9 Plätze – 9 Schätze

Schloss Belvedere

Das Schloss Belvedere ist eine geschichtsträchtige Schlossanlage mitten im dritten Wiener Gemeindebezirk. Am 15. Mai 1955 wurde dort der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Im Schloss und in der Gartenanlage gibt es einiges zu entdecken – von Ausstellungen mit weltberühmten Bildern bis hin zu interessanten Geschichten und Geheimnissen.

„Belvedere“ – das ist italienisch für „schöne Aussicht“. Und das trifft beim Schloss Belvedere auf Vielerlei zu. Das einzigartige Gesamtensemble in der Nähe der Innenstadt besteht aus dem Oberen Belvedere und dem Unteren Belvedere. Der weitläufige Garten zählt zu den schönsten Barockanlagen der Welt. Sobald man ihn betritt, wird man in eine eigene Welt mit vielen wunderbaren Eindrücken gezogen.

Im 18. Jahrhundert beauftragte der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen den angesehenen Barockarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt mit dem Bau eines Sommersitzes. Prinz Eugen selbst war ein großer österreichischer Feldherr und Staatsmann italienischer Abstammung, als Bauherr und Kunstsammler aktiv und gilt als einer der bedeutendsten Mäzene seiner Zeit. 1723 wurde schließlich das Obere Belvedere fertiggestellt.

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Das Schloss Belvedere
ORF/Günther Langegger
Der Schlossgarten Belvedere
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Treppe vor dem Schloss Belvedere
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Eine Statue vor dem Schloss Belvedere
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Eine Statue im Schlossgarten Belvedere
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Schlossgarten Belvedere
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Brunnen im Schlossgarten von Schönbrunn
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Alpengarten im Schlossgarten Belvedere
Belvedere/Johannes Stoll
Klimts Kuss hängt im Museum Belvedere
Belvedere Wien/Johannes Stoll

Weltweit eines der ersten öffentlichen Museen

Nach Prinz Eugens Tod erwarb Kaiserin Maria Theresia 1752 die gesamte Anlage. Sie machte das Obere Belvedere zum Ausstellungsort der kaiserlichen Sammlungen und damit zu einem der ersten öffentlichen Museen weltweit. Der Marmorsaal im Oberen Belvedere bietet einen unvergleichlichen Ausblick auf Wien. Er wird auch „Canaletto-Blick“ genannt. Der venezianische Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, hat diesen Blick auf die Wiener Innenstadt in einem Ölbild festgehalten und populär gemacht.

Das Schloss Belvedere befindet sich im 3. Bezirk, der Haupteingang direkt bei der Ecke Prinz Eugen-Straße / Landstraßer Gürtel. Erreichbar via Straßenbahn Linie 18 und O, Haltestelle Quartier Belvedere. Die U-Bahn-Station Südtiroler Platz Hauptbahnhof liegt nur 1 Straßenbahnhaltestelle weiter, etwa 600 m vom Haupteingang entfernt.

„Österreich ist frei!“ Dieser wohl bekannteste Ausspruch der zweiten Republik und das Foto dazu haben sich im kollektiven Gedächtnis eingeprägt. Zehn Jahre nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wurde mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags die Souveränität Österreichs wieder hergestellt. Die berühmte Szene, bei der Bundeskanzler Leopold Figl den unterzeichneten Staatsvertrag vom Balkon des Belvedere aus der Bevölkerung zeigt, wird oft mit dem Ausspruch „Österreich ist frei!“ verknüpft, obwohl der im Inneren des Schlosses gefallen ist. Das Original des Staatsvertrages befindet sich übrigens im Staatsarchiv des Außenministeriums in Moskau.

Schlossanlage ist UNESCO-Weltkulturerbe

Die barocke Parkanlage ist öffentlich zugänglich. Sie bildet mit den Schlössern eine Einheit, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Im 18. Jahrhundert diente die Anlage mit ihren Gärten hauptsächlich als Bühne zum Lustwandeln, Promenieren und Konversieren und sollte gleichzeitig Macht, Weisheit und Reichtum seines Besitzers demonstrieren.

Der Hauptgarten liegt zwischen Unterem und Oberem Belvedere und erstreckt sich über drei große Terrassen – mit symmetrischen Blumenparterres, Wasserbassins, Hecken, Sphingen und Treppen. An der Südseite des Oberen Belvedere bietet der sogenannte Spiegelungsteich einen besonderen visuellen Effekt: die Schlossfassade spiegelt sich in dem Teich, und man sieht quasi das Schloss doppelt.

Erste öffentlich zugängliche Toilettenanlage

In den 1870ern war das Areal ein beliebtes Ausflugsziel der Wienerinnen und Wiener. Kinder durften im unteren Teil sogar Ball spielen. Um die Sauberkeit zu wahren, wurde schließlich 1874 an der Mauer zum Salesianerinnenkloster die wie es heißt erste öffentlich zugängliche Toilettenanlage Wiens samt Senkgrube errichtet.

Im Areal des Belvedere befindet sich auch der älteste Alpengarten Europas. Er zeigt die wertvolle historische Alpenpflanzensammlung der Bundesgärten. Diese Sammlung wurde 1803 von den Erzherzögen Johann, Rainer und Anton im Schlosspark Schönbrunn gegründet und dann 1865 in den Belvederegarten verlegt. Besonderheiten sind etwa die Rhododendronblüte und die Bonsai-Sammlung mit mehr als 100 japanischen Bonsai.

Kunstsammlung vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Das Schloss Belvedere beherbergt eines der führenden Museen weltweit. Die Kunstsammlung im Unteren und Oberen Belvedere und im Belvedere 21 umfasst 15.000 Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Derzeit können rund 430 angeschaut werden. Unter ihnen: das weltberühmte Gemälde „Der Kuss“ von Gustav Klimt.

Zum Schloss Belvedere gibt es auch eine eher unbekannte und unterirdische Geschichte: Der Kavalierstrakt, ein Seitengebäude, war mit dem Oberen Belvedere 1891 mit einem unterirdischen Gang verbunden. Damit wurde gewährleistet, dass man sich bei jedem Wetter trocken zwischen den Gebäuden bewegen konnte. Unterirdische Geschichten und oberirdische Ausblicke, die es sonst nirgendwo gibt – das bietet das Schloss Belvedere im Herzen Wiens.