Theke von Greißlerei „Salon am Park“
ORF/Lara Hassler
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Wirtschaft

Inflation: Kein Greißlersterben in Wien

Der Lebensmittelhandel ist von der Teuerung besonders betroffen. Während große Supermarktketten die gestiegenen Kosten meist ohne große Probleme stemmen können, befinden sich kleine Lebensmittelgeschäfte wie Greißlereien finanziell oft am Limit.

Für Schließungen hat die Inflation bisher aber noch nicht gesorgt. Viele Greißlereien klagen über hohe Energiekosten und gestiegene Einkaufspreise. Daher müssten sie die Lebensmittel auch teurer als bisher weiterverkaufen.

Im Schnitt wurde der Verkaufspreis um zehn bis 15 Prozent erhöht, verrät der Geschäftsführer der Döblinger Greißlerei „Greißler mit Herz“ Andreas Drazil. Während große Supermärkte stets mit Angeboten locken, können Greißlereien nicht mehr mithalten. „Als Kleiner ist das für mich nicht möglich. Dann würde es sich einfach nicht mehr ausgehen“, so Drazil.

Greißlerei „Greißler mit Herz“ von außen
ORF/Lara Hassler
Seit acht Jahren betreibt Andreas Drazil die Greißlerei „Greissler mit Herz“ in Döbling

Menschen haben weniger Geld

Den Greißlerinnen und Greißlern fällt zudem auf, dass die Leute mehr auf ihr Geld schauen. Sie merken, dass die Preise von Produkten öfter verglichen werden und die Kundinnen und Kunden auf der Suche nach dem besten Preis auch mehrere verschiedene Lebensmittelgeschäfte aufsuchen. „Die Leute kommen, schauen sich die Produkte an und finden sie toll. Eingekauft wird dann beim Supermarkt ums Eck“, so die Erfahrungswerte von Drazil.

Ähnlich geht es auch Conny Schmutzer. Sie ist die Geschäftsführerin der Greißlerei „Salon am Park“ in der Leopoldstadt. „Die Leute sehen das Wort ‚bio‘, hören ‚regional‘ und denken automatisch, dass die Produkte beim Greißler teurer sind“, erzählte sie. Oft sei das jedoch nicht der Fall. So würden die großen Supermärkte etwa für pflanzliche Milchersatzprodukte einen Aufschlag verlangen, da diese nicht wie etwa Kuhmilch als Grundnahrungsmittel gelten. Sie versuche die Preise auf einem ähnlichen Niveau zu halten.

Regale in der Greißlerei „Salon am Park“ mit Geschäftsführerin Conny Schmutzer
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Die Geschäftsführerin der Greißlerei „Salon am Park“, Conny Schmutzer, wünscht sich einen bewussteren Konsum

Energie- und Reparaturkosten als Probleme

Zwar habe Schmutzer seit der Inflation noch keine Veränderung am Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden festgestellt, jedoch würden ihr mögliche Nachzahlungen für Strom und Gas Sorgen bereiten. Auch die Finanzierung von Reparaturarbeiten könne zum Problem werden. „Gerade hat unser Geschirrspüler den Geist aufgegeben. Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Reparatur bezahlen können“, so Schmutzer. Auch andere in die Jahre gekommene Geräte könnten bald kaputtgehen. Mit der Inflation sind auch Elektrogeräte teurer geworden.

Obwohl die finanzielle Lage der Wiener Greißlerinnen und Greißler teils prekär sei, gibt es laut der Wirtschaftskammer Wien noch keine inflationsbedingten Schließungen. Ganz im Gegenteil: „In den inneren Bezirken hat es in den letzten Jahren sogar eine Zunahme an ‚modernen Greißlern‘ gegeben“, so Margarete Gumprecht von der Wirtschaftskammer Wien. Besonders bei der jüngeren Generation seien Greißlereien mit Konzepten wie dem Verkauf von unverpackter Ware im Trend.