Für Schließungen hat die Inflation bisher aber noch nicht gesorgt. Viele Greißlereien klagen über hohe Energiekosten und gestiegene Einkaufspreise. Daher müssten sie die Lebensmittel auch teurer als bisher weiterverkaufen.
Im Schnitt wurde der Verkaufspreis um zehn bis 15 Prozent erhöht, verrät der Geschäftsführer der Döblinger Greißlerei „Greißler mit Herz“ Andreas Drazil. Während große Supermärkte stets mit Angeboten locken, können Greißlereien nicht mehr mithalten. „Als Kleiner ist das für mich nicht möglich. Dann würde es sich einfach nicht mehr ausgehen“, so Drazil.

Menschen haben weniger Geld
Den Greißlerinnen und Greißlern fällt zudem auf, dass die Leute mehr auf ihr Geld schauen. Sie merken, dass die Preise von Produkten öfter verglichen werden und die Kundinnen und Kunden auf der Suche nach dem besten Preis auch mehrere verschiedene Lebensmittelgeschäfte aufsuchen. „Die Leute kommen, schauen sich die Produkte an und finden sie toll. Eingekauft wird dann beim Supermarkt ums Eck“, so die Erfahrungswerte von Drazil.
Ähnlich geht es auch Conny Schmutzer. Sie ist die Geschäftsführerin der Greißlerei „Salon am Park“ in der Leopoldstadt. „Die Leute sehen das Wort ‚bio‘, hören ‚regional‘ und denken automatisch, dass die Produkte beim Greißler teurer sind“, erzählte sie. Oft sei das jedoch nicht der Fall. So würden die großen Supermärkte etwa für pflanzliche Milchersatzprodukte einen Aufschlag verlangen, da diese nicht wie etwa Kuhmilch als Grundnahrungsmittel gelten. Sie versuche die Preise auf einem ähnlichen Niveau zu halten.

Energie- und Reparaturkosten als Probleme
Zwar habe Schmutzer seit der Inflation noch keine Veränderung am Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden festgestellt, jedoch würden ihr mögliche Nachzahlungen für Strom und Gas Sorgen bereiten. Auch die Finanzierung von Reparaturarbeiten könne zum Problem werden. „Gerade hat unser Geschirrspüler den Geist aufgegeben. Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Reparatur bezahlen können“, so Schmutzer. Auch andere in die Jahre gekommene Geräte könnten bald kaputtgehen. Mit der Inflation sind auch Elektrogeräte teurer geworden.
Obwohl die finanzielle Lage der Wiener Greißlerinnen und Greißler teils prekär sei, gibt es laut der Wirtschaftskammer Wien noch keine inflationsbedingten Schließungen. Ganz im Gegenteil: „In den inneren Bezirken hat es in den letzten Jahren sogar eine Zunahme an ‚modernen Greißlern‘ gegeben“, so Margarete Gumprecht von der Wirtschaftskammer Wien. Besonders bei der jüngeren Generation seien Greißlereien mit Konzepten wie dem Verkauf von unverpackter Ware im Trend.