Leeres Klassenzimmer
ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

„Bildungsversprechen“ für zehn Brennpunktschulen

Mit dem „Wiener Bildungsversprechen“ ist im Herbst ein Programm angekündigt worden, bei dem Schulen mit schwierigen Voraussetzungen individuell dabei unterstützt werden sollen, ihre Schulkultur zu verbessern. Nun geht es mit den ersten zehn Schulen los.

Es geht etwa um weniger Fehlstunden, mehr individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler und bessere Zusammenarbeit mit den Eltern. Am Mittwochnachmittag wurde die Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion und der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien per Kooperationsvertrag besiegelt.

Kein fixes Konzept

Beim „Wiener Bildungsversprechen“ soll jede teilnehmende Pflichtschule (v. a. Volks-, Mittel- und Sonderschulen) selbst festlegen, für welche Herausforderungen am Standort sie mit Unterstützung von Schulentwicklungsberaterinnen und -beratern nachhaltige Lösungen erarbeiten will, die auch nach Ende des zweijährigen Projekts weiterwirken. Ein fertiges Konzept gibt es hier nicht. Stattdessen werde geschaut, was die jeweilige Schule gerade braucht.

Die Bedürfnisse sind dabei sehr unterschiedlich, schilderte Projektmanagerin Verena Nagl. Während die einen eher direkt an der Gestaltung des Unterrichts arbeiten wollen – etwa durch mehr individuelle Förderung, fächerübergreifenden Unterricht und Begabungsförderung, liegt der Schwerpunkt bei anderen auf Organisationsentwicklung – zum Beispiel mehr Kooperation im Lehrerteam, Elternarbeit und besseres Wissensmanagement.

Gerne in Schule gehen

Auch eine Neugestaltung des Schulhofs und mehr kreative Angebote stehen auf der Wunschliste der Schulen. Zumindest ein Ziel muss sich nach dem Bedarf und den Interessen der Schülerinnen und Schüler richten, für deren Einbindung gab es auch bereits Workshops. Wenn das Projekt auch zu einer Verbesserung der Schülerleistungen führe, wäre das laut Nagl natürlich willkommen. Man wolle sich bei der Schulentwicklung aber keine zu hohen Ziele stecken, betonte sie.

Seine Vision sei, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrpersonal und Schulleitungen gerne zur Schule gehen, betonte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) anlässlich der Unterzeichnung der Kooperationsverträge. Schülerinnen und Schüler sollten – unabhängig von Wohnbezirk, Erstsprache und Arbeit bzw. Einkommen der Eltern – ihr Potenzial entfalten können, ergänzte Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Dass beim „Wiener Bildungsversprechen“ Schüler, Pädagoginnen, Schulleitungen und Eltern auf Augenhöhe zusammenarbeiten, sei der „beste Weg zum Erfolg“.

Mehrwert für andere Schulen

Für Wiederkehr ist das „Wiener Bildungsversprechen“ außerdem „Pionierarbeit“. Was im Rahmen des Projekts erarbeitet wird, habe Mehrwert für viele andere Schulen. Auch die PH Wien, die als Kooperationspartnerin beteiligt ist, profitiere davon, erklärte Rektorin Barbara Herzog-Punzenberger. Man könne davon viel mitnehmen für die Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals.

Das Tolle an dem Projekt sei, dass jeder selber sagen könne, was er braucht, so Petra Feichtiger, Direktorin der Volksschule Ortnergasse (Wien-Fünfhaus). An ihrem Standort mit vielen Schülerinnen und Schülern unterschiedlichster Herkunft gehe es etwa auch vielfach darum, die Kinder überhaupt einmal so weit zu bringen, dass sie zum Lernen bereit sind.

Potenzial auch bei Elternarbeit

Eines ihrer Ziele ist die Anschaffung von Musikinstrumenten für Empowerment und Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Genauso gebe es aber auch Bedarf an mehr kognitiver Förderung, bei der Elternarbeit sieht sie ebenfalls noch Potenzial. Roswitha Gutdeutsch, Leiterin der Ganztagsvolksschule 05 Am Hundsturm in Margareten, hob die zusätzlichen Ressourcen hervor, die das Projekt bringt. Sie hätte sich allerdings gewünscht, dass von den Mitteln neben Workshops auch die an ihrem Standort benötigten Ausbildungen etwa zu Autismus und Peer-Mediation finanziert werden könnten.

Weitere Schulen im Herbst

Gestartet wird in der Pilotphase mit zehn Volks- und Mittelschulen, an denen es viele Kinder mit nicht deutscher Erstsprache und Eltern mit geringer Bildung gibt und die aus Sicht des Schulqualitätsmanagements besonders geeignet sind. Um sicherzustellen, dass das Projekt nachhaltig wirkt und die Schulen zu einem tiefgehenden Schulentwicklungsprozess bereit sind, ist die Teilnahme freiwillig. Im Herbst kommen zwölf weitere Standorte dazu, auch ein dritter Durchgang ist bereits geplant.

Für die Schulleitungen, die an ihren Standorten sehr viele Aufgaben und Herausforderungen haben, sind ein eigenes Fortbildungsangebot, Coaching und fachspezifische Beratungen vorgesehen. Kooperationspartner helfen bei standortrelevanten Aktivitäten und Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler, für Lehrkräfte wird Supervision angeboten. Außerdem bekommt jede teilnehmende Schule die Möglichkeit, das Schulareal und hier vor allem die Freiflächen attraktiver zu gestalten. Ein wichtiges Element des Programms ist zudem die Vernetzung und Kooperation der teilnehmenden Schulen.