Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger
APA/GEORG HOCHMUTH
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KULTUR

Weniger Abonnenten in der Josefstadt

Die Pandemie hat im Theater in der Josefstadt das Publikumsverhalten nachhaltig verändert. Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten ist deutlich zurückgegangen. Karten werden meist nur für eine Vorstellung gekauft. Finanziell schränkt man sich ein, es sind für die kommende Saison weniger Premieren geplant.

Wirtschaftlich ist das Theater in der Josefstadt auf Erholungskurs. Man habe sich durch zahlreiche Maßnahmen wie etwa die Reduktion der Premierenanzahl erholt, heißt es vom Stiftungsrats- und Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Drozda.

Mehr Freiverkäufe, weniger Abos

Die Pandemie hat die Besucherströme verändert. Aktuell hat das Haus 13.000 Abonnentinnen und Abonnenten, das ist ein kräftiger Rückgang gegenüber 18.000 Abos in der Saison 2018/19. Mittlerweile sind fast 58 Prozent der insgesamt 210.000 Besuche Freiverkäufe, während rund 42 Prozent über ein Abo verfügen.

Kartenpreise steigen sozial gestaffelt

In der neuen Saison werden die Kartenpreise sozial gestaffelt steigen, wobei sich die durchschnittliche Erhöhung auf 6,15 Prozent beläuft und Preise der billigeren Kategorien nicht erhöht werden.

Seitens der Stadt Wien und des Bundes wurden für die kommende Saison Subventionserhöhungen beschlossen. Jene
der Stadt Wien wird in der kommenden Saison um 1,6 Mio. Euro auf 9,5 Mio. Euro erhöht, und der Bund erhöht um 1,2 Mio. auf 9,4 Mio. Euro.

Theater in der Josefstadt von außen
ORF
Theater in der Josefstadt

Kammerspiele mit Literatur statt Schwank

Zum Auftakt im Herbst stehen Ibsen mit „Die Stützen der Gesellschaft“ in der Regie von David Bösch in der Josefstadt (7.9.) und Kleists „Der zerbrochne Krug“ in der Regie von Amelie Niermeyer (9.9.) auf dem Programm, womit sich Herbert Föttinger den Themen Machtmissbrauch, Opportunismus und Lüge widmen will. Die Programmierung der Kammerspiele solle künftig stärker auf Literatur statt Schwank fokussieren, so der Hausherr, der dort weiters Stücke von Fritz Hochwälder („Der Himbeerpflücker“, 30.11.) und Tschechow („Die Möwe“, 28.3.2024) ankündigte.

Zwei Turrini-Uraufführungen

„Bis nächsten Freitag“ nennt sich das neue Stück Turrinis, das am 16. November Premiere feiert. Als zwei in die Jahre gekommene Freunde, die sich einmal pro Woche in einem Lokal namens „Zur tschechischen Botschaft“ treffen, stehen Föttinger und Erwin Steinhauer in der Regie von Alexander Kubelka auf der Bühne.

Peter Turrini und Herbert Föttinger 2014
APA/
Peter Turrini und Herbert Föttinger auf der Bühne

Den Titel „Es muß geschieden sein“ trägt die zweite Uraufführung des 78-jährigen Autors, die in Kooperation mit den Raimundspielen Gutenstein ins Theater in der Josefstadt kommt und 1848 im revolutionären Wien spielt. „Was geschieht, wenn Kunst und Wirklichkeit aufeinanderprallen? Wenn Katastrophen, Kriege, Revolutionen nicht irgendwo, sondern vor den Toren des Theaters stattfinden?“, fragt sich Turrini in dem Stück, das Stephanie Mohr am 11. Jänner 2024 zur Uraufführung bringt.

Juergen Maurer erstmals in der Josefstadt zu sehen

In den Kammerspielen setzt man neben Kleist und Tschechow („Die Möwe“) auch auf Wedekinds „Lulu“ in einer Bearbeitung von Elmar Goerden sowie die Erstaufführung von Yasmina Rezas „James Brown trug Lockenwickler“ in der bereits dritten Regiearbeit von Sandra Cervik. Darin gibt Juergen Maurer sein Josefstadt-Debüt als Vater, Maria Köstlinger steht ihm als Mutter zur Seite. Die beiden müssen lernen, damit umzugehen, dass sich ihr Kind eine neue Identität zulegt.

Zu den weiteren Highlights zählen Claus Peymanns Inszenierung von Becketts „Warten auf Godot“ (Premiere am 14.12.) und Thomas Arzts Auftragswerk „Leben und Sterben in Wien“ (7.3.), in dem der 40-Jährige „ein gleichermaßen blutiges wie poetisches Bild der österreichischen Zwischenkriegszeit“ zeichnet. Den Saisonabschluss bestreitet am 1. Juni 2024 Carlo Goldonis „Trilogie der Sommerfrische“, in welcher Giacinta, „eine durch und durch moderne, unabhängige Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt“, im Zentrum steht.