Strommasten aufgenommen am Freitag, 2. Juni 2023, in der Nähe von Loosdorf bei Melk (Luftaufnahme)
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

E-Control kritisiert Wien-Energie-Preise

Trotz Drucks von der Politik geben die Energieanbieter billigere Einkaufspreise von Gas und Strom nur schleppend an Kunden weiter. Gerade bei Neukundenverträgen seien die Energiepreise immer noch hoch, kritisiert die E-Control auch konkret die Wien Energie.

Die Regulierungsbehörde empfiehlt, die Angebote der Anbieter genau zu vergleichen. Fakt ist: Nach Rekordwerten bei Gas- und Strompreisen im Vorjahr gehen die Einkaufspreise an den internationalen Börsen bereits seit Monaten hinunter. Ende Mai drohte die Bundesregierung damit, dass, wenn die sinkenden Großhandelspreise nicht bald an die Kunden weitergegeben werden, es eine staatliche Gewinnabschöpfung geben werde.

Hanke: „Es wird Änderungen geben“

Auch die E-Control und die Wettbewerbsbehörde prüfen derzeit das Verhalten der Energieversorger. Der Druck von außen scheint langsam zu wirken: Nach der Burgenland Energie, den Voralberger Illwerken und der EVN kündigte diese Woche auch die Wien Energie, die im Eigentum der Stadt steht, an, Ende Juni Energiepreissenkungen zu präsentieren.

„Es wird Änderungen geben. Ich habe die Geschäftsführung klar beauftragt, bis Ende Juni ein Paket vorzubereiten, das im dreistelligen Millionenbereich liegen wird, wo wir Strom, Fernwärme und Gaskunden Bestands- als Neukunden entsprechend entlasten wollen“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).

Kritik an hohen Neukundentarifen

Geht es nach Energieexperten, ist dieser Schritt längst überfällig. Gerade bei Neukundenverträgen seien die hohen Preise nicht mehr nachvollziehbar, sagte Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, im „Wien heute“-Interview: „Was uns schon auffällt, dass manche angestammte Anbieter, darunter auch die Wien Energie, für Neukundentarife extrem hohe Angebote machen. Es ist uns nicht verständlich, warum man keine, jedenfalls mit diesen Preisen keine neuen Kundinnen und Kunden gewinnen möchte. Das ist auch etwas was wir uns gemeinsam mit der Wettbewerbsbehörde wohl anschauen werden.“

Energieunternehmen bei Preissenkung säumig

Obwohl die Großhandelspreise seit Monaten sinken, werden die Kosten für Strom- und Gas für viele Kunden nicht weniger. Energieanbieter geben die Senkungen nur schleppend an ihre Kundschaft weiter.

Bei der Wien Energie verweist man darauf, dass man dafür bei bestehenden Kunden ein gutes Angebot habe: „Kunden, die sich bei uns im September gebunden haben, sind mit 16 Cent deutlich unter den Angeboten der anderen Energieversorger, die das als Senkung verkaufen. Aber wir bereiten auch ein Senkungspaket vor, das wir vor dem Sommer vorstellen werden“, sagte Michael Strebl, Geschäftsführer der Wien Energie.

„Wien Energie“-Preise dürften schrittweise fallen

Bei den neuen Preisangeboten gelte es, genau hinzuschauen, da die meisten mit einer einjährigen Bindungsdauer verbunden sind, so Urbantschitsch von der E-Control. „Bei jedem Angebot auch bei dem, das man von seinem angestammten Versorger bekommt, sollte man unbedingt einen Vergleich anstellen – am besten über den Tarifkalkulator der E-Control- Denn es ist eine Frage des Ausgangspreises. Wenn ich minus zehn, minus 15 Prozent Preisreduktion gebe, kann am Ende das Ergebnis immer noch ein hoher Preis sein.“

Als angemessen bezeichnet Urbantschitsch derzeit bei Strom Preise „um die 20 Cent pro Kilowattstunde, bei Gas sind wir teilweise schon im einstelligen Bereich pro Kilowattstunde“. Wie das Ende Juni präsentierte Energiepreissenkungspaket der Wien Energie aussehen soll, ist noch unbekannt. Doch es ist jetzt schon zu hören, dass die Preise nicht gleich allesamt ab Juli fallen werden, sondern erst schrittweise.