Integration
APA/Herbert Neubauer
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Politik

Integrationsbericht zeigt Bildungsaufstieg der Jungen

Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener hat keinen österreichischen Pass. Wien wird zudem jünger, und die Jüngeren haben eine höhere Bildung – so lautet das Fazit des am Dienstag präsentierten Integrationsmonitors.

Der alle drei Jahre erscheinende Integrationsmonitor zeigt, inwiefern sich der Migrationshintergrund auf Bildungsabschlüsse, Einkommen und leistbares Wohnen auswirkt. Die meisten Menschen, die seit 2014 zugewandert sind, kommen aus EU- bzw. EFTA-Staaten und haben höhere Bildungsabschlüsse (62 Prozent): 25 Prozent haben eine Matura, 38 Prozent eine Hochschule abgeschlossen. Auch Jugendlichen, deren Eltern aus Nicht-EU-Staaten nach Wien gekommen sind, gelingt laut Studie zunehmend der Bildungsaufstieg.

„Integration braucht Zeit. Aber selbst besonders benachteiligte Gruppen bewerkstelligen in der zweiten oder dritten Generation einen sozialen Aufstieg und haben bessere Bildung“, sagte eine der Autorinnen, Leila Hadj Abdou.

Bessere Schulabschlüsse als Eltern

Diese Entwicklung zeigt beispielsweise der Bildungsaufstieg von Kindern, deren Eltern aus Nicht-EU-Staaten nach Wien gekommen sind. Von der Eltern- zur Jugendgeneration halbiert sich der Anteil der Personen mit geringer Bildung.

Integrationsbericht zeigt Bildungsaufstieg der Jungen

Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener hat keinen österreichischen Pass. Wien wird zudem jünger, und die Jüngeren haben eine höhere Bildung – so lautet das Fazit des am Dienstag präsentierten Integrationsmonitors.

Haben in der Elterngeneration (45- bis 59-Jährige) noch rund 40 Prozent maximal einen Pflichtschulabschluss, sind es unter den 15- bis 29-Jährigen, die ihre Bildung bereits in Österreich erworben haben, nur noch 17 Prozent. Integration werde oft auf die Herkunft reduziert. Dabei zeige der Integrationsmonitor, dass auch sozioökonomische Ungleichheiten wie geringer Bildungsstand der Eltern und niedriges Einkommen berücksichtigt werden müssten, betonte Abdou.

Serbien, Türkei und Deutschland

Die Zuwanderung nach Wien hat gemeinsam mit einer positiven Geburtenbilanz dazu geführt, dass die Bevölkerung im Schnitt jünger wurde (Durchschnittsalter: 41 Jahre), und die Stadt wächst. Mit ihren rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Wien die fünftgrößte Stadt in der EU. Davon wurden 2023 rund 39 Prozent im Ausland geboren, und 44 Prozent hatten eine ausländische Herkunft (Geburt im Ausland oder ausländische Staatsangehörigkeit). Die meisten kommen aus Serbien, der Türkei und Deutschland.

Benachteiligungen auf Arbeits- und Wohnungsmarkt

Insgesamt sind bei rund der Hälfte der Wienerinnen und Wiener beide Eltern im Ausland geboren. Diese Menschen erbringen laut der Erhebung nahezu die Hälfte der in Wien geleisteten Arbeitszeit. Gerade Menschen aus Nicht-EU-Ländern müssten dabei aber oft unter ihrer Qualifikation bzw. unter einem zu niedrigen Lohn arbeiten, zeigt ein Vergleich der mittleren Nettolöhne bei gleichwertigem Bildungsabschluss.

Der Erhebung zufolge arbeiten 45 Prozent der Wienerinnen und Wiener, die aus einem Nicht-EU-Land zugewandert sind, in Berufen mit sozial ungünstigen Arbeitszeiten wie Spät-, Nacht- oder Schichtdienst. Zusätzlich erzielen Frauen niedrigere Löhne als Männer. Das bedeutet, dass Frauen mit Migrationshintergrund doppelt benachteiligt sind. Die Benachteiligung schlägt sich auch in der Wohnsituation nieder: Die Betroffenen wohnen oft beengter, teurer und das mehrheitlich auch lediglich befristet.

Ein Drittel ohne Wahlrecht

Eine weitere Benachteiligung ergibt sich durch das „restriktive Staatsbürgerschaftsrecht“: Da das Wahlrecht daran gekoppelt ist, dürfen 33,4 Prozent der Wienerinnen und Wiener nicht wählen, unter den 25- bis 44-Jährigen sind es sogar 45 Prozent.

Der Integrationsbericht erscheint alle drei Jahre, Datenquellen sind amtliche Registerdaten, Stichprobenerhebungen, Lohnsteuerdaten und eine repräsentative SORA-Umfrage. Diese umfasst eine Befragung von 1.104 Menschen in Wien ab 16 Jahren.

„Integrationsmythen widerlegt“

Mit der Erhebung würden nicht nur „Integrationsmythen widerlegt“, betonte Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) bei der Präsentation. „Indem wir uns von Vorurteilen und Stereotypen lösen und auf die Daten des Monitors zurückgreifen, können wir gezielt Maßnahmen ergreifen, um eine integrative und vielfältige Gesellschaft zu fördern und die Herausforderungen, die damit einhergehen, effektiv anzugehen.“

Kritik von ÖVP und FPÖ

Kritik an der Publikation kam von der Wiener ÖVP. Der Integrationsmonitor messe, was der Stadtregierung angenehm sei. Daten zu Deutschkenntnissen und Antisemitismus würden hingegen fehlen, so Integrationssprecherin Caroline Hungerländer, die sich auch gegen eine „Aufweichung“ der Kriterien für den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft stellte.

Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp wiederholte seine Forderung, Sozialleistungen wie die Mindestsicherung an die Staatsbürgerschaft zu koppeln. Viele Zugewanderte würden wegen der Politik der SPÖ unter Bürgermeister Michael Ludwig trotz langjährigen Aufenthalts nicht die Staatsbürgerschaft anstreben, da sie auch so Zugang zum Sozialsystem hätten. „Dies untergräbt die Bedeutung der Staatsbürgerschaft und hemmt die Integration.“ Auch das Wahlrecht müsse ein Privileg österreichischer Staatsbürger bleiben.