgeschwindigkeit oder 600 Watt Leistung erbrachten. Das betraf in erster Linie E-Scooter und sei bei E-Fahrrädern weniger Thema, sagte Berkes. Festgestellt werden die illegalen Tunings laut dem Leiter der Wiener Fahrradpolizei u.a. mit der Laserpistole.

Ein Polizist präsentiert ein Fahrrad mit Blaulicht und Folgetonhorn der Wiener Fahrradpolizei
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Auch eine eigene Uniform hat die radelnde Polizei

Nicht unbedingt sofort gestraft werden fehlende Ausrüstung wie verpflichtende Reflektoren und in der Nacht vorgeschriebene Beleuchtung an den Fahrrädern und Rollern, erläuterte Berkes. Die Lenker würden aufgeklärt, was fehlt, und können ihre Ausstattung dann ergänzen und zu einer weiteren Überprüfung vorbeikommen.

Der Fahrraddienst in Wien besteht im Regelbetrieb seit dem Jahr 2008. Die Beamtinnen und Beamten haben derzeit etwas mehr als 100 Diensträder, die seit kurzem mit Blaulicht und Sirene ausgestattet sind, zur Verfügung. Genutzt werden 88 normale Mountainbikes, der Rest sind E-Mountainbikes. Die Geländegängigkeit der Räder ist laut Berkes vor allem in den Randbezirken hilfreich. Zwei Kolleginnen und Kollegen mit Fahrradmechaniker-Ausbildung kümmern sich um Reparaturen.

„Fallschule“ und über Stiegen bergab fahren

„Wir wollen noch weiter aufstocken“, sagte der Leiter des Fahrraddienstes Wien. Kolleginnen und Kollegen würden sich genügend finden. Der Dienst sei attraktiv, viel im Freien und lasse sich mit Sport verbinden – und das ganzjährig, außer bei extrem schlechtem Wetter. Angenommen werden sportliche Polizeibeamte, die nach einem Eignungstest eine eigene Ausbildung absolvieren.

„Unsere Trainer haben einen Mountainbike-Instruktorkurs und geben das Wissen dann weiter“, erläuterte Berkes. Neben der Fahrtechnik wie Kurvenfahren, schnell über eine Gehsteigkante kommen, über Stiegen bergab fahren und weitere Hindernisse überwinden, die in der Stadt auftreten können, bis hin zu einer „Fallschule“, um Verletzungen bei Stürzen zu vermeiden, wurde aber auch ein eigenes Einsatztraining für den Fahrraddienst konzipiert. Dabei gehe es darum, „wie positioniere ich mich in einen Einsatz“ und Übungen, um schnell vom Fahrrad und aus den genutzten Klick-Pedalen zu kommen und etwa den Pfefferspray oder die Dienstwaffe zu ziehen.

„Du bist mit dem Fahrrad in der Stadt viel schneller unterwegs als mit dem Auto“, hob Berkes einen Vorteil des Fahrraddienstes bei Einsätzen hervor. Gegenseitige Rücksichtnahme ist „das A und O“, appellierte der Beamte an alle Verkehrsteilnehmer in der Stadt, egal ob sie mit dem Fahrrad, E-Roller, Auto oder zu Fuß unterwegs sind.