Jugendliche bedrohen sich mit dem Messer, Jugendkriminalität
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Chronik

Jugendkriminalität nimmt zu

Die Jugendkriminalität steigt: Über 3.000 Kinder unter 14 und über 8.400 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren wurden letztes Jahr in Wien als Tatverdächtige ausgeforscht.

Oft geht es um Cybermobbing, Drohungen, aber auch um Betrug im Internet. Aber auch die Straßenkriminalität durch Jugendbanden – mit Diebstählen und Über-fällen – nimmt zu. Mit Sozialarbeitern und spezial ausgebildeten Beamtinnen versuchen Stadt und Polizei gegenzusteuern.

Nicht immer nur „Dummheiten“

Vergangenen Herbst gelang es Jugendpräventionsbeamten, in Ottakring drei Jugendbanden zu zerschlagen: 65 Verdächtige im Alter von zwölf – 17 Jahren wurden ausgeforscht. Ihnen wurden im Bereich von Bahnhöfen und Parkanlagen 110 Straftaten zur Last gelegt – von Vandalismus über Körperverletzung, Raubüberfall, Einbruch und Diebstahl bis zu sexuellem Missbrauch von Unmündigen.

Jugendkriminalität steigt

Die Zahl der Tatverdächtigen zwischen zehn und 14 Jahren hat sich in den vergangen zehn Jahren in Wien fast verdoppelt, auf fast 3.000. Mit Sozialarbeitern und spezialausgebildeten Beamten versuchen Stadt und Polizei gegenzusteuern.

„Es gibt also Jugendbanden, die einfach nur Dummheiten machen und sich vielleicht gar nicht bewusst sind, dass sie hier strafrechtliche Taten setzen. Dann gibt es auf der anderen Seite natürlich auch organisierte Gruppierungen, Jugendliche, die zum Beispiel Drogenhandel und dergleichen betreiben“, sagte Paul Eidenberger, Sprecher im Innenministerium, im „Wien heute“-Interview.

Jugendamt arbeitet mit Schulen zusammen

In Sachen Prävention arbeitet das Jugendamt mit Jugendzentren und Schulen zusammen. Es gebe 20 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die das Jugendamt in Schulen schicken können, wenn diese meldeten, dass Kinder in der Betreuung sehr herausfordernd seien, so Ingrid Pöschmann, Sprecherin des Jugendamts (MA 11). „Wir haben auch vor Jahren ein Antigewaltprogramm entwickelt, das nennt sich multikulturelles Netzwerk.“

Psychologe zu steigender Jugenkriminalität

Die Zahl der Tatverdächtigen zwischen zehn und 14 Jahren hat sich in den vergangen zehn Jahren in Wien fast verdoppelt, auf fast 3.000. Psychologe und Bewährungshelfer Klaus Priechenfried, Leiter von NEUSTART Wien, einem Verein für Bewährungshilfe, Konfliktregelung und soziale Arbeit spricht zu den Ursachen.

Kinder unter 14 sind strafunmündig. Doch das Jugendamt ergreift Maßnahmen, notfalls auch gegen den Willen der Eltern: „Wir können sagen, wir wollen eine ambulante Betreuung in der Familie installieren. Die Familie muss hier mit uns zusammenarbeiten. (…) Oder, wenn wir erkennen, dass das Kind derzeit in der Familie nicht gut betreut werden kann, können wir veranlassen, dass das Kind aus der Familie genommen wird.“

Fast Verdoppelung bei Altersgruppe zehn bis 14

Fakt ist, dass die Zahl tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher in Wien angestiegen ist, wie ein Vergleich von 2013 und 2022 zeigt: Vor zehn Jahren wurden in Wien 200 straffällige gewordene Kinder unter zehn Jahren ausgeforscht. Letztes Jahr waren es 239. Die Zahl der Tatverdächtigen zwischen zehn und 14 Jahren verdoppelte sich von 1.474 auf 2.815 nahezu. Letztes Jahr wurden 8.436 jugendliche Straftäter zwischen 14 und 18 Jahren angezeigt. Vor zehn Jahren waren es noch 6.359 Jugendliche. Die Zahlen stammen aus dem Innenministerium.

„Bei der kleineren Straßenkriminalität ist es doch signifikant, dass es immer wieder Migrationshintergrund gibt, bei den Kindern, bei den Jugendlichen. Im Internet, da ist das völlig anders. Da ist es durchgemischt und breit gefächert“, sagte Eidenberger.

Hass im Netz

Durch die Sozialen Medien massiv zugenommen habe die Cyberkriminalität – von Mobbing und Betrug bis zu Kinderpornographie: „Wir merken, dass vor allem bei den Jugendlichen viele Delikte im Internet gesetzt werden, auf Kommunikationsplattformen zum Beispiel: Drohungen, Nötigungen. Vieles, was als Hass im Netz subsumiert werden kann.“ Vielen Jugendlichen sei oft gar nicht bewusst, was verboten ist oder was ihre Kommentare bei anderen auslösen, heißt es.